Zollernalbkreis

Deutschland-Studie: Der Traum vom kleinen Dorf

24.05.2018

von Gudrun Stoll

Zehn Forscher von Prognos haben ein Jahr lang an der Deutschland-Studie des ZDF gearbeitet. Der Zollernalbkreis landet auf Rang 55.

Wo lebt es sich am besten? Der Vergleich von Ländern, Regionen, Landkreisen und Kommunen ist en vogue. Zeitschriften und Fernsehsender holen sich namhafte Markt- und Meinungsforschungsinstitute mit ins Boot, die analysieren, bewerten und Punkte vergeben.

Deutschland-Studie: Der Traum vom kleinen Dorf

© Gudrun Stoll

Wer Zollernalb sagt, meint auch die Burg. Sie gilt bundesweit als Wahrzeichen für die gesamte Region.

Für die aktuelle Deutschland-Studie hat das Prognos-Institut im Auftrag des ZDF alle relevanten Kategorien in den bundesweit 401 Landkreisen und kreisfreien Städten verglichen. Wirtschaft, Arbeit, Sicherheit, Gesundheit, Freizeit und Natur wurden unter die Lupe genommen. In der Kategorie Arbeit und Wohnen etwa wurden Aspekte wie Arbeitsstunden, die Relation von Immobilienkaufpreisen und Einkommen oder die Zahl der Schüler pro Lehrkraft untersucht. Eine zweite Kategorie beschäftigte sich mit dem Thema Freizeit und Natur.

Aspekte waren unter anderem die Erholungsfläche je Einwohner, die Sonnenstunden pro Jahr oder die Zahl der Vereine je 1000 Einwohner. Kategorie drei bewertete die 401 Kandidaten nach den Aspekten Gesundheit und Sicherheit. Für jede einzelne Kategorie wurden Punkte verteilt. Außerdem errechnete Prognos für jeden Aspekt ein Ranking.

Das Ergebnis ging schon bundesweit durch die Medien und wurde in einer Sondersendung des ZDF vorgestellt. Wenig überraschend ist die Erkenntnis, dass die Südländer wieder einmal Spitze sind. Ingesamt 73 Städte und Landkreise der Top 100 liegen in Bayern und in Baden-Württemberg.

Einmal mehr steht die Stadt München ganz oben auf dem Siegertreppchen. Trotz der horrenden Mietpreise ist die bayerische Landeshauptstadt als lebenswerte Metropole nicht zu toppen. Auf Platz zwei im Städteranking ist Heidelberg gelandet. Zur Überraschung der Forscher schaffte es Potsdam auf Rang vier. Die brandenburgische Landeshauptstadt hat in der Studie wie viele Regionen im Ostdeutschland in Kategorien zu Freizeit, Natur und Kinderbetreuung überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Städte wie Potsdam, Dresden, Jena und Rostock schafften es unter die besten 50 Regionen Deutschlands. Die Wissenschaftler haben auch festgestellt dass es im Osten besonders gut um Aspekte der Gleichberechtigung und Kinderbetreuung steht.

Eine weitere spannende Entdeckung wirft ein Licht auf die geheimen Wünsche der Deutschen: Wie es in den begleitenden Texten zur Studie heißt, besteht eine tiefe Sehnsucht nach dem Landleben. So träumen 44 Prozent der Deutschen von einem Leben in einem kleinen Dorf. Weitere 39 Prozent möchten gern in einer kleineren Stadt wohnen. Nur 16 Prozent der Deutschen bevorzugen die Großstadt.

Satte 185 Punkte

Wo wirft der Zollernalbkreis zwischen Kiel und Konstanz Anker? Er hat fleißig 185 Punkte gesammelt und ist im Ranking der Studie auf Platz 55 gelandet. Wie nicht anders zu erwarten, heben die Forscher im Kurzporträt die Burg Hohenzollern als Wahrzeichen der Region hervor und bewerben auch den UNESCO-Geopark Schwäbische Alb mit seinen Fossilien als sehenswert.

Deutschland-Studie: Der Traum vom kleinen Dorf

© Gudrun Stoll

Noch wird in der Tailfinger Ortsmitte gebaggert und gebaut. Aber sie entwickelt sich nach und nach zu einem zweiten Albstädter Zentrum. Das steigert die Lebensqualität und sichert Punkte in der Bewertung als attraktiver Wohnort.

Obwohl die Zollernalb mit ihren Naturschutzgebieten und Premiumwegen als Wanderparadies gilt, schneidet der Kreis gerade in der Kategorie Freizeit und Natur schlechter ab als erwartet. Der Grund: In die Auswertung sind auch Daten wie die Übernachtungszahlen, die Erreichbarkeit der Mittelzentren, das Angebot an Kulturveranstaltungen, die Studierendendichte oder die Ganztagesbetreuungsquote von Kindern eingeflossen. Andererseits zählt der Zollernalbkreis zu den bundesweit sichersten Regionen, ist die Lebenserwartung hoch, die Feinstaubbelastung gering.

Stuttgart gibt, was die Belastung der Bewohner mit Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon angeht, ein jämmerlich schlechtes Bild ab, macht dafür aber eine gute Figur auf dem kulturellen Parkett. Der Lohn: Platz 31.

Sigmaringen ist im Ranking auf Platz 90 gelandet, Reutlingen auf Rang 78. Tübingen darf sich als Edelstein der Region betrachten: Die Universität mache die Stadt zur schwäbischen Geistesmetropole, sagen die Forscher. Und setzten den Landkreis im bundesweiten Vergleich auf Platz 18.

 

Anklicken und stöbern

Eckdaten Insgesamt sind mehr als 20 000 Einzeldaten in die Studie eingeflossen, unterschiedlich gewichtet nach wissenschaftlichen Vorgaben. Zehn Forscher von Prognos haben ein Jahr lang daran gearbeitet, darunter Soziologen, Politologen und Volkswirte. Jede Region konnte maximal 300 Punkte erreichen, Spitzenreiter München schaffte 207 Punkte. Die Ergebnisse mit allen Landkreisen, dem Ranking und allen Einzelwerten sind kostenlos im Netz abrufbar unter deutschland-studie.zdf.de.

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