Dotternhausen

Plettenberg: Abbau bis zum letzten Stein

17.01.2015

von Lydia Wania-Dreher

Der südliche Teil des Plettenbergplateaus soll zur Abbaufläche werden. Danach könnte Deilingen an der Reihe sein. Beim Informationsabend am Donnerstagabend hinterfragten Bürger die Holcimpläne.

Plettenberg: Abbau bis zum letzten Stein

© Volker Bitzer/Archiv

So sieht die bisherige Abbaufläche auf dem Plettenberg aus. Auf verschiedenen Ebenen wird Kalkstein abgebaut und mit der Seilbahn ins Werk nach Dotternhausen gebracht. In Zukunft sollen die Sprengungen weiter in Richtung Süden gehen. Ein Teil der bisherigen Fläche wird rekultiviert und soll zu Wacholderheiden werden.

„Hier geht es nur um wirtschaftliche Interessen. Bei uns wird die Natur zerstört und der gebrannte Ölschiefer wird in der Schweiz verkauft“, machte ein Zuhörer seinem Ärger Luft. Das Unternehmen Holcim Süddeutschland informierte am Donnerstag im Werkforum über viele aktuelle und zukünftige Projekte, auch darüber, wo in den nächsten Jahren abgebaut werden soll. Neben der Erweiterung des Schieferfelds auf Dormettinger Gemarkung in Richtung Osten (wir berichteten), soll auch auf dem Plettenberg erweitert werden. Konkret heißt dies, dass zu den bestehenden 40 Hektar genehmigter Abbaufläche weitere 20 Hektar dazu kommen sollen. Betroffen ist davon der südliche Plettenberg. Das Gestein soll bis 50 Meter vor die Steilkante in Richtung Ratshausen abgetragen werden. Die Abbaufläche würde bis rund 30 Meter an die Albvereinshütte heran reichen. „Derzeit läuft die Änderung des Regionalplans“, informierte Andreas Junginger, Leiter der Gewinnungsbetriebe. Gerade würden Fachgutachten zu den Themen Lärm, Sprengerschütterungen, Wind, Klima, Hydrogeologie sowie Flora und Fauna erstellt. In Sachen Lärm, Sprengerschütterungen und Klima sei dies bereits geschehen.

Fallen alle Gutachten positiv aus, soll Mitte 2017 die Genehmigung für das Vorhaben vorliegen und im Jahr 2018 mit dem Abbau begonnen werden. „Wir haben Angst, dass sich in Hausen am Tann das Klima verändert, wenn der Plettenberg 60 Meter tiefer ist“, äußerte eine Bewohnerin der Gemeinde ihre Bedenken. Dies werde von Spezialisten untersucht, die sich auch damit beschäftigen, ob etwa die Nebeltage zunehmen, erklärte Junginger. „Wir erhalten die Genehmigung nur, wenn sich die aktuelle Situation nicht verschlechtert“, versicherte Werksleiter Dieter Schillo. Das Unternehmen halte sich an die entsprechenden Gesetze.

Ohne diese Süderweiterung könnte Holcim noch circa 14 Jahre auf dem Plettenberg abbauen, denn jährlich werden knapp eine Millionen Tonnen Gestein abgetragen. Mit der angedachten Fläche wären es weitere 40 Jahre mehr. „Wir müssen das Gestein mischen und benötigen daher die andere Fläche“, erklärte Junginger. Man wolle die Lagerfläche vollkommen nutzen.

Auch für die Zeit nach dem Abbau auf dem Plettenberg gibt es schon Überlegungen. „Wir denken über einer Weiterführung am offenen Steinbruch in Deilingen nach“, informierte Junginger. Studenten starten in diesem Jahr mit einer Diplomarbeit, die sich damit beschäftigt, wie es nach den nächsten 40 Jahren weitergehen könnte, erläuterte Werksleiter Dieter Schillo. Dabei gehe es insbesondere um die Anbindung an das Werk und ob diese mit einem über- oder unterirdischen Förderband möglich wäre.

Bis dies aber so weit ist, wird sich das Gesicht des Plettenbergs noch verändern. Im jetzigen genehmigten Bereich wurde bereits im Juni an einem Teil mit der Rekultivierung begonnen. Seine ursprüngliche Form wird der Berg aber nicht mehr erhalten. „Der Plettenberg darf nicht verfüllt werden. Das ist eine Auflage“, sagte Schillo. In den kommenden Jahren sollen die sogenannten Kulissen abgetragen werden. Dabei handelt es sich um die stehengelassenen, schmalen Gesteinswände, die bisher einen Einblick in den Bruch von der Seite oder von unten erschweren. Die steil abfallenden Kanten werden flacher gemacht, bepflanzt und auf der Sohle soll eine Wacholderheide entstehen. Bei der Rekultivierung soll auch die Bevölkerung ein Mitspracherecht haben. „Es gibt Workshops und Exkursionen“, informierte Junginger. Man wolle eine transparente und offene Kommunikation.

„Wie sieht es mit der Aussichtsplattform aus?“, fragte ein Zuhörer. „Sie ist ernsthaft geplant und soll in Richtung Turm aufgestellt werden“, sagte Junginger. Allerdings habe hier auch noch die Umweltbehörde mitzureden. Der Bürger forderte auch, den Anschluss zu den Wanderwegen zu verbessern und beschrieb die aktuelle Situation an der Bergseite des Steinbruchs. „Hier können wir im Rahmen der Rekultivierung sicherlich einen Weg machen“, erklärte Junginger. Auch die Aussichtsplattform am Steilaufstieg werde wieder in Stand gesetzt. Die Bank stehe auf wackligem Grund, der dringend gefestigt werden müsse. Eine Fachfirma übernehme dies noch in diesem Jahr, so Junginger.

Trotz der vielen positiven Argumente der Unternehmervertreter blieben die Nachfragen der Zuhörer kritisch. „Darf man in der Schweiz so mit der Natur umgehen, wie Sie mit unserem Plettenberg?“, wollte eine Frau wissen. Werksleiter Schillo wich der Frage aus und bot den besorgten Bürgern an, auch außerhalb solcher Informationsveranstaltungen für Nachfragen zur Verfügung zu stehen.

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© Lydia Wania

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