Zollernalbkreis

Das Leben ist dein Wunschkonzert

03.01.2019

von Silke Thiercy

Als Kind hatte ich einen ganz klaren Berufswunsch. Prinzessin.

Nicht wegen der Kleider, ich war schon immer eher der Hosentyp. Nein, wegen der Pferde, die alle Hoheiten ganz selbstverständlich und anders als ich von den Eltern geschenkt bekamen.

Das mit der Prinzessin hat nicht geklappt. Zum Glück. Die dürfen ja, glaubt man den Gazetten, gar nichts, außer Aussehen und Kinderkriegen. A pro pos. Fragen Sie mal Kinder heute, was die werden wollen. Oder nein. Fragen Sie besser: „Wie willst Du mal leben?“

Eine gute Frage auch an sich selbst und gerade jetzt, wenn das neue Jahr noch ganz frisch ist und man als Erwachsener sowieso weiß, dass die guten Vorsätze spätestens in ein paar Tagen wieder in die Tonne des Vergessens gekloppt werden. Mehr Sport kann jemand ohne gemütliches Sofa machen. Mehr auf die Kalorien achten – sollen Leute, die sich fleisch-laktose-gluten-spassfrei ernähren. Weniger dies und jenes muss man sich erst gar nicht überlegen, das Fleisch mag willig sein, der Geist wird garantiert schwach.

Wie wäre es statt Vorsätzen mit Wünschen für die kommenden zwölf Monate? Wenn die nicht in Erfüllung gehen, ist man nur beleidigt und nicht sauer auf sich selbst. Ich wünsche mir keinen Prinzen auf dem hohen Ross, für den Quatsch bin ich zu alt. Wohl aber dürfen so manche Zeitgenossen vom großen Gaul runter steigen. Sich mit ein wenig mehr Respekt und Gedanken an andere ausstatten.

Da muss man gar nicht die Welt aus den Angeln heben. Für den Anfang reicht es, beim Bummel durch die Friedrichstraße seinen Abfall nicht einfach aufs Pflaster fallen zu lassen. Die grauen Dinger, die da in regelmäßigen Abständen angebracht sind, sind keine Deko und kein Kunstobjekt. Es ist auch keine Kunst, ein wenig Abstand zu gewähren, wenn frau samt übergroßem Kinderwagen eine andere Mutter mit ebensolchem Gefährt in SUV-Ausmaßen zum ausgiebigen Plausch trifft (wahlweise gehen auch andere Zeitgenossen mit Einkaufswägen oder Rollatoren). Das ist wirklich schön für diese Leute, zwingt aber alle anderen, sich durchzuquetschen. Der Marktplatz ist groß genug, im Laden gibt es Freiflächen.

Wünschenswert wären Werte-Automaten. Das muss nur noch jemand erfinden: Achtung vor älteren Menschen, das freundliche Lächeln zur Dame an der Kasse, „Bitte“ & „Danke“ sagen – wer das nicht drauf hat, kann sich für einen Euro am Automaten die ganz normalen Umgangsregeln ziehen. Sozialinkontinente könnten das von der Krankenkasse bezuschusst bekommen. Es würde sich rechnen, die Mitmenschen hätten viel weniger Stress. Außer vielleicht die Ärzte, die haufenweise Rezepte ausstellen müssten.

Ich wünsche allen einen sauberen Start ins neue Jahr. Einen wertigen. Die Vorsätze lassen Sie gleich mal bleiben, wird eh nix. Wünschen Sie sich lieber was. Zeit. Ruhe. Und freundliche Menschen an Ihrer Seite. Muss ja keine Prinzessin sein.

Herzlich,

Ihre Silke Thiercy

Diesen Artikel teilen: