Albstadt-Lautlingen

Anlieger der Lautlinger Ortsdurchfahrt nehmen Stellung zu Südtrassengegnern

03.06.2016

Für sie ist die Tag für Tag durch Lautlingen rollende Blechlawine unerträglich: Direkte Anlieger der Ortsdurchfahrt nehmen Stellung zu den Argumenten, die die Gegner der Südumfahrung ins Feld führen.

Die Unterzeichner der Stellungnahme – Thomas und Dr. Heike Schmid, Jürgen und Regine Letsch, Georg und Maria Schmid, Sylvia Zeyer, Wolfgang Haug, Hubertus und Jasmin Kraft, Sarah Mückler, Thomas und Reinhard Haas, Edwin und Brigitte Schreyeck, Josef und Waltraud Schneider, Iris Bohnert und Ralph Wieder sowie Konrad Oswald und Lydia Greber – wohnen entweder direkt an der Ortsdurchfahrt oder nicht weit davon entfernt. Für sie steht fest: „Die Belastung der Ortsmitte mit über 25 000 Kraftfahrzeugen, Tendenz steigend, davon ein erheblicher Anteil an Schwerlastverkehr, sowie Gefahrguttransporten ist städtebaulich eine Katastrophe und entspricht längst nicht mehr den Anforderungen einer modernen Infrastruktur, die alle mobilen Bürger als selbstverständlich voraussetzen. Im Gegensatz zu den Anwohnern der Südtrasse haben wir täglich ohne aktive Schutzmaßnahmen Lärm und Dreck zu ertragen.“

Zur Kritik der Südumfahrungsgegner an der ihrer Ansicht nach mangelnden Informationspolitik hinsichtlich der Trassenplanung sagen die Anlieger der Ortsdurchfahrt: „Die Südtrassengegner behaupten, die Stadt Albstadt habe die Bevölkerung nicht ausreichend über die Planung der Südtrasse informiert. Außerdem seien Pläne den Bürgern vorenthalten worden. Diese Behauptungen sind falsch. Zahlreiche Zeitungsberichte sowie die Aufzeichnungen beim Stadtplanungsamt über durchgeführte Bürgerversammlungen belegen, dass alle Bürger über wichtige Planungsschritte stets informiert wurden. Folgende wichtige Bürgerversammlungen fanden statt: 21. September 1992: Es wurde über alle zur Diskussion stehenden Trassen informiert. 1. Oktober 1996: Vorstellung der 1G-Variante (Südtrasse). 17. Juni 1998: Vor knapp 18 Jahren erschien im ZAK der Bericht, dass Lautlingen auf der Südtrasse in Form der Variante 1G (Trassenbeschreibung mit Abbildung im Lageplan) umfahren wird. Insbesondere wurde darüber informiert, dass das Meßstetter Tal auf einem zirka 300 Meter langen Viadukt überquert wird. Spätestens seit diesem Zeitpunkt musste jedem Bürger Umfang und Trassenverlauf bekannt sein. Wo war damals der Aufschrei in der Bevölkerung?

Anlieger der Lautlinger Ortsdurchfahrt nehmen Stellung zu Südtrassengegnern

© Olga Haug

Solange die Politik den Schwerlastverkehr nicht auf die Schiene bringt, wird sich das Problem der Lärm- und Schmutzbelastung nicht lösen lassen.

13. Juni 2006: Im ZAK erschien der Bericht 'Endlich grünes Licht für Lautlinger Ortsumfahrung' mit der Information, dass das Innenministerium BW den Genehmigungsplan für die Ortsumgehung freigegeben hat. Ferner erfolgte der Hinweis, dass mit den Planungen für die Ortsumgehung noch im Jahr 2006 begonnen werden kann. Jetzt hätten doch alle Alarmglocken der Südtrassengegner läuten müssen! 19. September 2014: Der nächste wichtige Bericht im ZAK unter dem Titel 'Etappensieg für Lautlingen, der Sichtvermerk ist da'. Hierbei wurde der heute aktuelle Trassenplan in Farbe abgebildet.“

Der jetzt von den Trassengegnern veröffentlichte Plan sei also schon seit 1,5 Jahren bekannt. „Die Trassengegner haben sich offensichtlich mit der Umgehung nicht intensiv beschäftigt, da sie an eine Realisierung mangels Finanzierbarkeit ohnehin nie geglaubt haben. Jetzt unmittelbar vor dem Planfeststellungsverfahren ist man plötzlich aus dem Tiefschlaf aufgewacht. Wir sind der Meinung, von mangelhafter Informationspolitik kann nicht die Rede sein.“

Auch das Argument, durch die Südtrasse werde die Landschaft im Bereich Meßstetter Tal bis Hossinger Leiter unwiederbringlich zerstört, können die Anlieger der Ortsdurchfahrt nicht nachvollziehen. In ihrer Stellungnahme schreiben sie: „Es ist zutreffend, dass die Südtrasse einen Eingriff in die Landschaft darstellt. Von einer Landschaftszerstörung über mehrere Generationen hinweg zu sprechen, ist einfach übertrieben. Traufgänge und Hossinger Leiter sind auch nach dem Trassenbau weiterhin für Erholungssuchende uneingeschränkt nutzbar. An den Straßenbau werden heute hohe ökologische Anforderungen gestellt. Diesen sind während der gesamten Planung Rechnung zu tragen. Beispielsweise ist der Verbrauch von Naturschutzflächen im Bereich der Trasse durch Anlegen von Biotopen an anderer Stelle auszugleichen. Allein mit dem Schutz von sieben Feldlerchenpaaren sowie einer geschützten Heuschreckenart hat sich die Planung fünf Jahre beschäftigt. Würde die Trasse die Landschaft des Lautlinger Südens unwiederbringlich zerstören, so hätte das Bundesverkehrsministerium im September 2014 sicher keinen Sichtvermerk erteilt.“

Nicht überzeugend ist für die direkten Anlieger der Ortsdurchfahrt auch das Argument, das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Südtrasse basiere auf „geschönten“ Werten. Dem entgegnen sie wie folgt: „Im Stadtplanungsamt liegen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen sämtlicher Trassenvarianten einschließlich der Tunnellösungen aus. Von den Trassengegnern wird behauptet, das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Südtrasse sei 'auf einseitig geschönten Werten aufgebaut', mit dem Ziel eine Tunnellösung ökonomisch zu diskreditieren. Sollten für diese Behauptung Beweise vorliegen, so bitten wir diese öffentlich zu machen.“

Es führe kein Weg an der Tatsache vorbei, dass alle Tunnelvarianten bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen viel ungünstiger als die Südtrasse gewesen seien und deshalb wegen des schlechten Kosten-Nutzen-Faktors vom Bundesverkehrsministerium verworfen worden seien. „Laut Aussage des OB Konzelmann vom 23. Juni 2015 steht der Gemeinderat voll hinter der Südtrasse. Die CDU-Fraktion hat am 27. Mai 2016 im ZAK Stellung bezogen und sprach sich unmissverständlich für den baldmöglichsten Bau der Südtrasse aus. Wir sind gespannt, ob die weiteren Fraktionen des Gemeinderates ebenfalls öffentlich Stellung zur Südtrasse beziehen.“

Selbstverständlich, heißt es in der Stellungnahme weiter, wäre die Tunnellösung für alle Beteiligten die beste Lösung. Sie könne aber aus den bekannten Gründen nicht verwirklicht werden. Deshalb könne nur der Bau der Südumfahrung zu einer dauerhaften Lösung in Lautlingen führen.

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© Dagmar Stuhrmann

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