Zollernalbkreis

IHK sorgt sich um den Austritt der Briten aus der Europäischen Union

27.05.2016

Bleiben die Briten in der EU oder treten sie aus? Das Ergebnis der Abstimmung könnte auch Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft haben. Darauf weist die Industrie- und Handelskammer (IHK) hin.

Die Industrie- und Handelskammer auf der Neckar-Alb sorgt sich über die Folgen eines möglichen Brexits. „Es wäre ein herber Rückschlag, wenn wir für Lieferungen nach Großbritannien künftig wieder Ausfuhrdokumente ausfüllen und Zollvorschriften beachten müssten“, sagt Heiko Müller, Vorsitzender des IHK-Außenwirtschaftsausschusses.

Die Sorgen sind durchaus berechtigt. Denn aktuell liegen die Befürworter und Gegner eines Austritts gleichauf bei knapp über 40 Prozent. Es kommt also auf die Unentschlossenen an.

Der Brexit, der „British exit“, schwebt über der Europäischen Union. Was wäre, wenn die Briten tatsächlich am 23. Juni für einen Austritt stimmen würden? Das Vereinigte Königreich wäre dann wieder ein Drittstaat wie beispielsweise die Schweiz. Sämtliche Handelsprivilegien der EU-Mitgliedstaaten wie Zollfreiheit, freier Kapitalverkehr, Freizügigkeit und Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit fielen weg. Die Folgen würden bis in die Region hinein spürbar werden. „Großbritannien ist gerade auch ein Markt für kleinere Unternehmen. Sie würden es schwer haben, die zusätzliche Bürokratie zu bewältigen und sich dann vielleicht zurückziehen“, befürchtet Müller.

Für baden-württembergische Unternehmen ist Großbritannien bislang ein heimlicher Star im Exportgeschäft. Seit Jahren entwickeln sich die Exporte überproportional gut und bei der Abwicklung kommt es kaum zu Problemen. In Zahlen: 6,3 Prozent aller Exporte aus Baden-Württemberg gehen mittlerweile auf die Insel, zuletzt waren das Waren im Wert von rund 195 Milliarden Euro. Das Vereinigte Königreich ist in der Liste der wichtigsten Auslandsmärkte im Land auf Rang sechs. „Wenn sich Großbritannien isoliert, muss mit einem doch erheblichen Rückgang der Im- und Exporte gerechnet werden“, sagt Martin Fahling, Bereichsleiter International bei der IHK. Vor allem der Automobilsektor wäre betroffen. Er stellt derzeit den größten Anteil an den Exporten.

Wäre Großbritannien nicht mehr Teil des EU-Binnenmarkts, wäre dies für heimische Unternehmen auch ein direkter Kostenfaktor. Sie müssten wieder Zölle entrichten und andere Standards und regulatorische Anforderungen, etwa auch bei der Entsendung von Mitarbeitern, berücksichtigen. „Die Verhandlung eines wie auch immer gearteten Freihandelsabkommens mit der EU wäre daher sicher einer der ersten Schritte nach dem Brexit“, sagt Fahling. Bis zu einem Vertragsschluss könnten viele Jahre ins Feld ziehen.

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