Albstadt/Sigmaringen

„Das ist meine Querdenkerfreiheit“

29.06.2017

von Pressemitteilung der Hochschule

Natalia Goncharov über ihren Weg in die Selbstständigkeit: Nach dem Master in Facility Management hat sie mit ihrem Partner eine eigene Firma gegründet.

Der Anfang war nicht leicht: „Wir haben gar nicht richtig gewusst, in welche Richtung wir gehen“, sagt die 30-Jährige. Inzwischen leitet Natalia Goncharov gemeinsam mit ihrem Geschäfts- und Lebenspartner Ernst Janzen ein achtköpfiges Jungunternehmen in Tagelswangen in der Schweiz.

Beide haben in Sigmaringen Facility Management studiert und auch ihren Master hier gemacht. Vor mehr als vier Jahren haben sie sich gemeinsam zur Gründung des Unternehmens entschieden. „Die Idee war am Anfang, das neben der Arbeit her zu machen und so langsam reinzukommen“, sagt Natalia Goncharov. Freizeit gab es da zwar keine, aber sie habe es nie bereut. Heute zählen 550 bewertete Objekte, mehr als 650.000 erfasste Anlagen und Bauteile sowie über 2.500.000 Quadratmeter bewertete Nutzfläche zum Referenzportfolio der „FDM company GmbH“.

„Wir haben uns auf dem Markt etablieren müssen“, so die Jungunternehmerin. Dafür habe man eigentlich nie Akquise gemacht. „Das meiste kam über Mundpropaganda.“ In der Gebäudezustandsbewertung sei man noch relativ allein auf dem Markt. Diese Erfahrung habe man in andere Bereiche eingebracht und so davon profitiert. „Wir haben uns auf unsere Stärken konzentriert“, sagt Goncharov. Für die Bewertung der Objekte nehme man das Gebäude von außen nach innen komplett auseinander. Neben der Bestandsaufnahme und der Zustandsbewertung wird dabei auch ein Maßnahmenkatalog mit Grobkostenschätzung für die Sanierung erstellt. „Je nach Kundenwunsch gehen wir dabei bis ins kleinste Detail.“

Die Bewertungen dienen dann meist als Entscheidungsgrundlage, wie mit der Immobilie weiter verfahren wird. Außerdem zählen planungs- und baubegleitendes Facility Management und die Einführung von CAFM-Systemen zum Produktportfolio des Unternehmens.

„Unsere Kunden sind eher größer, mit einem großen Objektportfolio“, erzählt Natalia Goncharov. Daher profitiere man auch von vielen Folgeaufträgen. Und darauf ist sie stolz. „Unser Ziel war es von Anfang an, eine gute Qualität anzubieten.“ Für ihren frühen Erfolg hat sie hart gearbeitet. Während ihres Praktikums im Rahmen des Bachelorstudiums hat sie ein festes Angebot in einem Unternehmen erhalten und dann parallel zur Arbeit ihren Master gemacht. Auch das Unternehmen haben sie und ihr Partner neben ihrer Arbeit her gegründet. Von der Gründung des Unternehmens im April 2013 bis zur Einstellung des ersten Mitarbeiters im Juni 2015 habe man sich bewusst Zeit gelassen. „Wir waren der Verantwortung auch gegenüber unseren Mitarbeitern bewusst.“ Am Anfang wurde daher viel mit Freelancern zusammengearbeitet – und dabei viel jongliert. Wenige Monate nach dem ersten Mitarbeiter kam dann der zweite und dritte hinzu. Damit stehe man vor einer ganz neuen Herausforderung: der Unternehmensstrukturierung und Mitarbeiterführung. Wichtig ist ihr, die Begeisterung ihrer Mitarbeiter zu wecken. „Es gibt bei uns keine Hierarchien im Unternehmen, nur in den Projekten. Das ändert sich dann von Projekt zu Projekt.“

Natalia Goncharov lässt andere gern an ihrer Geschichte teilhaben. Ihre Erfahrungen teilte sie Ende Mai im Rahmen eines Gastvortrags mit Studierenden aus verschiedenen Studiengängen. Eingeladen hatte die ehemalige Studentin der Studiendekan Facility Management Prof. Dr. Markus Lehmann. Er ist überzeugt, dass die Studenten von Erfahrungsberichten wie diesen profitieren. „Es ist nie zu früh oder zu spät, man sollte einfach das machen, wofür man brennt“, ermunterte Natalia Goncharov die Studenten, sich auch ruhig etwas zu trauen und neue Wege zu beschreiten. Auf Themen wie den Gründungsprozess ging sie nur kurz ein, „dazu gibt es genug Literatur“. Man müsse sich aber Gedanken über die Festlegung der angebotenen Dienstleistungen machen, eine Kapital- und Liquiditätsplanung aufstellen, das Zeitmanagement sowie die Projektmanagementstrukturen erarbeiten, Kernwerte, wie Professionalität, Kreativität und Qualität definieren, sich Gedanken zu Kundengewinnung und –pflege machen sowie Networking im Vorfeld und Parallel betreiben. Außerdem müsse man Dinge hinterfragen und auch mal Enttäuschungen wegstecken, machte sie den Studenten klar.

„Am Ende ist es eine Achterbahnfahrt, heute hat man viel, morgen hat man weniger, damit muss man klarkommen“, sagt die Jungunternehmerin. Die größte Investition aber sei die Zeit. „Da gibt es keine Wochenenden“, betont sie. Dessen müsse man sich bewusst sein. Für sie war der Weg in die Selbstständigkeit dennoch früh klar. „Ich komme aus einer Familie von Selbstständigen“, sagt sie und lacht. „Ich brauche diese Freiheit. Das ist meine Querdenkerfreiheit.“

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