Schwäbisches „Spalier“ für Volkwein erklärbar

09.10.2018

von Marcus Arndt

Offenbach düpiert Primus Mannheim. Nach der 1:3-Niederlage gegen die Kickers liegt der Waldhof nur noch zwei Zähler vor Ulm. Die Spatzen glichen beim Aufsteiger Dreieich einen 0:2-Rückstand in der finalen Spielphase noch aus.

Im Duell der beiden Ex-Erstligisten kassierte der Spitzenreiter aus der Quadratstadt am vergangenen Wochenende eine bittere Heimpleite – und hat nach elf Spielen ohne Niederlage seinen Vorsprung damit fast wieder verspielt.

Schwäbisches „Spalier“ für Volkwein erklärbar

© Moschkon

Vor dem Tor agierten TSG-Stürmer Patrick Lauble (rechts) und seine Mitspieler gegen den FK Pirmasens äußerst glücklos. Balingens Trainer Ralf Volkwein machte die Abschlussschwäche auch am mentalen Zustand seiner Mannschaft fest.

Erst der Abzug von drei Punkten wegen der Vorfälle im Aufstiegsspiel gegen KFC Uerdin-gen 05, nun das 1:3 gegen die Kickers Offenbach. Dabei lieferte der Waldhof erneut ein richtig gutes Spiel gegen einen starken Gegner ab. Aber das reichte nicht, um die Tabellenführung auszubauen. Jannik Sommer erzielte vor 9017 Zuschauern zwar die Mannheimer Führung (48. Minute), doch die Hessen drehten das Spiel. „Wir müssen eben das zweite oder dritte Tor machen, da müssen wir uns an die eigene Nase fassen“, kritisierte SVW-Trainer Bernhard Trares, welcher auch mit dem Unparteiischen Nicolas Winter haderte. „Wenn ich Schiedsrichter wäre, könnte ich heute Nacht nicht schlafen“, sagte der 53-Jährige. Er sah „zwei krasse Fehlentscheidungen“ gegen seine Mannheimer. Erst pfiff Winter einen Treffer von Valmir Sulejmani (18.) wegen einer angeblichen Abseitsstellung zurück, in der Schlussphase entschied er gegen die Schwarz-Blauen auf Elfmeter (80.).

Hinter dem Waldhof (25 Punkte) reihen sich der SSV Ulm (23) sowie Aufsteiger FC 08 Homburg (0:0 in Stadtallendorf) und der TSV Steinbach Haiger (1:0 gegen Worms/beide 22) in der Tabelle ein. Bei Schlusslicht Hessen Dreieich schrammten die Spatzen an einer Blamage vorbei, lagen nach einem Doppelpack von Tino Lagator bereits mit 0:2 zurück. „Es spricht für die starke Moral unserer Mannschaft, dass wir nach einem Rückstand noch mal zurückkommen“, zog Ulms Coach Holger Bachthaler ein positives Fazit. Er ergänzte: „Unterm Strich können wir mit dem Punkt leben.“ Für den Aufsteiger ist ein Zähler hingegen zu wenig. „Dass du dann 2:0 führst und das Spiel am Ende 2:2 ausgeht, darf natürlich nicht passieren“, gestand Dreieich-Kommandogeber Rudi Bommer ein. Der wollte seiner Mannschaft allerdings keinen Vorwurf machen – wohl aber dem Referee. „Der Linienrichter heute war super, mit dem Schiedsrichter auf dem Platz bin ich nicht so zufrieden“, so Bommer weiter, „der Elfmeter war aus meiner Sicht keiner und wenn man ihn pfeift, muss man Gleiches auch in der ersten Hälfte für uns tun. Auch die gelb-rote Karte kurz vor Schluss war aus meiner Sicht ein Foul, wie es in einer Partie oft genug unbestraft vorkommt. So ist der Ausgang des Spiels dann bitter für uns . . .“

Nach dem Remis sind die Hessen nun punktgleich mit FC Astoria Walldorf (beide 7). Bei der jungen Bundesliga-Reserve des SC Freiburg hat die Mannschaft von Coach Matthias Born knapp mit 1:2 verloren. „Bis zum 0:1 haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Der Ausgleich ist glücklich zustande gekommen“, meinte Born und fügte hinzu: „Vor dem zweiten Gegentreffer klären wir den Ball nicht konsequent, sie schießen die Kugel dann unhaltbar in den Winkel. Das passt leider zu unserer jetzigen Situation und ist nur schwer zu verdauen.“

Das gilt auch für das 0:3 von Branchenneuling TSG Balingen gegen den FK Pirmasens. Bei allen drei Gegentreffern standen die Schwaben „Spalier“ (O-Ton Ralf Volkwein). Markant: Nicht nur die viertbeste Abwehr der Liga (14 Gegentore) wackelte bedenklich – auch im Angriff blieben die Kreisstädter blass. „Es ist nicht nur das Pech, gerade in der Offensive. Das ist auch eine Qualitätsfrage. Wenn der Kopf nicht frisch ist, sind die Beine erst recht müde“, analysierte Volkwein. Er wolle diese Leistung nicht entschuldigen, aber er könne sie nachvollziehen.

In Klassement ging es für den Aufsteiger runter: von Platz 14 auf 15. Noch sind die Abstände aber überschaubar. Zwischen Meister 1. FC Saarbrücken (2:0 gegen Elversberg/20) an fünfter Stelle und den Kreisstädtern liegen gerade einmal sechs Zähler.

 

Mitaufsteiger Pirmasens beendet Balinger Heimserie

567 Tage lang hielt die Heimserie der TSG Balingen. Saison- und ligaübergreifend blieben die Kreisstädter in der Bizerba-Arena 26 Spiele ungeschlagen. Am Samstag beendete der FK Pirmasens mit einem 3:0-Sieg die Serie, die nach der 1:3-Pleite am 18. März 2017 gegen den Bahlinger SC begonnen hatte. In der Oberliga-Meistersaison schaffte es kein anderes Team, die TSG im eigenen Stadion zu bezwingen.

Dass sich das in der Regionalliga irgendwann ändern würde, war auch den Balingern klar. Nur dass es nun ausgerechnet gegen einen Mitaufsteiger der Fall war, ist doppelt schmerzhaft. Zumal die Schwaben in den ersten 45 Minuten einige Gastgeschenke verteilten und zur Halbzeit mit 0:3 zurücklagen. „Die drei Gegentore sind gefühlte Eigentore“, sagt Nils Schuon. Vorne wollte den Balingern nichts gelingen. „Uns hat ein bisschen das Glück gefehlt“, fügt Marc Pettenkofer hinzu. mz

Diesen Artikel teilen: