Zollernalbkreis

Landkreis und DRK senden deutliche Leitstellensignale

03.07.2018

von Klaus Irion

Beide Partner teilen sich die rund 800 000 Euro Investitionskosten für die digitale Alarmierung.

„Nein, wir haben keinerlei Signale, dass unsere Integrierte Leitstelle aufgelöst werden soll.“ Unisono bestätigten dies am Dienstag Landrat Günther-Martin Pauli, sein Stellvertreter Matthias Frankenberg, der Vorsitzende des DRK-Kreisversbands Heiko Lebherz, Kreisbrandmeister Stefan Hermann und der Geschäftsführer des DRK-Zollernalb, André Saliger. Sie hatten gemeinsam in die DRK- und Feuerwehrleitstelle in Balingen eingeladen, um die überarbeitete Leitstellenvereinbarung zwischen Landkreis und Rotem Kreuz vorzustellen.

Digitale Alarmierung steht auf der Agenda ganz oben

Sie beinhaltet künftig in der ohnehin bereits bestehenden Kostenteilung auch das erst jüngst eingeführte digitale Alarmierungssystem. „Wir sprechen hier von rund 800 000 Euro Investitionskosten und laufenden Kosten von 50 000 Euro bis 60 000 Euro pro Jahr“, erklärte der Erste Landesbeamte Frankenberg auf Nachfrage. Von Seiten des Kreistages wurde dies alles bereits abgesegnet. Und auch die Krankenkassen, die als Kostenträger den 50-prozentigen DRK-Anteil stemmen, seien damit einverstanden gewesen, so DRK-Geschäftsführer Saliger.

„Wir wollen, dass die lokale Struktur überall erhalten bleibt“

Landkreis und DRK haben mit dieser Maßnahme ihre Hausaufgaben gemacht und wären nach Auskunft der heute Anwesenden damit auch in der Lage, irgendwann einmal die Aufgaben einer Leitstelle über den Zollernalbkreis hinaus zu übernehmen. Also das zu tun, was manch ein Politiker und Krankenkassenvertreter in den vergangenen Jahren gefordert hatte: die Regionalisierung einiger vorhandener Leitstellen bei gleichzeitiger Schließung anderer Einrichtungen dieser Art. Wobei sich Landrat Pauli und der DRK-Kreisvorsitzende Lebherz sofort von etwaigen konkreten Regionalisierungsplänen im eigenen Haus distanzierten. „Wir wollen, dass die lokale Struktur überall erhalten bleibt“, so Lebherz.

Eine Garantie gibt es bislang nicht

Gleichwohl ist die Regionalisierungskuh offensichtlich noch immer nicht gänzlich vom Eis. Liest man das Eckpunktepapier (Download am Ende des Artikels) der von der Landesregierung eingesetzten Lenkungsgruppe „Leitstellenstruktur in Baden-Württemberg“ ist dort tatsächlich von guten lokalen Gegebenheiten die Rede. Garantien für alle Leitstellen aber sucht man vergebens.

 

Kommentar: Von der Polizei lernen

Die Verantwortlichen von Feuerwehr und Rotem Kreuz wissen, was auf dem Spiel steht: Kommt es zu einer großen Strukturreform der Rettungsleitstellen im Land, könnten Notrufe, die in Albstadt, Balingen oder Hechingen getätigt werden, künftig in einer zentralen Großleitstelle auflaufen. Vielleicht in Tübingen, vielleicht in Reutlingen, vielleicht in Stuttgart. Befürworter dieses Modells scheinen gute Argumente zu haben: Die Ausfallsicherheit des Notrufs 112 wäre ihrer Ansicht nach erhöht, ein landesweit einheitliches Computersystem die bessere Alternative.

ZAK-Redakteur Michael Würz

Doch nicht zuletzt Probleme, die die Polizeireform im ländlichen Raum mit sich gebracht hat, lassen bei den Verantwortlichen im Zollernalbkreis die Alarmglocken läuten. Zu Recht: Feuerwehr, Rotes Kreuz und Landratsamt wollen die bekannten Fehler nicht nachmachen. Und vor allem das Kind nicht mit dem Bade ausschütten – deshalb kämpfen sie für den Erhalt der heimischen Rettungsleitstelle.

Die Verantwortlichen wollen, dass der Informationsfluss zwischen Rettern und Behörden vor Ort erhalten bleibt. Sie wollen sicherstellen, dass bei großen Unwettereinsätzen Disponenten mit guter Ortskenntnis greifbar sind. Dabei verhallen die Worte ihrer Kritiker nicht unerhört: Eine neue Kooperation mit benachbarten lokalen Leitstellen soll die Ausfallsicherheit erhöhen. Und der Kreisbrandmeister gibt zu bedenken: Im Falle eines Hackerangriffs könnte sich ein zentrales Computersystem bitter rächen.

 

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© Michael Würz

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