Köln/Balingen

Levin Alin (15) aus Frommern ist als Serienschauspieler auf ZDF Neo zu sehen

18.03.2016

von Nico Pannewitz

Vom Youtuber zum Fernsehschauspieler: Der 15-jährige Levin Alin aus Frommern rasiert seinen schlafenden Vater, veräppelt Leute am Telefon und stellt die Ergebnisse ins Netz – das Ergebnis: eine Serienrolle bei ZDF Neo.  

Levin, der Youtuber

„Was geht ab, Leute“: So begrüßt der 15-jährige Realschüler Levin aus Frommern oft sein Publikum. Sein Publikum, das sind Tausende von Youtube-Usern, die seine Videos auf der Videoplattform im Internet anschauen. Und seine Bühne, das ist nicht selten sein Zimmer in seinem Frommerner Elternhaus.

Levin Allin heißt sein aktueller Youtube-Kanal – nicht nur eine Anspielung an seinen realen Namen Levin Alin, sondern auch sein Spitzname aus Kindheitstagen. Und „all in gehen“ – das heißt: einiges riskieren – muss er in seinen Videos oft tatsächlich, hat er sich nach kleinen Comedysketchen und Top-Ten-Listen seit etwa Ende 2014 doch den Pranks, beziehungsweise der sogenannten Street Comedy verschrieben. Pranks, das heißt Streiche, die mit versteckter Kamera gefilmt werden, sind auf Youtube sehr beliebt. Levin nimmt in seinen Videos, die er hauptsächlich mit einer Spiegelreflexkamera filmt und mit dem Programm Cute Cut schneidet, sowohl Familie und Freunde als auch Fremde auf die Schippe. Inspiriert von bekannten deutschen Youtubern wie unter anderen Leon Machère, reicht sein Spektrum dabei von einfachen Telefon- bis hin zu physischen Streichen.

So musste auch der Bart seines Vaters schon einmal dran glauben – vor den Augen des Youtube-Publikums rasierte Levin ihm im Schlaf ein Stück davon weg. Doch im Gegensatz zu manchen amerikanischen Youtube-Prankstern, die ihre Streichopfer mittlerweile manchmal zu Tode ängstigen, um das Ganze danach als soziales Experiment zu verkaufen, kennt Levin die Grenzen des Zumutbaren.  „Wenn die Leute sauer oder aggressiv werden, löse ich die Situation gleich auf und entschärfe“, erklärt der Teenager. „Manche sind dann auch nicht begeistert, dass ich sie gefilmt habe. Wenn sie nicht wollen, dass ich Videoaufnahmen von ihnen veröffentliche, tue ich es auch nicht.“

 

Levin, der Schauspieler

Dass der 15-Jährige wegen seines Youtube-Kanals nun in der Fernseh-Sitcom Blockbustaz, die am Dienstag, 22. März, um 22.30 Uhr auf ZDF Neo startet, an der Seite von bekannten deutschen Rappern und Schauspielern wie Eko Fresh, Ferris MC, Joyce Ilg oder Tina Ruland mitspielt, hat er aber nicht seinen Pranks zu verdanken. Denn obwohl er in seinem bisher meistangeklickten Video Fremden am Telefon Songverse von Eko Fresh vorliest und sie damit verdutzt, lernte er sein Idol auf andere Weise kennen.

Levin Alin (15) aus Frommern ist als Serienschauspieler auf ZDF Neo zu sehen

Als superspannend beschreibt Levin die Dreharbeiten. Foto: ZDF neo

„Sally von Sallys Tortenwelt auf Youtube mochte eines meiner älteren Videos und hat mich kontaktiert“, verrät Levin. „Über sie lernte ich dann einen Manager kennen, der auch mit Eko Fresh arbeitete.“ Den Rapper durfte er später sogar persönlich bei einem seiner Konzerte treffen – „ein total sympathischer Typ“, wie  sich der Jugendliche erinnert. Die Sympathie beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, denn wenige Monate später teilte der Manager Levin mit, dass der Rapper ihn gerne in der Sitcom Blockbustaz dabei hätte, in der er die Hauptrolle spielen und die im Sommer 2015 gedreht werden würde. Der Frommerner überlegte nicht lange und schickte ein Casting-Video von ihm ein, in dem er, unter Anweisung des deutschen Schauspielers Mark Keller, auch Szenen aus „Blockbustaz“ nachspielte.

