Oberes Schlichemtal

Zum Tode von Jacek Zieliniewicz: Verantwortung für die Zukunft

23.05.2018

Der Überlebende des KZ Dautmergen, Jacek Zieliniewicz, starb mit 92 Jahren. Er hatte viele Freunde im Schlichemtal.

Die Initiative Gedenkstätte Eckerwald erreichte die traurige Nachricht, dass Jacek Zieliniewicz wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag, am Pfingstmontag gestorben ist. Seit über 20 Jahren kam er jedes Frühjahr ins Obere Schlichemtal und berichtete bei unzähligen Schulbesuchen über seine Haftzeit in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dautmergen. Am 20. August 1943 wurde er als 17-Jähriger von der Gestapo verhaftet und kam als politischer Häftling mit der Nummer 138142 nach Auschwitz-Birkenau. Nach einem Jahr wurde Jacek Zieliniewicz ins KZ Dautmergen gebracht, wo für ihn die Lebens- und Arbeitsbedingungen noch katastrophaler waren. Französische Truppen befreiten ihn auf dem Todesmarsch bei Ostrach im April 1945.

Erst 50 Jahre später gelang es ihm, darüber zu sprechen. Die langjährigen Kontakte, die Freundschaft und die vielen Zeitzeugenberichte halfen ihm, den „Glauben an die Menschen wieder zu gewinnen“, so hat er es der Initiative Eckerwald in seinem letzten Brief geschrieben. Es wurde seine Lebensaufgabe, „die Jugend zu Menschen zu erziehen, die sich für die Zukunft verantwortlich fühlen. Eine Zukunft, die es allen ermöglicht zu lernen, zu arbeiten, zu spielen und sich des Lebens zu erfreuen“. Dafür wurde ihm 2015 der Landesverdienstorden von Ministerpräsident Winfried Kretschmann verliehen.

Zuletzt sprach Jacek Zieliniewicz 2017 bewegende Grußworte für die polnischen Überlebenden bei der jährlichen Gedenkfeier im Eckerwald. Als er seine Wohnung nicht mehr verlassen konnte, waren Begegnungen mit polnischen Schülern und Besuche von Mitgliedern der Initiative bei Jacek Zieliniewicz und seinen beiden Töchtern eine Herzensangelegenheit. Seine Ausstrahlung, seine Freundlichkeit und seine Wärme fehlen.

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