TSG Balingen bekommt den Frust des Meisters zu spüren

13.03.2019

von Patric Cordier

Die TSG kam am Dienstagabend mit 0:5 (0:1) beim 1. FC Saarbrücken unter die Räder. Nach der Roten Karten für Patrick Lauble kassierte der Regionalliga-Aufsteiger aus der Kreisstadt noch vier weitere Gegentreffer.

Es läuft die 71. Minute im Spiel der Fußball-Regionalliga Südwest zwischen dem 1. FC Saarbrücken und der TSG Balingen, als 1823 Zuschauer aber auch alle Spieler und Trainer vor eine ganz knifflige Regelfrage gestellt werden.

TSG Balingen bekommt den Frust des Meisters zu spüren

© Eibner

Für die TSG Balingen gab es gestern Abend beim 1. FC Saarbrücken nichts zu holen. Mit 0:5 unterlag der württembergische Aufsteiger, der nach der Rote Karte für Patrick Lauble (rechts im Bild) noch vier Gegentreffer kassierte.

Balingens Matthias Schmitz will einen Freistoß aus fast 30 Metern zurück zu Torwart Julian Hauser spielen. „Ich weiß nicht, wo der Matze mich gesehen hat, aber der Ball geht an mir vorbei und rollt ins Tor“, schildert Hauser die kuriose Situation aus seiner Sicht.

Tor? Wiederholung? Schiedsrichter Joshua Herbert, der für den kurzfristig erkrankten Julius Mertenstein eingesprungen war, reagierte völlig regelkonform. „Aus einem Vorteil darf kein Nachteil werden, darum gab es Eckball“, erklärte Saarbrückens Trainer Dirk Lottner nach dem Spiel – in der Situation war auch der Ex-Profi überfragt: „Der Linienrichter hat mich aufgeklärt.“ Und auch Hauser hatte dazugelernt: „Hätte ich den Ball berührt, hätte das Tor gezählt. Sowas habe ich noch nie erlebt.“

TSG Balingen bekommt den Frust des Meisters zu spüren

Lange stand es nur 0:1 aus Balinger Sicht. Ab der 56. Minute mussten Jörg Schreyeck (Mitte) & Co. die Regionalliga-Partie beim 1. FC Saarbrücken in Unterzahl zu Ende spielen. Nach 90 Minuten stand es 0:5. Foto: Eibner

Zu diesem Zeitpunkt war die Partie allerdings schon entschieden. Nach sieben Minuten war der Tabellenzweite in Führung gegangen. Beim sehenswerten Seitfallzieher von Tobias Jänicke hatte Hauser keine Abwehrchance.

„Wir haben im ersten Durchgang dann wenig zugelassen“, sagte Balingens Torhüter. Viele Möglichkeiten hatten aber auch die Gäste nicht. Zwei Schüsschen von Daniel Seemann waren leichte Beute für FCS-Schlussmann Daniel Batz.

Balingen stand im 4-4-2-System sehr kompakt. Trainer Ralf Volkwein hatte seine Mannschaft gegenüber dem 1:0-Erfolg über den SC Freiburg 2 auf zwei Positionen verändert. Niklas Schäuffele und Seemann spielten für den Torschützen Kaan Akkaya und Stefan Vogler.

Spielentscheidend war dann die Rote Karte gegen Patrick Lauble, der im FCS-Strafraum nachgetreten haben soll. „Wir waren dadurch 35 Minuten in Unterzahl“, so Hauser, „wenn eine Profimannschaft wie Saarbrücken dann ins Laufen kommt, haben wir halt schlechte Karten.“ Keine 60 Sekunden nach dem Platzverweis erhöhte Sebastian Jacob auf 2:0.

Balingen blieb auch in Unterzahl zunächst mutig, hatte durch einen Kopfball von Schmitz die Riesenchance auf den Anschlusstreffer (71. Minute), Batz klärte mit einer spektakulären Reaktion.

Doch spätestens nach dem 3:0 durch den eingewechselten Gillian Jurcher (72.) war der Widerstand gebrochen. „Das ärgert mich, darum habe ich auch Adrian Müller kurz gerüffelt“, erklärte Hauser, der durch einen Strafstoß von Markus Mendler – Pablo Gil hatte Jurcher gelegt (77.) – und durch Fanol Perdedaj (82.) zwei weitere Gegentore hinnehmen musste.

„Als Fußballer willst du immer gewinnen, aber natürlich ist Saabrücken nicht unser Anspruch. Das Spiel am Samstag gegen Stadtallendorf ist für uns wichtiger, da können wir unserem Ziel ein gutes Stück näher kommen“, sagte Hauser, der am Dienstag Leidtragender des Saarbrücker Frustes war.

Denn nach der bitteren 2:3-Pleite vergangenen Samstag bei Spitzenreiter Mannheim rückte der FCS-Titeltraum in weite Ferne.

TSG Balingen: Hauser; Eisele, Gil, Schreyeck, Lauble, Schuon, Müller, Pettenkofer (75. Kurth), Schäuffele (65. Pflumm), Schmitz, Seemann (64. Vogler).

Tore: 1:0 Jänicke (7.), 2:0 Jacob (58.), 3:0 Jurcher (72.), 4:0 Mendler (77./Elfmeter), 5:0 Perdedaj (82.).

Rote Karte: Lauble (56.).

Schiedsrichter: Joshua Herbert (Nüsttal).

Zuschauer: 1823.

 

Nur über die Höhe der Niederlage lässt sich diskutieren

Nach dem 0:5 gab es keine zwei Meinungen. „Es war ein verdienter Sieg für Saarbrücken, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Über die Höhe vielleicht“, sagte TSG-Trainer Ralf Volkwein und fügte hinzu: „Man hat gemerkt, dass die Regenerationszeit für uns zu kurz war. Wir haben Saarbrücken in der ersten Halbzeit etwas aus dem Tritt gebracht, aber spieltechnisch sind sie uns haushoch überlegen“, erkannte der A-Lizenzinhaber an.

Die Rote Karte für Stürmer Patrick Lauble sei eine ganz dumme Aktion gewesen, urteilte Volkwein. „In Überzahl hatten die Jungs plötzlich wieder Bock, Fußball zu spielen und auch die Gier, Tore zu machen“, meinte Saarbrückens Trainer Dirk Lottner, der von seiner Mannschaft in der ersten Hälfte die „notwendige Konsequenz“ vermisste.

Nach dem Platzverweis und „mit jedem Gegentor wurde die Verunsicherung bei uns dann größer und wir mussten froh sein, dass es nicht noch höher ausging“, so Volkwein, der aber auch lobende Worte für seine Jungs fand: „Ich bin stolz darauf, was meine Amateurmannschaft hier abliefert.“

Für die heißt es aufstehen und Mund abwischen: Am Samstag (14 Uhr) empfangen die Balinger in der Bizerba-Arena den TSV Eintracht Stadtallendorf zu einem immens wichtigen Spiel um den Klassenerhalt. COR

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