Zollernalbkreis

Gedanken zum Sonntag: Nur eine Woche!

06.10.2018

Mir fehlt eine Woche. Nicht, dass ich einen Filmriss gehabt hätte, oder im Koma lag. Auch mein allgegenwärtiger Kalender ist komplett. Mir fehlt nur eine Woche Zeit.

Bei der Planung aller möglichen Termine für das nächste Jahr fiel mir das auf. Irgendwo im Juni oder Juli 2019 fehlt sie. Nur mit einem zusätzlichen Sonntag wäre nicht geholfen, sieben Tage sollten es schon sein.

Da wird über die Abschaffung der Sommerzeit diskutiert – aber das ist gerade mal eine Stunde. Könnte man nicht irgendwo eine ganze Woche verschieben? Zum Beispiel im November oder Februar rausschneiden und dann im Juni einfügen? Und ich wäre meine Terminsorgen los.

Das wird leider nicht funktionieren. Da hängt ja alles dran: Internet, Flugpläne, Warenhandel. Gemeinsame Zeitstrukturen sind heute unverzichtbar und sogar minimalste Abweichungen werden durch Einfügen einer Schaltsekunde weltweit korrigiert. Da war die Kirche früher noch ganz anders maßgeblich: Im Oktober 1582 wurden durch päpstlichen Erlass ganze zehn Tage ersatzlos gestrichen. Nach Donnerstag, dem 4. Oktober, ging es direkt weiter mit Freitag dem 15. Oktober. Kein Scherz. Der alte Julianische Kalender war zu ungenau geworden und musste ersetzt werden. Alle, die in diesem Zeitraum Geburtstag hatten, gingen leer aus. Nun ja, das hat sich nicht sofort überall durchgesetzt, aber heute gilt dieser Gregorianische Kalender für uns immer noch.

Aber man stelle sich das einmal heute vor: Zehn Kalendertage würden einfach so wegfallen. Da ist mein Wunsch nach einer verschobenen Woche ja beinahe harmlos.

Wahrscheinlich finde ich meine fehlende Woche auch nicht im Kalender, sondern bei den Menschen.

Zeit ist nicht Geld – aber trotzdem kostbar. Am Wertvollsten ist sie, wenn wir sie für andere Menschen aufwenden, oder in guter Gesellschaft miteinander verbringen. Da zählt jede Minute.

Gedanken zum Sonntag: Nur eine Woche!

Pfarrer Thomas Epperlein, Evangelisches Pfarramt Tieringen.

Diesen Artikel teilen: