Schörzingen

Bürger gegen Denkmalamt: Ungeliebte Pfarrscheuer

12.04.2018

von Daniel Seeburger

Eigentlich wollte die Schörzinger Verwaltung über Fördermöglichkeiten informieren. Aber auch ein historisches Gebäude stand im Fokus. Mit Kommentar.

Stadt- und Ortschaftsverwaltung Schömberg und Schörzingen luden am Dienstagabend die Bürger zur Informationsveranstaltung „Innen ist in“ ins Foyer der Hohenberghalle ein. Gekommen waren 13 interessierte Schörzinger, die leerstehende Häuser oder nichtbebaute Grundstücke im Ort haben. Bauamtsleiterin Sabine Neumann gab Tipps zu Fördermöglichkeiten. Ein Thema allerdings rückte nach und nach in den Fokus der Diskussion – die alte Pfarrscheuer.

Bürger gegen Denkmalamt: Ungeliebte Pfarrscheuer

© D. Seeburger

Schörzingens Ortsvorsteherin Birgit Kienzler (links) und Schömbergs Bauamtsleiterin Sabine Neumann (Zweite von links) standen den Grundstücks- und Hauseigentümern Rede und Antwort – und wurden mit Fragen nach der Zukunft der Pfarrscheuer konfrontiert.

Auf dem jetzigen Pfarrscheuerareal und der Umgebung könnte ein neues Quartier entstehen. Das Planungsbüro Planstatt Senner aus Überlingen erarbeitete dazu schon eine sogenannte Potenzialstudie Pfarrscheuerareal und stellte sie in Ortschaftsrat und Gemeinderat vor (wir berichteten).

Das Problem aber ist wohl die Pfarrscheuer selbst. Interesse für Investitionen sei vorhanden, allerdings sei allen potenziellen Investoren die Pfarrscheuer ein Dorn im Auge, hieß es am Dienstagabend seitens der Verwaltung. Und auch viele Schörzinger scheinen für einen Abbruch des Gemäuers offen zu sein. Schon in der Gemeinderatssitzung Ende März formulierte Gemeinderat Daniel Bayer: „Keiner weint dieser Pfarrscheuer nach“.

Bürger gegen Denkmalamt: Ungeliebte Pfarrscheuer

Die Eingangtür der Pfarrscheuer ist sehenswert. Am Rest des Gebäudes nagt der Zahn der Zeit.

Allein das Denkmalamt schiebt dem Abbruch einen Riegel vor. Das 291 Jahre alte Gebäude bilde als gleichwertiges Element mit dem gegenüberliegenden Pfarrhaus und der Kirche ein Ensemble, heißt es in der Konzeption von Planstatt Senner. Das Ingenieurbüro fasste die Bewertung der Tübinger Behörde weiter zusammen. Die Pfarrscheuer sei ein Kulturdenkmal und gehöre zum geschützten Umgebungsbereich um das eingetragene Kulturdenkmal St. Gallus- Kirche. „Aus Sicht des Denkmalschutzes sollten Eingriffe in die bisher außergewöhnlich vollständig und gut erhaltene Substanz möglichst minimiert beziehungsweise vermieden werden“, heißt es in der Konzeption des Überlinger Planungsbüros.

Die Pfarrscheuer sei zu schade, als dass sie nur so rumstehe, erklärte Schömbergs Bauamtsleiterin Sabine Neumann am Dienstagabend. Deshalb werde eine Gesamtkonzeption für das ganze Areal angestrebt. Anderer Ansicht waren allerdings die Schörzinger Bürger, die bei der Veranstaltung im Foyer der Hohenberghalle mit dabei waren. Die meisten Schörzinger würden einen Abbruch befürworten, so der Tenor. Sogar eine Bürgerbefragung wurde angeregt. Und auch die Ortschaftsräte wären nicht kategorisch gegen einen Abriss. „Wir sind die letzten, die da blockieren würden“, sagte Ortschaftsrat Heiko Gerstenberger. Selbst die Ortschaftsverwaltung ist unsicher in der Bewertung der Pfarrscheuer. Man habe sogar schon im Freiluftmuseum Neuhausen ob Eck nachgefragt, ob man das Gebäude nicht übernehmen wolle. Von dort sei allerdings kein Interesse signalisiert worden, erklärte Ortsvorsteherin Birgit Kienzler.

Einer der Diskussionsteilnehmer wies auf das Stauss-Haus in Schömberg hin. Das würde auch unter Denkmalschutz stehen und jetzt abgerissen. Ob man die Pfarrscheuer eigentlich noch mehr zerfallen lassen müsse, bis man sie letztendlich abbrechen dürfe, wurde gefragt.

Sabine Neumann wies darauf hin, dass die Denkmalbehörde die Pfarrscheuer sogar als erhaltenswerter einordne, als die vor einigen Jahren sanierte Schömberger Zehntscheuer.

Ein 66-jähriger Schörzinger fasste die Ansichten eines nicht unbeträchtlichen Teils der Bürger zusammen: „Schon als wir Kinder waren, war die Pfarrscheuer eine Bruchbude!“

Bürger gegen Denkmalamt: Ungeliebte Pfarrscheuer

ZAK-Redakteur Daniel Seeburger.

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