Villingendorf

Nach der Festnahme: die Pressekonferenz

19.09.2017

von Michael Würz, Benno Schlagenhauf

Polizei und Staatsanwaltschaft gaben am Mittwochnachmittag Hintergründe zur Festnahme des mutmaßlichen Dreifachmörders von Villingendorf bekannt. Mit Video

Nach der Festnahme: die Pressekonferenz

Polizei und Staatsanwaltschaft geben Informationen zur Festnahme in Neufra bekannt. Foto: Benno Schlagenhauf

Die Pressekonferenz im Livestream, in Zusammenarbeit mit der Neuen Rottweiler Zeitung:  

 

 

  • Den Ermittlern sei nach der Festnahme am Dienstagnachmittag ein Stein vom Herzen gefallen, sagte Vizepolizeipräsident Gerold Sigg zu Beginn der Pressekonferenz. 
  • Zwei Bürger hatten den Gesuchten in Neufra gesehen. Einer rief die Polizei an, einer fuhr zur Polizei. Der Täter sei zu Fuß in Richtung Frittlingen unterwegs gewesen, blieb dann im Starkregen unter einem Baum stehen. 
  • Der Tatverdächtige sagte den beiden Streifenbeamten, die ihn festnahmen, ungefragt: „Ich bin der, den ihr sucht.“ Er hatte drei Plastiktüten dabei, und die mutmaßliche Tatwaffe. Der Beschuldigte befindet sich seit heute in U-Haft, sagte Joachim Dittrich, Chef der Rottweiler Staatsanwaltschaft.
  • Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann wegen heimtückischen Mordes angeklagt wird. Hinzu kommt wohl ein weiterer versuchter Mord: Man gehe derzeit davon aus, dass der Mann auch die Mutter des Kindes erschießen wollte, die den Angriff überlebt hatte. 
  • Die Polizei hatte drei Theorien: ein Suizid des Täters, eine geplante Flucht, eine unkoordinierte Flucht. Für alle drei Möglichkeiten habe es Anhaltspunkte gegeben, sagen die Ermittler. 
  • Die Angehörigen seien in tiefer Trauer und werden psychologisch betreut. 
  • Bereits in der Tatnacht seien bei der Polizei die Strukturen für eine entsprechende Sonderkommission geschaffen worden, sagt deren Chef Markus Walter. 
  • Die Sonderkommission bleibt vorläufig aufrecht erhalten, um noch weitere Erkenntnisse über die Flucht zu gewinnen. 
  • Beamte, sowohl bei der Polizei als auch in der Justiz, haben zahllose Überstunden geschoben. Viele waren über 30 Stunden am Stück im Dienst. 
  • Über den Verlauf der Flucht vor seiner Festnahme habe man bislang keine Erkenntnisse, der Festgenommene schweigt. 
  • Die Beamten, die den mutmaßlichen Täter gestern festgenommen haben, beschrieben den Mann als erschöpft. 
  • Vizepolizeipräsident Gerold Sigg bestätigt auf Nachfrage Informationen der Neuen Rottweiler Zeitung (NRWZ), wonach der Mann eine strafrechtlich relevante Vorgeschichte habe. Er sei als gewalttätig bekannt. 
  • Das Amtsgericht Tuttlingen habe im März 2017 ein Annäherungsverbot ausgesprochen. Im Mai wurde dieser Beschluss im Einvernehmen beider Seiten in eine Verinbarung umgewandelt, sagt Sigg. Er durfte sich auch danach der Mutter nicht nähern, ihm waren Sanktionen angedroht. 
  • Auf die Frage, ob es für die Streifenbeamten nicht sicherer gewesen wäre, auf Unterstützung für die Festnahme zu warten, sagt Sigg in der Pressekonferenz: „Es gibt Situationen, in denen kann man nicht warten.“ Alle Streifen würden in Amoktrainings auf solche Situationen vorbereitet. Die Beamten gingen offensiv mit der Lage um, und Sigg spricht – ohne die Festnahme verharmlosen zu wollen – von einer harmlosen Situation. 
  • Laut Soko-Chef Markus Walter hatte der Mann – nach derzeitigem Kenntnisstand – keine Mitwisser. 

  • Es sei unklar, wie der mutmaßliche Täter an die neue Wohnadresse seiner Ex-Partnerin gekommen war.

  • Journalisten wollen wissen: Bekommen beide Zeugen die kurz zuvor ausgelobte Belohnung? Das werde geprüft, sagen die Ermittler. 

  • Zum Vorleben des Täters fehlen laut Polizei gesicherte Erkenntnisse. Ob er tatsächlich ein ehemaliger Soldat ist, müsse noch überprüft werden. Medien hatten dies berichtet. 

  • Polizei-Vizepräsident Gerold Sigg sagt, man arbeite nun weiter an den laufenden Ermittlungen zu dem Fall. Allerdings ohne den hohen Druck, der mit der Festnahme von den Beamten abgefallen sei. 
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