Meinung zu Arbeitspflicht für Flüchtlinge: Dieser Vorschlag ist zynisch
05.03.2024
Ein Landrat aus Thüringen will Flüchtlinge dazu verpflichten, für 80 Cent zu arbeiten. Das ist eine vollkommen lebensferne Idee, schreibt Yannick Rehfuss in seinem Meinungsbeitrag.
Flüchtlinge zur Arbeit zu zwingen, ist keine gute Idee. Daher ist es beruhigend zu wissen, dass Sigmaringens Landrätin Stefanie Bürkle nicht in den Populismus ihres Thüringer Amtskollegen einsteigt.
Kein Zweifel: Arbeit hilft dabei, sich zu integrieren. Allerdings liegt insbesondere in der Landeserstaufnahmestelle doch der Fokus auf deutlich wichtigeren Dingen. Die meisten Menschen, die in der LEA ankommen, flüchten vor Hunger, Verfolgung oder Krieg und bleiben dort zwischen sechs und acht Wochen. In dieser kurzen Zeit geht es darum, anzukommen, das Land kennenzulernen und etwaige Traumata zu verarbeiten.
Viele Flüchtlinge engagieren sich bereits
Dass dennoch allein in der LEA fast ein Drittel der Flüchtlinge kleinere Arbeiten in und um die Einrichtung übernehmen, ist aller Ehren wert. Auch außerhalb der LEA gibt es viele Beispiele von Flüchtlingen, die sich in der Gemeinde einsetzen. Sicher gibt es hier noch Potenzial.
Doch Asylbewerber haben fast keine Möglichkeit, am regulären Arbeitsmarkt teilzunehmen. Die Bundesagentur für Arbeit setzt hierfür hohe Hürden. Daher ist die Idee des Thüringer Landrats Herrgott, Flüchtlinge zur Arbeit zu verpflichten, zynisch. Eigentlich sollte auch ihm klar sein, dass wir mittel- und langfristig weniger Flüchtlinge brauchen, die den Grünschnitt wegbringen als Flüchtlinge, die tatsächlich in den Arbeitsmarkt integriert sind.