Albstadt

Segelkunstflug: Die Zollernalb steht an vier Tagen Kopf

10.04.2018

Der LSV Degerfeld ist Gastgeber für die kleine Deutsche Meisterschaft.

Das Degerfeld steht Kopf vom 31. Mai bis zum 3. Juni Kopf. Denn der Luftsportverein ist Gastgeber für den Salzmann-Cup 2018, die kleine Deutsche Meisterschaft im Segelkunstflug.

Segelkunstflug: Die Zollernalb steht an vier Tagen Kopf

© Michael Zistler

Kopfüber sieht die Welt ganz anders aus: Die Piloten treten zu ihrer Meisterschaft in Albstadt an.

Dazu erwartet der Verein rund 50 Starter aus ganz Deutschland mitsamt ihrem Anhang auf seinem Flugplatz, ferner einen Teilnehmer aus der Schweiz. Schirmherr des Wettbewerbs ist Albstadts Oberbürgermeister Klaus Konzelmann.

Die Starter treten in drei Klassen gegeneinander an: „Sportsman“ für Einsteiger, „Advanced“ für die Fortgeschrittenen und „Unlimited“ für die Profis. Einsteiger fliegen kleine Programme mit vergleichsweise einfachen Figuren, die Profis müssen den kompletten Figurenkatalog beherrschen und dabei kurzzeitige Fliehkraftbelastungen von sechs „G“ mit Druck in den Sitz und minus drei „G“ mit Zug aus dem Sitz aushalten. „G“ steht für Erdbeschleunigung und bedeutet: Ein Körper wird mit dem entsprechenden Faktor in den Sitz gepresst, aus 60 Kilo Körpergewicht werden rechnerisch bei sechs „G“ 360 Kilo.

Diese Fliehkräfte haben für Untrainierte Folgen, wenngleich die Belastungen nur kurz auftreten. „Wer das nicht gewohnt ist, dem geht tatsächlich das Bild weg“, sagt Gregor Wilke (57). Er ist Hauptorganisator des Wettbewerbs von Vereinsseite aus und flog viele Jahre lang in der Deutschen Nationalmannschaft.

Durch die Belastung verliere ein Laie erst kurzzeitig das Farbsehvermögen, danach stelle sich der Tunnelblick ein, am Ende „wird es einem vorübergehend schwarz vor Augen“. Black-out. Die Akro-Piloten wirken bei hohen Belastungen mit der sogenannten Pressatmung dagegen, damit Kopf und Gehirn gut durchblutet bleiben.

Überhaupt sei Kunstflug nichts für Anfänger, und man könne sich die Figuren schon gar nicht selbst beibringen. Piloten müssen speziell dafür geschult sein. „Die Orientierung im Raum ist eine echte Herausforderung, wenn man auf dem Kopf steht“, so Wilke. Zwei der drei Ruder wirken in Rückenlage seitenverkehrt. Außerdem müsse die Geschwindigkeit genau stimmen, damit der Piloten beispielsweise im Scheitelpunkt des Loopings mit 140 Stundenkilometern ankommt und ihm nicht die Fahrt ausgeht. Sonst hänge die Maschine wie eine reife Pflaume am Himmel.

Bis knapp unter 300 Stundenkilometer schnell dürfen die Flugzeuge geflogen werden, dann ist Schluss. Der rote Strich am Fahrtmesser zeige die Belastungsgrenze des Materials an. „Der Pilot darf im Grenzbereich keinen Fehler machen“, so Wilke. Hinzu kommt das kritische Auge der Jury. Die Figuren müssen sauber geflogen werden und innerhalb der „Box“. Das ist ein würfelförmiger Raum mit einer Kantenlänge von einem Kilometer. Wer die Grenzen während des Programms verletzt und die „Box“ verlässt, kassiert Strafpunkte. Außerdem kann einem die Psyche im Wettkampf schnell mal ein Schnippchen schlagen. Programm, Maschine, Umgebung und sich selbst – der Pilot muss deshalb vieles im Griff haben und top konzentriert sein. Die Losung, wonach Übung den Meister macht, gelte im Kunstflug deshalb ganz besonders.

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