Gedanken zum Sonntag: der Gott der Wüste

18.08.2018

Wir sind in der Mitte des Hochsommers angelangt. Er ist in diesem Jahr ungewöhnlich heiß und viel zu trocken.

In unserer Region sind gerade noch Sommerferien und viele Berufstätige haben auch noch ein paar Tage Urlaub. Wir alle – oder zumindest die meisten – freuen uns darüber, dass die Sonne uns fast täglich, von morgens bis zum Abend, verwöhnt. Und was gibt es da schöneres, als sich in den Badeseen und in den Freibädern im erfrischenden Wasser abzukühlen, in der Natur zu wandern, natürlich mit genügend erfrischendem Nass im Rucksack – oder auch einfach nur mal gar nichts zu tun?

Einerseits freuen sich alle darüber, dass die Sonne den ganzen Tag scheint. Andererseits sind sie aber auch auf der Suche nach Schatten und Abkühlung. Es gibt auch die Schattenseite: Tiere sind auf der Suche nach Wasser und die Pflanzen beginnen auszutrocknen. Die Natur steht unter Dauerstress.

Im Alten Testament lesen wir, dass die Israeliten vierzig Jahre in der trockenen, heißen Wüste unterwegs waren. Ich möchte Sie deshalb fragen: Kann es in unserem Inneren auch zu einer Trockenzeit kommen und wie finden wir da wieder heraus? Wo sind meine inneren Quellen, die auch in Notzeiten nicht versiegen? Ich habe schon selbst erlebt, wie Gott mich in einer Wüstenzeit versorgt hat.

Eine wertvolle Erfahrung, die aber nur in der Wüstenzeit möglich ist. Statt mit Manna und Wachteln stärkt Gott uns heute vielleicht durch einen anregenden Vortrag, eine geistvolle Predigt, durch einen tröstenden Gedanken, durch eine hilfreiche Aussage der Bibel, durch die Geschichten von Menschen, die ähnliches erlebt haben. Manchmal ist es auch nur eine kurze E-Mail, ein unverhoffter Anruf oder ein Brief. Oder es sind liebe Menschen, die sich Zeit nehmen zuzuhören und für uns zu beten.

Sicher ist die Wüste nicht das endgültige Ziel Gottes für mein Leben. Auch werden wir (rückblickend) nicht für jede Trockenzeit dankbar sein. Es gibt vielleicht sogar Abschnitte in unserem Leben, die bis zum Ende unseres Lebens mehr Fragen als Antworten haben und mehr Schmerz als Freude hinterlassen. Dennoch kann gerade die Wüste, verstanden als eine Station im Leben, zu einem Ort einmaliger Gotteserfahrung werden. Nach jeder Wüstenreise gibt es eine Himmelfahrt. Nach jeder Trockenzeit kommt auch Regen.

Gedanken zum Sonntag: der Gott der Wüste

Pfarrvikar Shibu Vincent Pushpam, Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal.

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