Im Juni 2015, wenige Monate vor Drehbeginn, erhielt er dann die ersehnte Bestätigung: Er würde tatsächlich in der Sitcom die Rolle des Deniz Bulut übernehmen. „Deniz ist ein frecher Junge, der zu den Großen wie Sol (Eko Fresh) und Hardy (Ferris MC) gehören will“, erklärt Levin seine Rolle. „Deshalb macht er auch ab und zu Jobs für sie. Er spielt meiner Meinung nach doch eine wichtige Rolle für die Hauptgeschichte, weil die beiden ihn oft brauchen und er immer irgendwie dabei ist.“ Mit seinen Eltern liegt Deniz dagegen oft im Clinch, weil er ein harter Kerl sein will. „Aber eigentlich“, verrät Levin, „hat er sie lieb und sein weicher Kern kommt ab und zu zum Vorschein.“

Zusammen mit deutschen Stars drehen: Die Freude Levins über seine Serienrolle war groß – aber seine Nervosität vor dem Dreh ebenso. „Ich dachte, mit den Stars muss ich anders und vorsichtiger umgehen“, verrät Levin. Aber gar nicht: Als er die kompletten Sommerferien, inklusive einiger Drehpausen, am Set von „Blockbustaz“ in Köln verbrachte, merkte er schnell, dass seine Kollegen genauso normal waren wie er selbst: „Das waren ganz liebe Leute. Wir haben uns gut verstanden und waren eigentlich wie eine Familie.“ Auch die Location gefiel ihm: Reale Sets, kein Greenscreen, mehrere Ortswechsel sowie eine coole angemietete Wohnung – ganz nach dem Geschmack des jungen, angehenden Entertainers. Zudem war auch der Drehalltag nicht so hart, wie er es sich erwartet hatte. „Der Regisseur und Produktionsleiter haben mich nicht von oben herab behandelt, sondern haben mir kreativen Freiraum gelassen, um meine Rolle auszugestalten“, freut sich Levin. „Wir haben auch viel moderne Comedy eingearbeitet. Es ist zwar sehr professionell, aber hat doch etwas von dem kreativen, freien Geist, den ich von Youtube kenne.“

Überhaupt könnte Levin sich vorstellen, die Schauspielerei, beziehungsweise die Arbeit in der Fernsehproduktion fortzusetzen. „Auf Youtube werde ich immer sein“, bekräftigt der Jugendliche, der schon von früh auf kleine Comedyvideos zusammengeschnippelt und auch bereits ein Praktikum in der Mediengestaltung gemacht hat. Aber sowohl auf Youtube als auch beim Fernsehen zu arbeiten, sieht er für seine Leidenschaft, Videos zu drehen und zu schneiden, als gute Kombination: „Ich könnte mich im Fernsehbereich professionalisieren und nebenher auf Youtube mein kreatives, freies Ding machen.“ Ohnehin wachsen das Internet und das klassische Fernsehen immer mehr zusammen – ohne Youtube hätten die Öffentlich-Rechtlichen womöglich nie von Levin erfahren. Zudem drängen immer mehr TV- und Medienunternehmen in den Youtubemarkt, in dem sich früher überwiegend kreative Einzelpersonen tummelten.

Einen Kritikpunkt an der modernen Street Comedy im Fernsehen, die oft von seinen Vorbildern Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt von Circus Halligalli praktiziert werden, hat Levin aber doch: Einige der vermeintlich realen Szenen hält er für gescriptet, das heißt vorgeplant und vorgetäuscht – für seine Art der Street Comedy schließt er das kategorisch aus. „Ich kann nachvollziehen, warum sie es machen, denn im Fernsehen wollen sie bestimmte Erwartungen erfüllen oder bestimmte Reaktionen auslösen. Der Vorteil ist, dass ich das auf Youtube nicht machen muss und es echt bleibt.“

 

Levin Alin (15) aus Frommern ist als Serienschauspieler auf ZDF Neo zu sehen

© Nico Pannewitz

Erst mal die Softbox richten: Levin hat sich in den vergangenen Jahren einiges über das Filmemachen beigebracht.

Levin, der Teenager

Wie sich Levin von seiner Kunstfigur Deniz in „Blockbustaz“ unterscheidet? „Eigentlich gar nicht so sehr“, schmunzelt der 15-Jährige. „Das war für mich die perfekte Rolle.“ Wie sein fiktives Gegenstück sieht sich der Frommerner als aufgedrehter, mutiger Junge. Stress mit seiner Familie hat er aber in der Regel nicht: „Meine Eltern sind meine besten Freunde.“ Diese sind wiederum stolz auf ihren Sohn. „Wir wollen ihm keine Steine in den Weg legen, sondern alles Mögliche tun, damit er seinen Weg gehen kann“, sagt seine Mutter.

