Mittwoch, 8. August 2018 von Michael Würz
Klugscheißer mit Lerneffekt
Ich fürchte, meine Kollegen können ein Lied davon singen: Kommen mir „Deppenleerzeichen“, falsche Gänsefüßle oder schlimmere Rechtschreibunfälle unter die Augen, ist mit mir nicht gut Kirschen essen. Gut beraten ist dann wohl, wer in der Redaktion einen weiten Bogen um mich macht. Natürlich: Nur derjenige, der nicht schafft, macht keine Fehler (ich mache auch welche). Und dennoch, liebe DHL: Der DHL-Paketbote heißt, verdammt noch mal, nicht DHL Paketbote. Und, lieber NDR, mal ehrlich: Auch das ehrwüdige NDR Philharmonie Orchester hat doch wirklich ein Kompositum, also die Zusammensetzung, verdient. Halbwegs geradeaus zu schreiben – das hat für mich mit Liebe zur Sprache, zumindest aber mit Respekt zu tun. Sie ahnen schon: Ich könnte mir also relativ häufig die Haare raufen.
So ähnlich muss es dem Meteorologen Jörg Kachelmann gehen, der vielen unserer Zunft – vorzugsweise auf Twitter – manchmal im Minutentakt #Vollpfostenjournalismus vorwirft oder halbseidenen Wetterfroschkollegen in unnachahmlicher Weise, genau: #Vollpfostenmeteorologie. Ein bisschen konnte ich Kachelmann jedenfalls verstehen, als es gestern uns erwischt hatte: „Dumm wie die Südwest-Presse“, wetterte der Wettermann. In der Nähe von Freiburg sei die Dreisam durch die Hitze komplett ausgetrocknet, hatten die Kollegen auf unserer Titelseite berichtet. Da war Kachelmann zum Haare raufen. Natürlich war es nicht die Hitze, sondern die Dürre. Eine Petitesse, mögen Sie sagen. Aber es beginnt im Kleinen. Deshalb: Kritik berechtigt, Kollege Klugscheißer.
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