Nusplingen

Abwechslungsreiches Kulturprogramm: Alte Friedhofskirche in Nusplingen erwacht aus dem Winterschlaf

08.05.2024

Von Janine Lehleiter

Abwechslungsreiches Kulturprogramm: Alte Friedhofskirche in Nusplingen erwacht aus dem Winterschlaf

© Janine Lehleiter

Hans Braun vom Förderverein „Alte Friedhofskirche St. Peter und Paul“ zeigt bei seinen Führungen die Apostel-Ölgemälde, die früher im Kircheninnenraum hingen und heute im Kirchturm untergebracht sind.

Ende April ist die Alte Friedhofskirche in Nusplingen aus ihrem Winterschlaf erwacht. Doch jetzt geht’s erst so richtig los, denn der Förderverein „Alte Friedhofskirche St. Peter und Paul“ hat wieder einmal ein abwechslungsreiches Kulturprogramm auf die Beine gestellt.

So bieten am Samstag, 11. Mai, „Dr Grausig & the Magictones“ den Zuhörerinnen und Zuhörern ab 19 Uhr ein besonderes Jazzkonzert. Aber auch das Konzert des Projekts „Singpause Zollernalb“ der Jugendmusikschule Zollernalb am Sonntag, 23. Juni, ab 19 Uhr steht dem in nichts nach. Ein drittes Konzert findet am Sonntag, 8. September, ab 18.30 Uhr statt. Dann wird das Ensemble „Sopresso“ sein musikalisches Bestes geben.

Höhepunkt am 8. September

Am selben Tag wird auch der Tag des offenen Denkmals als Höhepunkt des Jahres in der Alten Friedhofskirche gefeiert. Zwischen 10 und 17 Uhr gibt es kostenlose Führungen zum Motto „Wahr-Zeichen – Zeitzeugen der Geschichte“. Tickets für die Konzerte gibt’s im Vorverkauf bei der Gemeinde Nusplingen, Telefon 07249 9310920 oder per E-Mail an info@nusplingen.de, oder an der Abendkasse.

Geschichte kommt in der Kirche St. Peter und Paul auch nicht zu kurz. Am 10. Juli um 19 Uhr geben Jörg Berbalk und Wilfried Schübel Einblicke in die „Archäologischen Funde im Bäratal“. Und der Historiker und Vorsitzende des Fördervereins, Roland Steidle, wird sein Wissen zum Thema „Der große Deutsche Bauernkrieg 1524–25“ am 9. Oktober um 19 Uhr teilen. Und ab sofort ist mit einer Fossilienausstellung auch wieder ein Abtauchen in den Nusplinger Plattenkalk möglich.

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Einblicke ins Nusplinger Kleinod.

© Janine Lehleiter

Einblicke ins Nusplinger Kleinod.

© Janine Lehleiter

Einblicke ins Nusplinger Kleinod.

© Janine Lehleiter

Einblicke ins Nusplinger Kleinod.

© Janine Lehleiter

Doch Obacht: Die Öffnungszeiten haben sich geändert. Die Kirche wird nur noch circa 16 Tage im Jahr für den Publikumsverkehr geöffnet sein, sprich vom 1. Mai bis 8. September an allen Sonntagen von 14 bis 17 Uhr. Grund dafür sei „ein Schwund an Interesse an aktiver Beteiligung im Förderverein“. Trotzdem fehlt es den aktiven Mitgliedern nicht an Tatkraft, was sie beim Arbeitseinsatz vergangene Woche bewiesen, als sie die Alte Friedhofskirche wieder einmal aus dem Winterschlaf erweckten.

Vor 30 Jahren drohte noch der Abriss

Heute ist keine Spur mehr davon, dass in den 1990er-Jahren sogar der Abriss der Kirche im Gespräch war. „Da war ein älterer Herr, der meinte: Gebt dem Abbruchunternehmer 40.000 Mark und wir haben das alte ‚Glump‘ weg“, erinnert sich Gründungsmitglied Herbert Ottenbreit. Um das zu verhindern, hat sich 1996 der Förderverein formiert.

