Baupfusch in der Balinger Klinik: „Ein großes Hygieneproblem“

Eine Botschaft ist Gerhard Hinger besonders wichtig: „Die Notfallversorgung im Krankenhaus ist sichergestellt“, betont der Vorsitzende der Klinik-Geschäftsführung im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER. Darüber hinaus allerdings stehen der Balinger Klinik turbulente Tage bevor: Handwerker müssen den Boden einer kompletten Station entfernen und neu verlegen. Der löst sich vom Estrich, dadurch dringt Feuchtigkeit ein. „Das ist natürlich ein großes Hygieneproblem“, bestätigt Hinger. „Da haben wir enormen Druck.“

Deshalb müsse ausgerechnet jetzt gehandelt werden, zu einer besonders ungünstigen Zeit: Nicht nur die Grippewelle, auch Schnee und Glatteis sorgen für ein volles Haus – Stichwort Knochenbrüche. „Wir können deshalb leider nicht vermeiden, dass Patienten die Nacht auf dem Flur verbringen müssen, bis reguläre Betten zur Verfügung stehen“, sagt Hinger. Betroffen ist die sogenannte Wahlleistungsstation für Privatpatienten. Sie besteht aus 16 Patientenzimmern, Funktionsräumen und dem Flurbereich. Aufgrund der hohen Belegung der Klinik sind dort gegenwärtig auch Patienten untergebracht, für die eigentlich kein sogenanntes Komfortzimmer vorgesehen ist. Laut Klinikleitung handelt es sich um 24 Betten. Für die kommenden Tage habe man alle planbaren Operationen abgesagt, die nicht zeitkritisch sind. „Eine Hüft-OP etwa kann auch noch in zwei Wochen durchgeführt werden“, erklärt der Klinikchef.

Die Mängel sind schon länger bekannt

Hinger sagt, die Verantwortlichen wüssten bereits seit einigen Monaten um das Problem. Allerdings sei es erst jetzt möglich gewesen, Termine von den Handwerkern zu bekommen. Die Firma, die den Pfusch ab Montag beheben soll, hätte Hinger zugesagt, alle Arbeiten innerhalb von eineinhalb Wochen zu erledigen. „Der Boden muss entfernt, der Estrich darunter überarbeitet und dann neuer Boden verlegt werden“, sagt Klinikchef Hinger. Sollte sich abzeichnen, dass der Zeitraum dafür nicht ausreicht, wolle man weitere Handwerker hinzuziehen, um den Zeitplan einhalten zu können. „Wir haben da natürlich auch Druck gemacht.“ Hinger bedauert, dass Patienten während der Bauarbeiten auf dem Gang übernachten müssen. „Dazu haben wir uns schweren Herzens entschlossen“, sagt er. Vor allem, weil die Zeit drängt, die Hygienemängel schnellstmöglich behoben werden müssen. „Da sind wir natürlich auch von den Firmen abhängig.“ Unterdessen seien auch die Revisionsarbeiten in Sachen Brandschutz in vollem Gange, teilt Sabine Geiser, Sprecherin des Landratsamts mit.

Auch der Brandschutz bleibt Thema

Ende des vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Rohre und Leitungen in den Brandschutzwänden nicht ordnungsgemäß eingearbeitet sind. Seither halten rund um die Uhr Feuerwehrleute Sicherheitswache in der Balinger Klinik (wir berichteten ausführlich). „Zum jetzigen Zeitpunkt kann keine Aussage darüber getroffen werden, wie viel Zeit diese Maßnahmen noch in Anspruch nehmen werden“, so Geiser. „Verwaltung, Klinik, Planer und Firmen arbeiten mit Hochdruck daran.“

Bleibt die Frage, ob im Balinger Krankenhaus möglicherweise noch weitere Baumängel ans Tageslicht kommen. Bei jedem Gebäude, das tagtäglich genutzt wird, komme es immer wieder zu Instandsetzungs- und Instandhaltungsbedarf, selbstverständlich auch in der Klinik, formuliert man im Landratsamt diplomatisch. Und betont: „Sofern noch Mängelgewährleistungsansprüche gegen ausführende Auftragnehmer bestehen, werden diese geltend gemacht.“

 

Fakten zu den Baumängeln

Der Boden Auf der betroffenen Station löst sich an mehreren Stellen der Boden, ein Vinylbelag, ab. Im Landratsamt geht man davon aus, dass mit weiteren Mangelerscheinungen zu rechnen ist. Deshalb soll nun der Boden der gesamten Station ausgetauscht werden.

Das Rechtliche Das Landratsamt hat die verantwortliche Firma aufgefordert, die Mängel im Rahmen der Gewährleistung zu beseitigen. Das Unternehmen führe die Arbeiten, die nun nötig sind, auf seine eigenen Kosten durch, teilt Sabine Geiser, Sprecherin der Behörde, mit.

Die Folgen Patienten, die auf der betroffenen Station untergebracht sind, müssen ab Montag auf dem Flur übernachten. Darüber hinaus hat die Klinik sämtliche Operationen abgesagt, die nicht akut notwendig sind. Notfallpatienten würden jedoch ganz normal behandelt.