Zollernalbkreis

Nach Ja zu Migrationspakt: Bareiß am AfD-Pranger

29.11.2018

von Klaus Irion

Der AfD-Kreisverband Zollernalb stellt CDU-Politiker Thomas Bareiß nach dessen Ja zum Migrationspakt im Bundestag an den Pranger. Darauf folgen subtile Drohungen. Ein Kommentar.

Dass der ZAK von sogenannten Patrioten und Neu-Rechten zur „links-grün-versifften Systempresse“ gezählt wird, nehmen wir schon seit geraumer Zeit mit einigem Fatalismus und gebotenem Langmut zur Kenntnis.

Unsere Redaktion ist und bleibt ein pluralistisches Spiegelbild derer, denen bei aller politischen Unterschiedlichkeit die Demokratie, die Meinungsfreiheit und vor allem auch die Pressefreiheit am Herzen liegt. Doch das will von den eingangs Erwähnten ja längst keiner mehr hören.

Nun ist unser CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß weit davon entfernt, ein Grüner oder gar ein Linker zu sein. Ganz im Gegenteil: In der Vergangenheit hat er sich immer wieder mal bei Abstimmungen im Bundestag als streng konservatives Gewissen seiner Partei hervorgetan.

Wenn also mit Bareiß ein Abgeordneter vom rechten Flügel der CDU im Bundestag dem Migrationspakt der Vereinten Nationen zustimmt, dann kann es wohl nicht weit her sein mit der seit Wochen von AfD-Seite geschürten Furcht vor „totaler Überfremdung“ und dem endgültigen Ende des Abendlandes. Sollte man zumindest meinen.

Doch die AfD wäre nicht die AfD, wenn ihr Kreisverband Zollernalb dem Abgeordneten Bareiß dies einfach so durchgehen ließe.

Denn kaum hatten die Abgeordneten in Berlin abgestimmt, erschien auf der Facebookseite des AfD-Kreisverbands folgendes Posting: „45% der Wahlberechtigten im Zollernalbkreis haben diesen ,Volksvertreter‘ in der Direktwahl nach Berlin gewählt. Uns ist klar, diese Menschen haben sich mächtig verwählt: In der namentlichen Abstimmung über den UN-Migrationspakt hat der Abgeordnete Bareiß mit Ja gestimmt.“

So weit, so scheinbar harmlos. Doch so harmlos ist die ganze Angelegenheit dann doch nicht. Der Satz im AfD-Posting – „Merken wir uns also die Namen derer, die diese Entscheidung herbeigeführt haben“ – mag noch als bloßer Hinweis für die Wähler durchgehen, sich nach AfD-Sprech beim nächsten Mal nicht mehr zu „verwählen“.

Doch der erste Kommentar auf das Posting ist bereits eine zwar subtile, aber dennoch unmissverständlich Drohung an die Adresse des Abgeordneten Bareiß und an alle Politiker, die wie er dem Migrationspakt zugestimmt haben.

Dort steht: „Diese Liste werde ich mir mal aufheben. Vielleicht wird doch noch mal Recht gesprochen in diesem Land.“ Das erste „Gefällt mir“ kam prompt – und zwar vom AfD-Kreisverband selbst.

Da war die Freude wohl groß, dass man sich die Finger nicht selbst verbal schmutzig gemacht hat. Was soll man dazu noch sagen?

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