Abwechslungsreiches Kulturprogramm: Alte Friedhofskirche in Nusplingen erwacht aus dem Winterschlaf

© Janine Lehleiter

Bei einem Arbeitseinsatz machte der Förderverein in der Alten Friedhofskirche klar Schiff (von links): Herbert Ottenbreit, Hans Braun (dahinter), Jörg Berbalk und Roland Steidle.

Ziel des Vereins ist der konservatorische Erhalt der Kirche sowie ihres „kulturellen Sinns und Zwecks“. Zu den Vereinsaufgaben gehören neben Aufsichtsdiensten und Auf- und Abbauarbeiten für Veranstaltungen auch Aufräum- und Verschönerungsmaßnahmen, Pressearbeit und Führungen.

Unter anderem offenbart Hans Braun den Besucherinnen und Besuchern die verborgenen Schätze. Er ist sozusagen der Allrounder im Team, was sich beim Termin mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER bewahrheitet. Stolz zeigt er zunächst die Ausstellung zur Restaurierung der Alten Friedhofskirche auf deren Empore. Dort erfährt man alles Wissenswerte zu den Gräbern, die unter dem Fußboden, sowie zu den Wandmalereien, die lange unter einer weißen Tünche verborgen waren.

Schätze im Glockenturm

Im Anschluss geht’s hoch auf den Turm. Ein kleines Abenteuer, denn enge Durchstiege sowie holprige Holztreppchen setzen eine bestimmte Fitness sowie Trittsicherheit voraus. Doch der Aufstieg lohnt sich: Oben kann man die beiden Glocken der Kirche bestaunen sowie viele alte Schätze, wie die alten Kirchenbänke oder die Ölgemälde, die vor der Restaurierung im Kircheninnenraum hingen.

Noch viele Geheimnisse verborgen

Im Eingangsbereich informiert ein Zeitstrahl über die Geschichte der Alten Friedhofskirche in Nusplingen. Auf einen Vorgängerbau aus dem 7. Jahrhundert folgte das heutige Gebäude, das wohl um 1000 nach Christus gebaut wurde. Von wem, weiß man bis heute noch nicht. „Zwischen der Entstehungszeit und dem Mittelalter gibt es eine Lücke in der Forschung und es sind noch viele Geheimnisse verborgen“, so Roland Steidle.

Abwechslungsreiches Kulturprogramm: Alte Friedhofskirche in Nusplingen erwacht aus dem Winterschlaf

© Janine Lehleiter

„Es gibt nichts Vergleichbares in der Gegend“: Die Alte Friedhofskirche in Nusplingen.

Seit 1829 gehöre die Kirche der weltlichen Gemeinde. Laut Roland Steidle sei diese Tatsache eine „Schutzhaube, dass sie in den Dornröschenschlaf fallen konnte“. Entweiht wurde das Gotteshaus aber nie, sodass es immer noch ihren kirchlichen Status hat. Jedes Jahr am 29. Juni wird in Nusplingen deshalb ein Gedenktag und Patrozinium zu Ehren der Apostel Peter und Paul gefeiert.

1997 ging es los mit der Restaurierung, für die man anfangs 12 bis 15 Jahre angesetzt habe. Letztlich dauerte es aber nur halb so lang. „Ein Sachbearbeiter des Denkmalamts hatte eine Schwäche für die Kirche. Er hat sehr viel geholfen, was Zuschüsse und Spenden angeht“, so Herbert Ottenbreit. Er erinnert sich auch, dass der damalige Präsident des Landesdenkmalamts, Dieter Planck, einmal sagte: „Mir ist die Renovierung der Nusplinger Kirche genauso wichtig wie die des Ulmer Münsters.“ Vor rund sieben Jahren wurde dann der Turm der Alten Friedhofskirche nachträglich saniert.

Nichts Vergleichbares in der Gegend

„Das Nusplinger Kleinod ist wie ein Blick ins Geschichtsbuch – was die Kirche, aber auch die Gemeinde betrifft“, schwärmt Herbert Ottenbreit schlussendlich von der Alten Friedhofskirche. Dem kann sich Roland Steidle nur anschließen: „Genau, ein Besuch der Kirche bietet einen Blick zurück auf über 1000 Jahre. Wie eine Art Zeitkapsel.“ Schriftführer Jörg Berbalk ergänzt: „Es gibt nichts Vergleichbares in der Gegend.“

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