Balingen-Endingen

Depressiven schneller helfen: Jochen Schulz startet Petition für kürzere Wartezeiten für psychisch K

01.03.2016

von Lydia Wania-Dreher

Die Wartezeiten auf Therapieplätze bei psychischen Erkrankungen sollen kürzer werden. Der 25-jährige Jochen Schulz aus Endingen will das mit einer Onlinepetition an Hermann Gröhe vorantreiben.

Depressiven schneller helfen: Jochen Schulz startet Petition für kürzere Wartezeiten für psychisch K

© Lydia Wania

Der 25-jährige Jochen Schulz aus Endingen sammelt online Unterschriften. Er möchte das psychisch Kranken schneller geholfen wird.

„Die Wartezeiten auf einen geeigneten Therapieplatz sind in unserem Land einfach viel zu lange“, sagt Jochen Schulz. Oft fänden Betroffene erst nach mehr als sechs Monaten einen kassenärztlich zugelassenen Psychologen, weiß der Initiator der Petition „Therapie jetzt“, der selbst seit Jahren an Depressionen leidet. Im Januar startete der Endinger daher im Internet eine Onlinepetition.

Von psychischen Erkrankungen und ihrer verspäteten Behandlung beziehungsweise Nichtbehandlung sind viele Bundesbürger direkt – als Erkrankte – und indirekt – als Angehörige – betroffen. Der Petent Jochen Schulz ist Student, Autor und hat das als Patient selbst erlebt. Seine Petition ist an Hermann Gröhe gerichtet, den Bundesminister für Gesundheit. Noch bis zum 8. Juli kann sie online unterzeichnet werden. Die Petition soll in jedem Fall an den Bundesgesundheitsminister Gröhe überreicht werden, auch falls das Quorum nicht erfüllt werden kann. Das Quorum, also das Ziel, sind 120.000 Unterzeichner. Es wurde laut Jochen Schulz bewusst so hoch angesetzt, denn das Anliegen der Petition habe bundesweite Relevanz. Dies zeigten auch die regelmäßigen Berichte in den Medien und eine bundesweit angelegte Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2014.

„In vielen Kommentaren im Netz, auch unter der Petition an Hermann Gröhe, werden psychische Erkrankungen wie die Depression immer noch mit Faulheit gleichgesetzt“, erklärt Jochen Schulz. Das Thema sei noch nicht in der Mitte der Bevölkerung angekommen. Und das obwohl, statistisch gesehen, jeder dritte Bundesbürger im Laufe seines Lebens psychisch erkranke. Zusätzlich zur verbesserten Therapiemöglichkeit sei daher auch weitere Aufklärungsarbeit notwendig. Experten wie Professor Florian Holsboer und das Münchener Max-Planck-Institut für Psychiatrie sind sich einig: Eine Depression ist eine potenziell tödliche Krankheit. Diese und andere akute psychische Erkrankungen würden noch nicht mit der notwendigen Dringlichkeit behandelt werden.

Jochen Schulz ist 25 Jahre alt und selbst Betroffener. Seine persönlichen Erfahrungen bei der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten als Patient mit Depression haben den Endinger dazu veranlasst, sich selbst zu engagieren. Der Student möchte anderen Betroffenen und deren Angehörigen Mut machen. Wichtig ist ihm auch, einen Beitrag zur Aufklärung rund um psychische Erkrankungen zu leisten. Er möchte helfen, die vorhandenen Defizite im Gesundheitssystem zu reduzieren.

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