Obernheim

Der Mix aus Show und Brauchtum kommt bei den Obernheimern gut an

15.01.2019

Die Hexenzunft feiert ihr 80-jähriges Bestehen. Der Verein öffnet zu diesem besonderen Jubiläum seine Chronik. Hans-Peter Wittmer berichtet über die Besonderheiten der Fasnet auf dem Großen Heuberg.

Aus den einstigen Prunksitzungen, die früher im Gasthaus Krone abgehalten wurden, sind vor etwa 50 Jahren die Zunftabende mit einem anspruchsvollen Brauchtums-, Show- und Unterhaltungsprogramm entstanden. Die von der Gemeinde errichtete Turn- und Festhalle bot die Gelegenheit, die Saalfasnet in großem Rahmen zu feiern.

Der Mix aus Show und Brauchtum kommt bei den Obernheimern gut an

© Privat

Fasnet anno dazumal: Das Foto stammt aus den 1960er Jahren und zeigt den Einmarsch der Garde und des Elferrates bei einer Prunksitzung im Gasthaus Krone.

Bis zum heutigen Tag hat sich daran im Kern nichts verändert. Allerddings veränderten sich in diesem halben Jahrhundert der Zeitgeist und die Erwartungen des Publikums. Der Verein passte sich aber stets an. Wie stark der Zuspruch in der Bevölkerung ist, zeigt sich daran, dass bis bis heute alljährlich zwei Zunftabende stattfinden. Bei nur einer Veranstaltung wäre es nicht möglich, alle Fasnachter in der Halle unterzubringen.

Über 1100 Masken

Das alte Fasnethäs der Hexen – der einstige Hexenmeister Detlef Moser betitelt seinen Abschnitt im Fasnetbuch mit „vom Lumpenzeug zum Ehrenkleid“ – hielt sich recht lange. Es wurde erst Anfang 1970 nach und nach durch das auch heute getragene Hexenhäs abgelöst.

Das von Hand gestickte Schultertuch ist einmalig. Aus der einstigen, doch überschaubaren Hexengruppe ist in den vergangenen Jahrzehnten eine straßenfüllende Schar von kleinen und großen Hexen entstanden. Mittlerweile sind über 1100 Masken registriert. Im großen Fasnetumzug am Sonntag werden allerdings vielleicht nur ein Viertel der Masken getragen. Zahlreiche Aktive sind als Fuß- oder Wagengruppen verkleidet im Umzug unterwegs und bereichern damit das Gesamtbild.

Zur früheren Straßenfasnet gehörte auch der Strohbär mit seinen Treibern. Allerdings ist diese Figur im Laufe der Jahrzehnte nahezu in Vergessenheit geraten und kommt jetzt sporadisch wieder mal zum Vorschein. Ein Brauch, der ebenfalls fast in Vergessenheit geraten ist, soll nicht unerwähnt bleiben. In früheren Jahrzehnten wurde nicht nur in den Gassen und Gaststätten gehext.

Viele kleine verkleidete Gruppen gingen in die Häuser. Natürlich wussten die Narren, wo man gerne gesehen war. In diesen Narrenhäusern war es eine Selbstverständlichkeit, dass die Maskierten nach dem Aufsagen und Durchfegen mit Getränken, ja teilweise sogar mit Vesper, verköstigt wurden. Manche Hexe schaffte es ohne das Lüften der Maske unerkannt zu bleiben.

Neben dem Bewahren alten Liedguts hat sich die Zunft zur Aufgabe gemacht, auch diesen alten Brauch wieder erwachen zu lassen. Erste Schritte werden seit rund zehn Jahren mit Erfolg unternommen. Am Schmotzigen Donnerstag sind die Kinderhexen bei närrischen Familien zu Gast und werden anschließend mit dem Wurstschnappen belohnt.

Jubiläumsabend am 2. Februar

Eine Änderung im Fasnetablauf gibt es seit wenigen Jahren. Das Setzen des Hexenbaumes und die Amtsenthebung des Schultes und Obervogtes am „Schmotziga“ wurde vom frühen Nachmittag in den Abend verschoben. Den Einzug der Hexen mit dem Hexenbaum begleiten verschiedene Fußgruppen und junge Fackelträger. Die Inthronisation von Ritter Konradin findet auf der Bühne vor dem Rathaus statt und lockt viele Besucher an.

Beim Jubiläumsabend am Samstag, 2. Februar, werden die Narren und Gäste einiges von der früheren Fasnet erleben. Die Zunftabende finden am 23. Februar und am 2. März statt.

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