Und wie unterscheidet sich der echte Levin vom Levin auf Youtube? „Eigentlich nur durch meinen Redestil. Und dadurch, dass ich auf Video manchmal etwas schlabberiger auftrete als im realen Leben.“ In der echten Welt achtet Levin nämlich sehr auf seine Kleidung und ist sogar ein kleiner Schuhfreak – viele Sneakerpaare hat er schon angesammelt. Ohnehin hat der 15-Jährige auch weiterhin ein Privatleben neben der Kamera. So betätigt er sich schon seit vielen Jahren erfolgreich in Thaiboxen und  Selbstverteidigung, zockt Videospiele und ist regelmäßig mit seinen Kumpels auf Achse. Seine Freunde fiebern der „Blockbustaz“-Premiere nächsten Dienstag auf ZDF Neo nun auch entgegen – Levin wird sich ab dem Tag aber noch mal in Köln aufhalten. In der „Rebel Lounge“ laden die Seriendarsteller um 19 Uhr nach einer Autogrammstunde mit Eko Fresh nämlich zu einem Public Viewing von „Blockbustaz“ ein.

Levin hofft darauf, dass die Sitcom ein Erfolg und es noch mehr Staffeln geben wird. Auch für seinen Youtube-Kanal hat er ehrgeizige Ziele: „Ich will irgendwann die 100.000-Abonnentenmarke knacken.“ Er weiß, dass das mit seinen momentan 2133 Abonnenten noch ein weiter Weg ist – aber er ist hoffnungsvoll. Denn auch wenn englischsprachige Kanäle es oft leichter haben, viele Abonnenten zu finden, ist Youtube seiner Meinung nach in den vergangenen Jahren auch in Deutschland richtig groß geworden. Mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit könnte demnach auch er es schaffen, ein virales Video zu produzieren, das im Netz vielfach verlinkt wird und ihm zahlreiche neue Fans beschert. Dann würde sich auch die Monetisierung, das heißt die Umsetzung von Youtube-Clicks in Geldeinnahmen, lohnen.

Als Erstes richtet er seinen Blick aber auf den 22. März. Denn sein Sprungbrett könnte im Kölner Plattenbau von „Blockbustaz“ stehen.

 

Die erste Folge startet am Dienstag um 22.30 Uhr auf ZDF Neo: „Blockbustaz“ mit Eko Fresh 

Die Geschichte von „Blockbustaz“ dreht sich in erster Linie um den arbeitslosen Sol (Eko Fresh), der von seiner Mutter vor die Tür gesetzt wird und in einem Kölner Plattenbau nun seiner Freundin Jessica (Joyce Ilg) auf der Tasche liegt. Zusammen mit seinem Kumpel Hardy (Ferris MC) bildet das Trio die titelgebenden „Blockbustaz“ – eine kleine Familie, die sich nicht unterkriegen lässt.

Levin Alin (15) aus Frommern ist als Serienschauspieler auf ZDF Neo zu sehen

Eko Fresh und Joyce Ilg spielen in der Serie Sol und Jessica, ein Pärchen, das es im Kölner Plattenbau nicht leicht hat. Foto: ZDF neo

In sechs Folgen rutschen die drei vom Block oft von einer unangenehmen Situation in die andere, denn obwohl der Möchtegernrapper Sol gerne den Mann raushängen lässt, ist er in Wirklichkeit mit dem Alltag des Erwachsenenlebens oft heillos überfordert. Jessica hingegen hadert mit ihrer schwierigen Familie, ihrer Arbeitsbelastung und ihrem ausgeprägten Helfersyndrom. Der Pizzabäcker Hardy macht schließlich einige krumme Geschäfte und lässt sich mit den falschen Leuten ein. Der Frommerner Levin Alin spielt den Nachbarjungen Deniz Bulut, der es auch nicht leicht hat: Sein türkischstämmiger Vater (Aykut Kayacik) ist ein autoritärer Spießer, seine deutschstämmige Mutter (Tina Ruland) zum Islam konvertiert. Der Teenager sucht deshalb Kontakt zu Sol, der ab und zu zwischen Deniz und seinen Eltern vermitteln muss.

„Blockbustaz“ ging 2014 als Sieger aus dem Konzept „TVLab“ von ZDF Neo hervor. In dem „Versuchslabor“ für neue Serien reichen Produzenten Drehbücher und Ideen ein, eine Jury entscheidet, welche davon in der Primetime laufen darf. 2014 schaffte es „Blockbustaz“ an die Spitze – die Voraussetzung für die Produktion der ersten Staffel unter Headautor Niklas Hoffmann und Regisseur Jan Markus Linhof.

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