Winterlingen/Degerfeld

Luftsportverein Degerfeld stellt sich gegen Windpark

08.02.2019

von Gudrun Stoll

Die Bitzer sind dagegen, die Neufraer ebenfalls. Nun bläst auch Gegenwind vom Degerfeld. Der Luftsportverein wehrt sich gegen den Bau von Windrädern im Übungsraum der Flugschüler.

Der Luftsportverein (LSV) Degerfeld stelle sich gegen den geplanten Windpark Winterlingen. Er sehe darin eine Gefahr für den Flugbetrieb an seinem Platz, heißt es in einer Pressemitteilung, die der Verein mit Sitz in Albstadt am Freitag veröffentlicht hat.

Luftsportverein Degerfeld stellt sich gegen Windpark

Der Küstennebel an der Nordsee macht es anschaulich: Hinter den Windkraftanlagen bilden sich lange Wirbelschleppen, in denen die Luft turbulent ist. Foto: Bel Air Aviation Denmark - Helicopter Services

Eine der geplanten Windkraftanlagen befindet sich den aktuellen Plänen zufolge in unmittelbarer Nähe des Flugplatzes. Sie soll etwa 240 Meter bis zur Rotorspitze hoch sein und rund zwei Kilometer südlich der Landebahn stehen.

Hindernis ist gefährlich für Flieger

„Das ist ein Hindernis noch höher als der Fernsehturm in Stuttgart. Zwei Kilometer Abstand zum Platz sind für Flugbetrieb gar nichts“, sagt Guido Voss, Airline-Kapitän, Piloten-Ausbilder und Vorsitzender des LSV.

Schlimmer noch: Der Raum südlich der Landebahn ist der Übungsraum für Flugschüler, die dort ihre ersten Alleinflüge unternehmen, darunter viele Jugendliche. „Eine Windkraftanlage dort stellt eine Gefahr dar. Es käme ja auch keiner auf die Idee, Bäume auf einem Verkehrsübungsplatz zu pflanzen“, so Voss.

Was viele Laien nicht wüssten: Beim Kreisen in Aufwinden, das im Übungsraum geübt werde, komme es in der Regel zu einem Versatz der Maschinen. Schon bei einer geringen Windstärke von zehn Stundenkilometern werde ein Segelflugzeug gegenüber dem Erdboden um rund 170 Meter abgetrieben, was sich bei fünf Vollkreisen schon auf 850 Meter summiere.

„Im ungünstigsten Fall treibt der Wind das Flugzeug direkt in Richtung des Hindernisses, ohne dass der Pilot das merkt“, so der Vorsitzende. Dazu komme die Gefahr durch Turbulenzen in einer Flugphase, in der sie Piloten nicht gerne haben: in direkter Bodennähe und unvorbereitet. Der sogenannte turbulente Nachlauf von Windkraftanlagen sei mittlerweile längst bekannt. Das Zentrum für angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen war an einer Forschungsgruppe beteiligt, die Wirbelschleppen von Windparks in der Deutschen Bucht untersuchten.

Luftsportverein Degerfeld stellt sich gegen Windpark

© Gudrun Stoll

Das Fluggelände auf dem Degerfeld liegt im Winterschlaf. Während der Saison herrscht reger Betrieb.

Ergebnis: Auf offener See waren die Verwirbelungen der Luft auch noch 70 Kilometer hinter den Windparks nachweisbar (siehe Pressemitteilung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen vom 1. Februar 2018).

Verschärft werde die Lage durch Pläne der Stadt Burladingen, in Flugplatznähe auf nördlicher Seite ebenfalls Windkraftanlagen auszuweisen. Damit wäre das Degerfeld von riesigen Hindernissen „regelrecht umzingelt“.

Verein will Flüge über bewohntem Gebiet vermeiden

Das ist laut Verein nicht nur ein permanentes Sicherheitsrisiko, sondern würde auch bedeuten, dass An- und Abflüge künftig über bewohntem Gebiet erfolgen müssten. Doch genau dies wolle der Verein vermeiden.

Einschränkungen im An- und Abflug südlich des Platzes bestehen aktuell außerdem durch den Truppenübungsplatz Heuberg, der für Durchflüge regelmäßig gesperrt ist. Der Raum südlich des Degerfelds „erfüllt aber auch noch eine andere Funktion“, teilt der Verein mit.

In der sogenannten Südplatzrunde erfolgt der An- und Abflug von Ultraleicht-Flugzeugen, während Motorflugzeuge mit höherem Gewicht über eine festgelegte Route im Norden geleitet werden. Darüber hinaus ist der Bereich südlich des Platzes Vorführraum für das Flugplatzfest, das jedes Jahr Tausende von Besuchern aus der gesamten Region und darüber hinaus anlockt.

Laut Voss will der LSV rechtlich gegen den Windpark vorgehen. Der Vorsitzende verweist darauf, dass das Degerfeld seit mehr als 80 Jahren Flugplatz ist – der einzige im Zollernalbkreis.

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