Balingen

Kein Herz für den Lynchmob

10.12.2013

von Michael Würz

Ein Jäger, der einen Hund an seinen Geländewagen bindet und durch die Stadt schleift. Das ist nicht zu fassen, unmenschlich und schockierend. Dementsprechend heftig fällt die Empörung aus.

Nachdem wir auf zak.de über den Fall aus Burladingen berichtet hatten, entlud sich die Wut hunderter Menschen auch auf der Facebookseite des ZOLLERN-ALB-KURIERS. Als Zeitungsmacher müssen wir da mit neuen Herausforderungen umgehen – bis in die Nacht hinein habe ich Kommentare gelöscht, stapelweise.

Denn bei allem Verständnis für die Aufregung dulden wir auf unseren Plattformen keine Aufrufe zu Straftaten. Zensur, rufen da einige, die sich in ihrer Meinungsfreiheit beschnitten sehen. Was ich wohl sagen würde, wenn es mein Hund wäre? Das weiß ich nicht, es spielt aber auch keine Rolle. Weil wir in einem Rechtsstaat leben, dessen Regeln und Errungenschaften wir nicht mit Täterschutz verwechseln sollten.

Es gehört zu den Kernaufgaben von Journalisten, Öffentlichkeit herzustellen und Missstände aufzuzeigen. Das Netz bietet dafür großartige Möglichkeiten. Doch wir alle müssen uns unserer Verantwortung bewusst sein. Wenn Nutzer zur Lynchjustiz aufrufen, wird das Geschehen im Netz selbst zum Missstand. Dafür ist auf den Angeboten unserer Zeitung ebenso wenig Platz wie für Rassismus, Sexismus und Homophobie.

Auch ich bin empört über den Fall. Und weil ich grundsätzlich falsch finde, wie Menschen in unserer vermeintlich fortschrittlichen Zeit mit Tieren umgehen, lebe ich vegan. Das sollte wissen, wer mir angesichts seines gelöschten Kommentars vorwirft, kein Herz für Tiere zu haben.

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