Hechingen

Unsere Frau in Trump-Land

21.12.2017

von Hardy Kromer

Die Hechingerin Claudia Buckenmaier ist seit einem knappen halben Jahr ARD-Korrespondentin in Washington.

Sie ist – wenn man so will – die bekannteste Hechingerin. Wenn Claudia Buckenmaier in den ARD-Tagesthemen Donald Trumps Politik kommentiert, wenn sie mit dem Mikrofon in der Hand für die 20-Uhr-Tagesschau vor dem Weißen Haus steht oder wenn sie für den Weltspiegel durch die Südstaaten streift, schaut ihr regelmäßig ein Millionenpublikum zu.

Die USA kündigen an, die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan zu erhöhen. Claudia Buckenmaier kommentiert Trumps Afghanistan-Strategie. pic.twitter.com/KOrdAY1z2K

Die USA kündigen an, die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan zu erhöhen. Claudia Buckenmaier kommentiert im August 2017 Trumps Afghanistan-Strategie.

Die 53-Jährige, die in Stetten aufgewachsen ist und am Hechinger Gymnasium Abitur gemacht hat, ist zwar schon seit etlichen Jahren ständiger Gast in Deutschlands Fernseh-Wohnstuben, die Berufung zur ARD-Korrespondentin in Nordamerika hat Claudia Buckenmaier aber noch ein Stück mehr ins Rampenlicht gerückt. Auch sie selbst hat den Ruf nach Washington, der sie vor einem Jahr ereilte, als vorläufige „Krönung“ ihrer Laufbahn als Fernsehjournalistin empfunden.

Unsere Frau in Trump-Land

Gummistiefel gehörten in ihren ersten Wochen in Amerika zu Claudia Buckenmaiers Standardausrüstung. In Houston (Foto), Florida und auf Puerto Rico berichtete sie aus den Fluten.

Zurzeit ist Claudia Buckenmaier zusammen mit ihrem Mann auf Heimaturlaub bei ihren Eltern in Stetten – und hat eine Einladung der Südwestpresse zum Redaktionsbesuch gerne angenommen.

Hat sie – fragen wir sie – an diesem Tag denn schon zur Kenntnis genommen, was US-Präsident Donald Trump wieder so getwittert hat? Nein, sagt die Schwäbin und lacht, aber das liege nicht nur an der Tatsache, dass sie Urlaub habe. Auch an Arbeitstagen in Washington hängt die Journalistin nicht sklavisch am Informationstropf des mächtigsten Mannes der Welt. Fürs Brandaktuelle sind im ARD-Studio in der US-Hauptstadt die Kollegen zuständig. Claudia Buckenmaier darf in aller Regel das machen, was sie auch in ihrer fünfjährigen Zeit als Korrespondentin für Skandinavien so liebte: durchs Land reisen, um Features und Reportagen zu drehen, vor allem für den Weltspiegel, wo Zeit ist für die längeren Formate.

Fern der Politik ist sie dabei aber beileibe nicht. „Wenn man übers Land reist“, so ihre Erfahrung, „bekommt man viel besser mit als in Washington, wie es den Leuten geht und welche Auswirkungen politische Entscheidungen haben“. Ohio zum Beispiel hat sie bei einer Reportagereise als „eine komplett andere Welt“ kennengelernt.

Claudia Buckenmaier und ihr Team haben dort Menschen aufgesucht, die Donald Trump vor Jahresfrist gewählt haben. Die Frage war nun, ob ihre Erwartungen erfüllt wurden. Ergebnis: „Seine Anhänger dort sind überwiegend zufrieden mit ihm. Trump schafft es, die Leute glauben zu machen, dass seine Versprechen in Erfüllung gehen. Und wenn sie das nicht tun, dann sind immer die anderen schuld.“

Unsere Frau in Trump-Land

Claudia Buckenmaier im Gespräch mit dem Bürgermeister von Georgetown. Der ist Trump-Wähler, bietet ihm aber bei der Klimapolitik die Stirn: Georgetown setzt ganz auf erneuerbare Energien.

Eine andere Reise führte die gebürtige Hechingerin nach Texas, in die Kleinstadt Georgetown, deren Bürgermeister das Ziel ausgegeben hat, dass die Stadt komplett von erneuerbaren Energien leben kann. Mit dem Bericht, der im Weltspiegel ausgestrahlt wurde, zeigte die Korrespondentin, dass es durchaus lokale und regionale Einheiten in den USA gibt, die Trumps Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen mit ihrer Politik erfreulich gegen den Strich bürsten.

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Hurrikan Harvey erwischt Anfang September die texanische Metropole. Claudia Buckenmaier meldet sich live im Nachtmagazin.

Einen beträchtlichen Teil ihrer ersten fünf Monate in den Vereinigten Staaten verbrachte Claudia Buckenmaier aber völlig unvorhersehbar in Gummistiefeln. Drei Hurrikanen reiste sie hinterher: Bei Harvey stand sie in den Überschwemmungsgebieten von Houston, bei Irma filmte sie die Verwüstungen in Orlando und Tampa, und auf den Spuren von Hurrikane Maria flog sie nach Puerto Rico. Der „absolute Zerstörungszustand“, den sie dort vorfand, ging ihr und ihrem Team „sehr an die Nieren“.

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Die Sonnenfinsternis am 21. August erlebt Claudia Buckenmaier hinter dem ARD-Studio in Washington.

Durchaus zu kauen hat die noch relativ frischgebackene Nordamerika-Korrespondentin auch an ihrer ersten (und bislang einzigen) Begegnung mit Donald Trump. Im Juli nahm Claudia Buckenmaier in Ohio an einer „Rally“ des Präsidenten teil, einer von Trumps Dauer-Wahlkampf-Veranstaltungen. „Es war“, so schildert sie es, „schon ein Erlebnis der besonderen Art“. Zusammen mit anderen Medienvertretern verfolgte sie die „Riesen-Inszenierung“ in einer gewaltigen Halle „in einem eingepferchten Bereich“, einer Art Journalisten-Käfig. „Die Trump-Anhänger brüllten uns an, schrien von Fake News, beschimpften uns und zeigten mit Fingern auf uns. Das waren schon heftige Momente.“

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Claudia Buckenmaier interviewt einen Tea-Party-Politiker in dessen Wohnzimmer in Ohio.

Der Liebe zu ihrem Beruf tun solche Erfahrungen freilich keinen Abbruch, Korrespondent zu sein, bleibt ihr Traumjob. Die ganze Bandbreite der Themen, die Vielfalt der Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen – das ist es, was für Claudia Buckenmaier den Reiz des Journalismus ausmacht.

Unsere Frau in Trump-Land

„Rally“ von Donald Trump: Claudia Buckenmaier ist mittendrin, als Journalisten beschimpft und beleidigt werden.

Noch ein paar Tage Weihnachtsurlaub, dann geht es für sie zurück in ein Land, „wo doch vieles sehr anders ist und vieles einfach auch extremer – und das nicht nur wegen Trump“. Claudia Buckenmaier, die Hechingerin, wird noch viereinhalb Jahre daran arbeiten, den Deutschen dieses fremde Land zu erklären.

Ihren nächsten Auftrag hat sie schon vor Augen: eine 15-minütige Bilanz des ersten Jahres von Donald Trump, pünktlich zum Jubiläum am 20. Januar, auf einem Sondersendeplatz vor Maischbergers Polittalk, in dem dann darüber debattiert wird. „Das steht schon wie eine Wand vor mir“, sagt Claudia Buckenmaier – und lacht. Sie weiß, dass sie auch diese Herausforderung gemeinsam mit ihrem Team meistern wird.

 

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