Balingen

Regionalligastart: Die TSG bricht auf zu neuen Ufern

26.07.2018

von Marcel Schlegel

Am Samstag beginnt für die TSG Balingen das Abenteuer in der vierten Liga, die U23 des FSV Mainz 05 ist zu Gast. Nicht nur sportlich birgt der Aufstieg einige Herausforderungen für die Eyachstädter. Mit interaktiver Karte.

Um zu prüfen, wie emotional ein Thema diskutiert wird, bietet sich bisweilen ein Blick in die sozialen Netzwerke an. Dort hatte eine Fanseite der Regionalliga Südwest neulich einen Bericht über die TSG Balingen geteilt.

Regionalligastart: Die TSG bricht auf zu neuen Ufern

© Moschkon

Der hatte sich mit der Stadionsicherheit bei deren Heimspielen beschäftigt. Präziser: mit den Risikospielen und mit der Frage, ob der Viertliga-Neuling, so wörtlich, auf mögliche „Fankrawalle“ vorbereitet wäre. Über den, zugegeben, überzeichneten Artikel brach in den Facebook-Kommentaren eine fast schon ebenso unsachliche Diskussion aus. Diese verselbstständigte sich in der Folge auf den virulenten Kanälen, Entrüstung paarte sich mit Ironie.

Was man als Gästefan in Balingen denn anstellen wolle, fragte einer: „Kühe stehlen?“ Ein anderer stellte fest: Das einzige „Risiko“, das er beim Blick ins Forum sehe, sei jenes, dass einige Auswärtsfans künftig nach Bahlingen am Kaiserstuhl anstatt auf die Alb fahren würden so oft hatten die Kommentatoren die Städtenamen vertauscht.

Insbesondere die Fans aus Saarbrücken, Ulm, Frankfurt, von Waldhof Mannheim oder Kickers Offenbach tippten in die Tasten, also die vermehrt „auswärtsfahrenden“ Anhänger jener Klubs, deren Spiele mit hoher Wahrscheinlichkeit ein spezielles Sicherheitskonzept erfordern. Traditionsvereine, die eine über Jahrzehnte gewachsene Fankultur prägt. Illustre Vereine, die selbst in der vierten Liga getragen werden von ihren Ultras, welche sich auch abseits der Kurve, in den sozialen Netzwerken, als Fan ausleben.

Regionalligastart: Die TSG bricht auf zu neuen Ufern

So sieht der fahrplan für die TSG-Fußballer in der Regionalliga aus. Grafik: Benno Schlagenhauf

Was zeigt dies? Wenn am Samstag (14 Uhr, Bizerba-Arena) das erste Heimspiel der Saison gegen die Regionalliga-Elf des FSV Mainz 05 angepfiffen wird, gehen Trainer Ralf Volkwein und seine Balinger nicht nur auf dem Rasen eine Etage höher ans Werk. Mit dem Aufstieg hat der kleine, vorwiegend ehrenamtlich geführte Verein auch hinsichtlich sportlicher Aufmerksamkeit und medialer Reichweite eine ganz neue Liga erreicht von den gravierenden infrastrukturellen und finanziellen Unterschieden zur Konkurrenz sowie dem Professionalisierungsgrad im Management gar nicht erst anzufangen.

Ralph Conzelmann jedenfalls zeigen solche Diskussionen, dass die TSG nach dem sportlichen Aufstieg nun auch in Sachen Außenwirkung den nächsten Schritt gehen muss. „Was das Marketing oder Merchandise betrifft, haben wir Luft nach oben und arbeiten dran“, sagt der Abteilungsvize, der sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. „Über die lokalen Medien und unsere eigenen Kanäle erreichen wir viele Tausend Interessierte, über Facebook sind es wöchentlich mehr als 20.000.“

Die nächsten Schritte lauten dennoch: Online-Ticketing, Fanshop, auch seien eigene mediale Formate möglich, sagte Abteilungsleiter Uwe Haußmann. Eine Instagram-Seite startete, noch wird sie von einem Fan geführt, aber vom Verein unterstützt „quasi-semi-professionell“, der Balinger Weg.

Das Ziel: Aufmerksamkeit zu generieren, über die Kreisgrenzen hinweg; mehr Leute ins Stadion zu bekommen, um Einnahmen zu generieren. An die 1000 Zuschauer waren es im Schnitt in der Meistersaison Oberliga-Spitzenwert noch vor Reutlingen. Damit hätte sich der Kreisstadt-Klub in der Regionalliga Südwest an zwölfter Stelle eingereiht. Zu den Offenbacher Begegnungen kommen durchschnittlich 6200 Fans.

Conzelmann meint deshalb: „Unsere Außendarstellung hängt nicht allein an einem netten Erscheinungsbild, sondern hauptsächlich an Ergebnissen.“ Sportlicher Erfolg weckt Interesse, gewiss. Doch selbst wenn die anspruchsvolle Regionalliga-Mission der Eyachstäder am Saisonende im sportlichen Misserfolg münden sollte was als Szenario denkbar ist , könnte die TSG von der Regionalliga-Bühne profitieren. Ja, dem Image des bisher regional verankerten Eyach-Klubs kann der erstmalige Viertliga-Einzug nicht schaden, aller hämischen Kommentare der neuen Konkurrenz zum Trotz. Bleibt die TSG der familiäre Verein, und schaffen es die Balinger dennoch, die Professionalisierung noch rasanter als bisher fortzuführen, könnte dies auch von überregionalen Zuschauern gewürdigt werden. Es könnte ein erster Schritt sein, eine Fanszene zu „etablieren“, wie es Haußmann jüngst etwas unglücklich formulierte. Allerdings: Es kommt eben drauf an, was die Balinger draus machen.

 

Spielplan der Regionalliga: In diesen Stadien tritt die TSG Balingen an

Die TSG Balingen spielt erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in der vierthöchsten Spielklasse. In der Bizerba-Arena sind große, traditionsreiche Fußballclubs zu Gast. Ebenso geht es für die Balinger in altehrwürdige Fußballstadien im Südwesten.

Für die treuesten Fans, die die TSG auch zu den Auswärtsspielen begleiten, haben wir in unserer interaktiven Karte die Spielorte (inklusive Adresse fürs Navigationsgerät) aufgelistet. bs

 

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