Balingen

Filmabend in Balingen: am Esstisch einer jüdischen Familie

21.01.2019

von Lydia Wania-Dreher

Der Arbeitskreis Asyl Balingen, die katholische Erwachsenenbildung und das evangelische Bildungswerk laden zu einem Abend mit dem Film „Das letzte Mahl“ ein. Dabei sprechen auch zwei Experten.

Filmabend in Balingen: am Esstisch einer jüdischen Familie

© Lydia Wania-Dreher

Alexander Rohm, Kirchenmusiker der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde, Artur Egle-Theurer vom evangelischen Bildungswerk, Monika Blocher von der katholischen Erwachsenenbildung und Erwin Feucht (von links) vom Arbeitskreis Asyl freuen sich auf den Filmabend.

Es ist der 30. Januar 1933. Der Tag an dem Paul von Hindenburg den Vorsitzenden der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und „Führer“ der stärksten Reichstagsfraktion Adolf Hitler zum neuen Reichskanzler ernennt.

Just an diesem Abend sitzt die jüdisch-deutsche Familie Glickstein zusammen und möchte den Geburtstag des Großvaters feiern. Die Gespräche drehen sich irgendwann nur noch um die neue politische Situation – und da gehen die Meinungen auseinander.

Während die 19-jährige Leah nach Palästina gehen will, möchte ihr 18-jähriger Bruder zum Fackelzug der Nazis.

Auf den Tag genau 86 Jahre später warnt der Film „Das letzte Mahl“ mit der Geschichte der Familie Glickstein vor der Gefahr der geschichtlichen Wiederholung und appelliert zugleich, zu erinnern anstatt zu vergessen.

Der Balinger Arbeitskreis Asyl, die katholische Erwachsenenbildung Zollernalb sowie das evangelische Bildungswerk Balingen und Sulz holen den Film nach Balingen. Er wird am Mittwoch, 30. Januar, um 19 Uhr um Bali-Kino gezeigt. Dazu gibt es ein Rahmenprogramm.

Musik und Impulsreferate

Der Mädchenchor der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde wird zum Auftakt das jüdische Friedenslied Hevenu Shalom Alechem singen und im Anschluss Udo Lindenbergs „Wir ziehen in den Frieden“. Begleitet werden die Mädchen zwischen zwölf und 20 Jahren von Michel Damm und Peter Panka Völkle.

Im Anschluss spricht die jüdische Künstlerin und Autorin Mina Gampel aus Stuttgart. Die 80-Jährige wird erzählen, wie es Juden heute in Deutschland geht. Mina Gampel ist in einem jüdischen Schtetl in Polen geboren und musste dann mit der Familie immer weiter nach Osten fliehen. Später lebte sie in Israel. Seit 50 Jahren wohnt Mina Gampel in Deutschland.

Zudem wird Karl-Hermann Blickle sprechen. Der Balinger ist der Vorsitzende der Stiftung „Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog“, deren Ziel es ist, die Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen zu fördern.

Das ist auch ein Anliegen des Balinger Arbeitskreises Asyl. Die Flüchtlingspaten sprechen über das Thema Religion mit den Asylbewerbern. Dabei spielt auch der jüdische Glaube eine Rolle.

Einige Menschen kommen aus Ländern mit einem ausgeprägtem Judenhass, erzählt Erwin Feucht vom Arbeitskreis Asyl. „Aktuell häufen sich Meldungen über antisemitistische Gewalt“, sagt Artur Egle-Theurer, Geschäftsführer des evangelischen Bildungswerks Balingen und Sulz. Und zeigt damit die Aktualität des Filmthemas auf.

„Die christlichen Kirchen haben bei der Judenverfolgung eine unrühmliche Rolle gespielt“, erklärt Egle-Theurer. Umso größer sei die Verantwortung für Versöhnung und Dialog.

„Ich hoffe, dass wir auch junge Menschen über das Medium Film erreichen“, sagt Monika Blocher, Leiterin der katholischen Erwachsenenbildung Zollernalb.

Sie hofft, dass auch Schulklassen „Das letzte Mahl“ anschauen. Zeit dazu gibt es genug, denn der Film läuft auch nach der Premiere noch im Kino.

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