Albstadt

Die Adresse wird mitgeliefert

22.09.2018

von Klaus Irion

Nach der Misshandlung eines Hundes in Albstadt formiert sich im Netz der Lynchmob. Doch das Gewaltmonopol liegt beim Staat, und das ist gut so, kommentiert Klaus Irion. 

Vor drei Monaten in Bremen: Ein 50-jähriger Mann wird von einem wütenden Mob in seiner eigenen Wohnung fast zu Tode geprügelt. Die Täter wollten in ihm einen Pädophilen erkannt haben, nachdem sie eine entsprechende Sendung im Fernsehsender RTL gesehen hatten. Tatsächlich aber lag eine Verwechslung vor.

Selbstjustiz verbietet sich

Aber auch wenn der lebensgefährlich Verletzte mit der Sache etwas zu tun gehabt hätte, verbietet sich jede Form von Selbstjustiz. Das aber sehen nicht alle Mitbürger so: Aufrufe zu Gewaltakten bis hin zum Mord gab es diese Woche in sozialen Medien auch im Fall eines Mannes aus Albstadt, der von der Polizei verdächtigt wird, seinen Hund brutal misshandelt zu haben.

Facebookprofil wird rumgereicht

Es dauerte nicht lange, da wurde von einem Facebook-User das Facebook-Profil eines Albstädters veröffentlicht mit dem Kommentar „Das ist er!“ An anderer Stelle wurde wohl für potenzielle Prügler auch gleich seine Adresse mitgeliefert.

Das Gewaltmonopol liegt beim Staat

Ich habe selbst Hunde zu Hause und kann das Verhalten desjenigen, der diese Tiermisshandlung begangen hat, wer auch immer es gewesen sein mag, auch nur mit Abscheu betrachten. Aber gibt mir das das Recht, in Mittelaltermanier einen Menschen öffentlich an den Pranger zu stellen, ihn womöglich einem wütenden Mob à la Bremen auszuliefern? Nein: Das alleinige Gewaltmonopol hat unser Staat, und das ist gut so.

Die Adresse wird mitgeliefert

Klaus Irion

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© Pascal Tonnemacher (Archiv)

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