Zollernalbkreis

„Die Kommunikation muss funktionieren“

26.02.2018

von Pascal Tonnemacher

Kreisräte wollen nicht aus der Zeitung von Problemen im Krankenhaus erfahren. Der Landrat sagt, die Klinikleitung habe ihn nicht informiert.

Eine Dachsanierung, die Annahme von Spenden: Da nickten die Räte in der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses am Montagabend noch zustimmend. Das änderte sich, als im Landratsamt der Tagesordnungspunkt „Anfragen und Bekanntgaben“ folgte. Diesen Punkt nutzte Kreiskämmerer Heinz Pflumm, um das Gremium öffentlich über Baumängel und deren Behebung auf einer Station in der Balinger Klinik zu informieren.

„Die Kommunikation muss funktionieren“

© Michael Würz

Hier, auf Station 4, löst sich der Vinylboden. Ein Hygieneproblem war das bislang noch nicht, sagt der Landrat.

Von den Mängeln hatten die Kreisräte jedoch nicht zuerst von Landrat Günther-Martin Pauli erfahren, sondern aus der Samstagsausgabe des ZOLLERN-ALB-KURIER. Das monierten vor allem Hubert Schiele und Lothar Mennig von den Freien Wählern sowie Elmar Maute (SPD). Mennig hatte dem Landrat bereits am Sonntag per E-Mail unter anderem vorgeworfen, das kommunalrechtlich verankerte Informationsrecht der Mandatsträger scheine für Pauli ein Fremdwort zu sein. Er frage sich, warum das Gremium, das für das Zollernalbklinikum ausschließlich zuständig ist, nach dem Bekanntwerden der Brandschutzmängel und dem Personalengpass an Silvester erneut nicht informiert worden ist.

Pauli hatte Mennig auf dessen E-Mail nach eigenen Angaben bereits geantwortet, führte seine Argumentation aber auch in der gestrigen Sitzung aus: Er betonte, dass es aktuell keine Hygieneprobleme gebe. Das bestätigten Untersuchungen, so Pauli. Er habe darüber gestern mit der Klinik-Geschäftsführung gesprochen. Die Maßnahmen würden nun durchgezogen, weil „latent sind diese Probleme ein Stück weit vielleicht schon vorhanden, die könnten zum Vorschein kommen“, sagte Pauli.

Eine Frage der Formulierung

Klinikumsgeschäftsführer Dr. Gerhard Hinger selbst hatte vergangenen Freitag die Angelegenheit im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER als Hygieneproblem bezeichnet.

Auf die Kritik Mennigs und weiterer Kreisräte antwortete der Landrat, dass ihm die Brisanz des Themas nicht ersichtlich gewesen sei, da er nicht vorhersagen könne, was in der Zeitung steht. Auch er habe von der Schließung erst aus der Zeitung erfahren. „In allen relevanten Punkten werden Sie von der Verwaltung rechtzeitig informiert, sofern wir über die Vorgänge informiert sind,“ sagte Pauli in die Ratsrunde.

Doch Mennig blieb bei seiner Kritik, grundsätzlich nicht informiert worden zu sein. Pauli entgegnete, dass den Räten nichts verheimlicht werde. Stationsschließungen gebe es immer mal wieder, ohne dass es jemanden interessiere. Pauli bezeichnete die bisherige Kommunikation als sehr gut. Elmar Maute (SPD) sagte, dass die Kommunikationsstränge zwischen Klinikchef Hinger und Pauli funktionieren müssten, wenn es derartige Mängel gibt. Ein Kreisrat müsse das wissen.

Hubert Schiele kritisierte auch, dass solche brisante Meldungen nicht zur Akzeptanz der Klinik beitragen, um die man sich an vielen Stellen bemühe. Pauli betonte erneut, nichts von den Ausführungen der Klinikverantwortlichen gewusst zu haben und deshalb die Räte nicht informiert zu haben. Außerdem könne er die Räte nicht über jede Presseanfrage informieren. Schiele indes ist sicher: Solche Meldungen gibt es nicht jede Woche.

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