Albstadt/Sigmaringen

Ein Roboter aus dem Drucker

30.03.2017

von Vanessa Marquardt

Zwei IT-Security-Studenten bauen lebensgroßes humanoides Helferlein für die Hochschule. Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten sind denkbar.

Ein Roboter aus dem Drucker

© Hochschule

Alle Einzelteile werden gedruckt: Michael Veser (rechts) und Sascha Lanzinger arbeiten an einem zukunftsweisenden Forschungsprojekt.

Sascha Lanzinger (20) und Michael Veser (22) studieren beide IT-Security im vierten Semester. Die Idee für das Roboter-Projekt kam den beiden Studenten vor ungefähr einem halben Jahr. Bei dem hochschuleigenen Nao-Roboter ging damals etwas kaputt. Die beiden Studenten wollten herausfinden was und zerlegten ihn. „Dabei haben wir festgestellt, dass der Roboter einfacher aufgebaut ist als wir dachten“, sagt Lanzinger. „Aus Neugier“ habe man ihn weiter zerlegt. „Wir wollten auch schauen, was man hardwaretechnisch verbessern könnte“, erklärt Veser.

Da man am Nao selbst nichts verbessern oder ändern kann, beschlossen die beiden Studenten, selbst einen Roboter zu bauen. Auf einer Open-Source-Projekt-Seite haben sie den Roboter mit dem Namen Inmoov gefunden. Hier konnten sich die Studenten Baupläne, -anleitungen und technische Zeichnungen runterladen und diese nach ihren Vorstellungen modifizieren.

„Wir drucken den Roboter von oben bis unten“, erklärt Lanzinger. Am Ende soll der Roboter 1,80 Meter groß sein. Allein die reine Druckzeit ohne Leerlaufzeiten oder Korrekturstufen würde zirka 90 bis 100 Tage nonstop betragen. Von der Idee bis es tatsächlich los ging, habe man ein paar Monate benötigt. „Wir haben mögliche Sponsoren angeschrieben“, sagt Veser. Letztlich habe man jetzt eine Förderung über das hochschulinterne Forschungsförderprogramm für Studierende „Start2Research“ erhalten. Von den 1000 Euro Förderprämie haben die beiden angehenden Informatiker einen 3D-Drucker erworben, der alle Einzelteile komplett drucken soll. Die fertigen Teile werden dann geprüft, abgeschliffen und in Handarbeit miteinander verbunden. Als Material verwenden die beiden Studenten PLA.

Ziel sei es, den Roboter später an der Hochschule für Forschungszwecke einzusetzen. Beispielsweise könne man so die Sicherheit von integrierten Systemen prüfen. „Wir reden hier immerhin von 15 Kilo Zugkraft pro Finger, da ist es wichtig, dass die Steuerung sicher ist“, erklärt Veser, sonst könne der Roboter leicht großen Schaden zufügen.

Ein Einsatz eines solchen Roboters wäre theoretisch in der Altenpflege oder im Bereich der Schadstofferkundung denkbar, erklären die beiden Informatikstudenten. Ein weiterer Aspekt sei die künstliche Intelligenz. „Der Roboter soll am Ende selbstständig lernen können, sein Umfeld erkennen und darauf reagieren können – beispielsweise indem er eigenständig einen Ball fängt“. In ungefähr ein bis eineinhalb Jahren soll der Roboter fertiggestellt sein. Bis allerdings auch die Software fertiggestellt sei, das werde noch die nächsten Studierendengenerationen beschäftigen.

Die Materialkosten für das Projekt schätzen die Studenten insgesamt auf rund 5000 Euro. Außerdem werde noch ein spezieller Rechner benötigt, der die Ansteuerung der Motoren übernehmen könne. Per Live-Stream kann man unter twitch.tv/hsalbsiginmoov bereits jetzt den Druck der Einzelteile verfolgen. Eine Website ist im Aufbau.

Wenn man einen vergleichbaren Roboter bei einer kommerziellen Firma kaufen wolle, läge man bei fast 90.000 Euro, sind sich die beiden Studenten einig. In den vergangenen vier Wochen haben die Studenten den linken Arm gedruckt und die Handbasis. Die ersten Fingerteile seien auch schon fertig. Am Anfang hätten die Testdrucke viel Zeit in Anspruch genommen. Auch die Bürokratie habe viel Zeit benötigt. Jetzt soll es schnell voran gehen. Als nächstes wollen die beiden Tüftler Elektromotoren bestellen.

 

Start2Research: Förderprogramm für Forschungsvorhaben

Mittel Start2Research ist ein hochschulinternes Forschungsförderprogramm. Studierende können dabei einen Kurzantrag zu einem Forschungsvorhaben einreichen und erhalten neben finanzieller Unterstützung einen Betreuer zugeteilt, der das Projekt inhaltlich begleitet. Außerdem wird bei Bedarf die Nutzung eines Labors ermöglicht.

Zielvorgabe Die Studierenden führen die Projektaufgaben eigenverantwortlich in Abstimmung mit ihrem Betreuer durch. Die maximale Fördersumme beträgt 1000 Euro. Nähere Informationen zum Forschungsförderprogramm erhalten Studierende beim IAF (Kontakt Volker Oertel, Mail: oertel@hs-albsig.de oder Telefon 07571 / 732-9159).

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