Balingen/Reutlingen

Wie von Zauberhand

14.07.2015

von Thomas Godawa

Die weiße Papierbahn in der Rotationsmaschine, die laut und mit hoher Geschwindigkeit angefahren wurde, bekam mit einem Mal Farbe und wurde bunt, wie von Zauberhand, ohne menschliches Zutun.

Wie von Zauberhand

© Thomas Godawa

Die Grundschüler der Klasse 2 der Längenfeldschule aus Balingen besuchten zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Angelika Wöhr das Druck-Zentrum-Neckar-Alb im Gewerbegebiet West in Reutlingen, wo auch der ZOLLERN-ALB-KURIER nachts gedruckt wird. Das Foto entstand in der Eingangshalle der Rotationsdruckerei im Reutlinger Gewerbegebiet West. Im Hintergrund ein Stück Zeitungstransportband, das eine Weltkugel umspannt.

So erlebten es 22 Schülerinnen und Schüler aktuell bei einem Besuch des Druckzentrums Neckar-Alb im Reutlinger Gewerbegebiet West. Hier wird fast jede Nacht der ZOLLERN-ALB-KURIER gedruckt. Doch die Klasse 2c der Balinger Längenfeld-Grundschule war nicht um kurz vor Mitternacht hier, sondern an einem Mittwochvormittag, an dem auch der Südwestmarkt, das Wochenblatt für den Zollernalbkreis, mit einer Auflage von über 80.000 Exemplaren gedruckt wird.

Wie funktioniert denn Drucken überhaupt, das wollten die Mädchen und Jungen wissen und erfahren. Sie hatten nämlich im Vorfeld selber schon ein Buch geschrieben mit dem Titel „O du fröhlicher Weihnachtsmops“, zusammen mit der adventsbesten Klassenlehrerin Angelika Wöhr und Eva-Maria Poster. Nur Buchdrucken ist keine Profession für das Druckzentrum, sondern der Offsetdruck für Tageszeitungen. Beeindruckt zeigten sich die Schüler von den großen Papierrollen im Papierlager, die bis zu 1,2 Tonnen schwer sind und 25 Kilometer Material aufgewickelt haben. Sieben bis acht Rollen braucht der ZOLLERN-ALB-KURIER pro Nacht für eine Ausgabe. „Ob man denn hier auch Geld drucken könnte, oder Schokolade“, wollten die Kinder wissen. Doch beides musste Tageszeitungsredakteur Thomas Godawa, der die Besuchergruppe führte, verneinen. Das sei nicht möglich. Und so erkundeten die Jungen und Mädchen auch ohne diese Voraussetzung den Rest der Rotationsdruckerei. Dabei war der Papierwechsler im Erdgeschoss der dreistöckigen Maschine genauso eindrucksvoll wie die Druckplattenherstellung (Computer to plate – CTP) und die Steuerung des über 800 Tonnen schweren Kolosses. Hier sind in Schichten die Rotationsdrucker beschäftigt, die nicht nur fünf verschiedene Regionalzeitungen jede Nacht drucken, sondern auch warten und reparieren. Und tagsüber werden noch andere Produkte als Tageszeitung hergestellt.

Dass ein Loch in der Wand ausreicht, um die Tageszeitungsexemplare in den Versand mittels eines langen Transportbandes zu bringen, fanden die Schüler faszinierend. In einer großen Trommel werden Werbeprospekte automatisch der Zeitung beigelegt, dann wird die Tageszeitung, immer noch am Transportband hängend, zur Stapelstation transportiert, zu Paketen gebündelt, mit einem Strichcode versehen und auf einem Band in die Versandhalle zu den Speditionsfahrzeugen geleitet. Die bringen die Zeitungen dann wieder zurück in den Zollernalbkreis zu den verschiedenen Abladestationen. Von hier aus wird die Tageszeitung von über 400 Zustellern in die Briefkästen der Abonnenten verteilt. Ausgestattet mit ein paar kleinen Präsenten machte sich die Klasse dann wieder auf den Heimweg per Bus und Zug.

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