Handball

Peinlich-Auftritt gegen Eisenach: HBW Balingen-Weilstetten steht vor Scherbenhaufen

05.05.2024

Von Marcus Arndt

Peinlich-Auftritt gegen Eisenach: HBW Balingen-Weilstetten steht vor Scherbenhaufen

© Moschkon

Nach der neunten Niederlage in Folge steht der HBW (im Bild Elias Huber) vor dem direkten Wiederabstieg.

Die Qualitätsfrage stellte sich beim Balinger Handball-Bundesligisten nicht erst seit der schwachen Leistung gegen Eisenach. Und nicht nur die. Auch der Trainerwechsel griff nicht – und der HBW steht vor dem direkten Wiederabstieg.

Nach acht Niederlagen in Folge hätte es ohnehin eines schwäbischen Wunders in der finalen Saisonphase gebraucht, damit der Kreisstadt-Klub auch künftig erstklassig bleibt. Nachdem der HSV Hamburg – wie schon sein Vorgängerverein 2016 – keine Lizenz für die kommende Runde erhielt, ging für die Balinger die Tür noch einmal einen ganz kleinen Spalt auf. Denn bei einem Zwangsabstieg der Hanseaten muss sehr wahrscheinlich nur der Tabellenletzte runter.

Der HBW nutzte auch diese letzte Chance nicht. Symptomatisch für eine komplett verkorkste Spielzeit. Es ist wohl die Verkettung zu vieler Unzulänglichkeiten auf und neben der Platte, dass keine zwölf Monate nach dem Titelgewinn in der 2. Bundesliga die „Gallier“ vor einem Scherbenhaufen und dem vierten Abstieg seit 2014 stehen. Im Kollektiv versagte das Team von Interimstrainer Tobias Hotz auch gegen den Mitaufsteiger, kassierte im Spiel eins nach dem Bürkle-Rauswurf eine 21:34-Demütigung. Die 23. Saison-Pleite – die Neunte hintereinander.

Zu viele Fehlwürfe

Allein im ersten Spieldrittel präsentierte sich das Schlusslicht auf Augenhöhe mit Eisenach, kam beim 7:9 noch einmal in Schlagdistanz (19. Minute). Nikola Grahovac, der die Schwaben im Sommer wohl in Richtung Veszprém verlassen wird, scheiterte dann aber völlig frei vom Kreis. Dass der Kroate keine 40 Sekunden später seine zweite Zeitstrafe kassierte, passte ins Bild.

Die Balinger erwischten erneut einen gebrauchten Tag, fielen nach einem 4:0-Lauf der Thüringer erst deutlich (7:13/ 28.) – nach dem Seitenwechsel dann entscheidend (10:22/35.) zurück. „Es fällt schwer nach so einem Spiel die richtigen Worte zu finden“, räumte Tim Grüner unumwunden ein, wusste aber zumindest um die Gründe für die Klatsche: „Wir haben vorne viel zu viele Bälle einfach vergeben, den Torwart nicht genug angeschaut. Und hinten stand die Abwehr auch nicht so wie in den vergangenen Wochen.“

„Andere Körpersprache gewünscht“

Coach Hotz konnte einem fast schon leidtun – Eisenach düpierte die Schwaben in der ausverkauften SparkassenArena. Mit 30:15 (!) lagen die Ostdeutschen zehn Minuten vor der Schlusssirene vorne. Auf der Gegenseite leistete sich der HBW 25 Fehlwürfe und gefühlt ebenso viele Ballverluste. Just ein Fehlerfestival wollte der A-Lizenzanwärter unbedingt verhindern, „denn das war auch der Knackpunkt in den letzten Begegnungen.“ Aber früh herrschte wieder mal Wackelarm-Alarm beim Schlusslicht.

„Es ist einfach eine Spirale, in der wir gerade drinstecken“, erklärte der 39-Jährige, „und wir kommen nicht heraus. Dann beginnen die gleichen Mechanismen wie schon gegen Leipzig und den BHC. Die Jungs wollen, die Jungs kämpfen – auch wenn es dann irgendwann nicht mehr so aussieht. Natürlich hätte ich mir auch in der zweiten Halbzeit eine andere Körpersprache vom einen oder anderen Spieler gewünscht.“

Neun Abgänge bereits fix

Aber das Gros der Mannschaft hat nicht nur den Klassenerhalt, sondern auch das Thema HBW innerlich bereits abgehakt. Bereits neun Abgänge sind fix – und weitere werden folgen. Matthias Flohr, der im Sommer an die Eyach zurückkehrt, steht vor einem kompletten Neuaufbau. Bislang haben die Balinger erst drei Transfers (Matthes, Kornecki und Pfattheicher) eingetütet sowie mit Winter-Neuzugang Grüner vorzeitig verlängert.

Nach der EM-Pause wollten die Verantwortlichen die Planungen für die Saison 2024/25 konsequent vorantreiben und en gros abschließen – was bislang nicht gelungen ist. Es läuft eben nicht rund in der Kreisstadt: weder auf noch neben der Platte.

Diesen Artikel teilen: