Hechingen

Pfarrer beklagt enttäuschende Trägheit der Gemeinde

11.10.2018

Michael Knaus will bei einer Studienreise nach Südostasien Impulse für die Hechinger Katholiken gewinnen.

Eine gespannte Vorfreude ist deutlich zu spüren. Schließlich ist es auch nichts Alltägliches, wenn gleich drei Hauptberufliche aus einem Seelsorgeteam an einer zweieinhalbwöchigen Studienreise auf die Philippinen teilnehmen.

Pfarrer beklagt enttäuschende Trägheit der Gemeinde

© Archiv HZ

Eine Studienreise auf die Philippinen macht Pfarrer Michael Knaus.

Nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt ist Pfarrer Michael Knaus seitens der Erzdiözese angesprochen worden, ob er sich nicht vorstellen könne, mit einer Abordnung aus Hechingen an der vom Freiburger Seelsorgeamt veranstalteten Bildungsmaßnahme teilzunehmen. „Anfangs habe ich noch gezögert, denn gerade in der Anfangszeit gibt es an einer neuen Stelle viel zu tun“, schreibt Michael Knaus in einer Pressemitteilung. Die Entscheidung ist aber dann im gesamten Team gefallen: „Wir fahren mit!“

Freilich: Neugierde auf ein fremdes Land und dessen kirchliches Leben spielen mit, aber ausschlaggebend ist vielmehr die Frage nach der Weiterentwicklung der Hechinger Seelsorgeeinheit mit ihren Pfarreien. Er habe Hechingen mit der Erwartung übernommen, es sei eine überdurchschnittlich aktive und innovative Kirchengemeinde, so sei auch der „Klang“ gewesen, den Pfarrer Knaus im Ohr hatte.

Die Ernüchterung folgte bereits in den ersten Tagen: „Viel zu spüren von der einst bis nach Freiburg bekannten Blütezeit ist leider nicht mehr“, so Michael Knaus. Eine Trägheit spüre er, oftmals leere Kirchen und insgesamt wenig kirchliche Präsenz im Alltag der Öffentlichkeit. „Da reicht es auch nicht aus, wenn man als der Stadtpfarrer bei öffentlichen Anlässen die Gemeinde in der ersten Reihe repräsentiert,“ gibt er zu bedenken, zumal der Pfarrer nicht alleine die Kirche sei. Da kam das Angebot, auf die Philippinen zu reisen, zur richtigen Zeit. Die dortige Kirche boomt regelrecht, ist äußerst lebendig und sehr breit aufgestellt. Und das, wo es mit durchschnittlich einem Priester für etwa 8500 Gläubige auf den ersten Blick noch schlechter aussieht als hierzulande. „Die warten halt nicht ab, bis ein Pfarrer kommt, sondern machen vieles selbst“, führt Pastoralreferentin Ulrike Stoll-Dyma aus, die mit auf die Reise geht. Das pastorale Programm der philippinischen Kirche baut auf die Initiative der Gläubigen. Dieser Aspekt interessiert Pastoralreferent Peter Duttweiler, der die Reisegruppe ergänzt, besonders.

Dass die Verhältnisse, wie sie auf den Philippinen sind, nicht einfach ins Hohenzollerische übertragen werden können, ist dem Trio klar. Aber darum gehe es auch nicht: „Kapieren statt kopieren“ – so lautet die Devise dieser Exkursion: „Uns geht es darum, Impulse zu bekommen, um mit unseren Leuten hier, mit unserer Geschichte und unserer Struktur zu einem neuen Aufbruch zu gelangen.“ Die Zeit der Strukturänderungen sei vorbei, betont Pfarrer Michael Knaus. Nun sei es an der Zeit zu handeln, auszuprobieren und bisher ungeahnte Wege einzuschlagen. Ulrike Stoll-Dyma zeigt sich realistisch: „Das wird uns alle die nächsten Monate und Jahre beschäftigen – die Hauptamtlichen genauso wie die Ehrenamtlichen.“

Mit Neugierde, Spannung und Gottvertrauen steigen die drei am Dienstag in den Flieger. Sicher ist, so versichern sie, dass anschließend das kirchliche Leben in Hechingen auf neue Gleise gestellt wird. Schließlich soll sich kirchliches Engagement nicht auf die Sanierung von Kirchenfassaden beschränken. Hinter den Fassaden soll es lebendig und bunt sein.

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