Tieringen

Leben pur in einer Nacht, die so kalt begonnen hat

03.04.2018

Die Feiertage präsentierten sehr durchwachsenes Wetter. Doch im Feriendorf Tieringen schritten Wagemutige zum gelungenen Experiment des Osterfeuers.

Leben pur in einer Nacht, die so kalt begonnen hat

© Olaf Hofmann

Bitterkalt war es in der Nacht von Sonntag auf Montag. Doch das Osterfeuer, entzündet beim Feriendorf Tieringen, entfaltete einen ganz besonderen Zauber.

Funken stieben tausendfach wie Sterne in den dunklen Nachthimmel. Das Feuer auf der Bergkuppe hoch über Tieringen hat Neugierige angelockt. Fünfzig junge und ältere Menschen, Gäste aus dem Feriendorf, aber auch Alteingesessene aus dem Ort schauen, staunen und erzählen von früher. Walter weiß, da hat es regelmäßig ein Osterfeuer gegeben. Sich am Feuer wärmen, erzählen und lachen, das ist immer etwas Besonderes. Einige der polnischen Gäste stimmen ein Lied an, filmen sich und schicken Ostergrüße nach Osten.

Wer hätte das vor wenigen Stunden für möglich gehalten. „Bei dem Wetter schickt man keinen Hund vor die Tür“, so dachte jeder, als der eisige Wind dichte Schneeschauer vor sich her trieb.

Dabei hatte Diakon Olaf Hofmann vom evangelischen Kirchenbezirk zur Draußen-Nacht am Osterfeuer eingeladen und einige Wagemutige wollten kommen. Aber ehrlich, gestanden selbst die Hartgesottenen ein, dies ist kein Tag, um Heldentaten zu vollbringen.

Also startet der Event am flackernden Feuer am Kamin im Haupthaus des Feriendorfes in Tieringen. Sicherheit ist angesagt. Eine junge Frau biegt mit Gitarre um die Ecke. Alle Achtung! Sofort ergeben sich gute Gespräche. Lebensgeschichten eben. Kurze Zeit später kommen weitere Unerschrockene: eine schwangere Frau mit Familie und ihrer Schwester. Das ist doppelt unglaublich!

Also, es wird ernst mit der Draußen-Nacht. Noch schneit es und so beginnt der Abend mit einer kleinen Wanderung zur Aufwärmung. Es geht runter in den Ort und dann rüber in den Wald direkt zur Schlichemquelle. Am sprudelnden Wasser hält die Gruppe an. Irgendwer murmelt: „Ich will geben den Bedürftigen von der Quelle lebendigen Wassers. Umsonst.“ Wir kosten. Das Wasser schmeckt. Der Rest fließt weiter, ins Tal, in den Neckar und dann in die weite Welt.

Zurück auf dem Plateau der Alb. Es dämmert. Ob die Fackel den durchnässten Holzstapel entfachen kann? Sie kann. Und wie. Die Wärme am lodernden Feuer tut gut und als der Stockbrotteig auftaucht, gibt es kein Halten mehr.

Leben pur in einer Nacht, die so kalt begonnen hat. Es wird eine sehr eindrückliche erste Draußen-Nacht hoch über Tieringen. Bevor Walter geht sagt er: „Das Osterfeuer machen wir nächstes Jahr wieder. Dann bringe ich auch einen Schlafsack mit und bleibe.“

 

Fünfzig Menschen staunen und erzählen.

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