Harthausen

Ziegen stoppen in Harthausen den Wildwuchs

12.10.2018

von Karl-Otto Gauggel

Schon seit über 20 Jahren läuft in Harthausen erfolgreich ein Naturschutzprojekt. Zurzeit sorgen etwa 25 Vierbeiner dafür, dass seltene Gräser und Kräuter gedeihen können.

Sie kommen dem Besucher ohne Scheu entgegen, und das Bimmeln der Glöckchen am Hals einiger Tiere hört sich so idyllisch an wie auf einer Bergwiese.

Ziegen stoppen in Harthausen den Wildwuchs

© Karl-Otto Gauggel

Die vierbeinigen Landschaftspfleger stehen auf einer Weide östlich von Harthausen. Mitglieder des Arbeitskreises Umwelt und Natur kümmern sich um die Tiere.

Wenn man sich von Harthausen aus ostwärts in Richtung Lieshof aufmacht, trifft man auf einigen landwirtschaftlich nicht genutzten Flächen, meist in südexponierter Hanglage, die als flächenhafte Naturdenkmale ausgewiesen sind, auf die besonderen Landschaftspfleger.

Die kleine Herde aus Ziegen und Schafen ist putzmunter und sehr neugierig.

Verbuschung vorbeugen

Seit 1997 weidet dort der Arbeitskreis Umwelt und Natur mehrere Hektar überwiegend gemeindeeigenes Land in einem dem Naturschutz angepassten Turnus ab. Das ist notwendig, um diese Gebiete vor der totalen Verbuschung zu bewahren.

Ohne das Weideprojekt „Harthauser Heide“ mit derzeit etwa 25 Ziegen und einigen Schafen würden die Flächen binnen weniger Jahre so zuwachsen, dass alle Freiflächen mit den ökologisch wertvollen Trockenrasen unter einem dichten Bewuchs von Schwarz- und Weißdorn, Hundsrosen und vielem weiterem Gestrüpp durch Lichtmangel ersticken würden.

Dieses Licht ist notwendig, damit seltene Gräser und Kräuter überhaupt Fuß fassen. 180 Pflanzenarten wurden auf diesen nährstoffarmen, kalkhaltigen Flächen registriert, sie zählen somit zu den artenreichsten Gras- und Kräuterlandschaften im Land.

In früherer Zeit war die Beweidung dieser für den Ackerbau unbrauchbaren Gebiete an der Tagesordnung und weit verbreitet auf der kargen Alb.

In den durch Beweidung freigehaltenen Flächen findet man derzeit die Charakterpflanzen der Alb, die geschützten Silberdisteln mit ihrer einzigartigen Blütenform.

Ab dem Frühjahr gedeihen dort die selten gewordene Küchenschelle, die Traubenhyazinthe sowie viele weitere sonnenhungrige Blütenpflanzen, der leuchtend roten Purpur-Klee, die wunderschöne Karthäuser-Nelke ebenso wie der Mauerpfeffer oder der duftende, wilde Majoran.

Diese Pflanzenvielfalt wiederum lockt bis in den Spätherbst viele wärmeliebende Insekten, Falter, Käfer, Heuschrecken und Wildbienen an, die auf diese Vegetation angewiesen sind.

Nicht zuletzt ist auch der Dung der Pflanzenfresser von Bedeutung, weil sich in ihm viele Insekten, Käfer und Fliegen entwickeln, welche die Nahrungsgrundlage bilden für Insektenfresser wie Eidechsen oder auch für verschiedene Vogelarten wie die Goldammer, die Feldlerche oder das vom Aussterben bedrohte Braunkehlchen.

Die so offen gehaltenen Flächen werden durch die jährliche Beweidung zu wertvollen Biotopen für eine spezielle Flora und Fauna.

Der Vorsitzende des Arbeitskreises, Siegbert Kissling aus Winterlingen, berichtet begeistert vom Verlauf des Projektes in diesem Sommer, und er freut sich, dass der Weidebetrieb ohne Probleme, Störungen oder Vandalismus abgelaufen ist.

Im Vergleich sind die Ziegen seiner Meinung nach die besseren Landschaftspfleger, da sie im Gegensatz zu den manchmal etwas wählerischen Schafen auch vor dem dichtesten Dornengestrüpp nicht Halt machen und alles abfressen.

Viel Arbeit für die Mitglieder

Täglich müssen die Mitglieder des Arbeitskreises nach den Tieren schauen, Zäune ausbessern und von Zeit zu Zeit versetzen, den Wassertank auffüllen oder die Herde samt dem bunt bemalten Stall auf Rädern in eine neue Weide überführen.

Je nach Witterung bleiben die Tiere bis in den November hinein in den Harthauser Weiderevieren, bevor sie dann am Ortsrand von Winterlingen in ihr Winterquartier übersiedeln.

Diesen Artikel teilen: