Balingen

Alle an einem Tisch: Kirche und Dorf planen zentralen Platz in Engstlatt

09.06.2024

Von Nicole Leukhardt

Alle an einem Tisch: Kirche und Dorf planen zentralen Platz in Engstlatt

© Nicole Leukhardt

Pfarrer Christoph Braunmiller, Pfarrerin Eveline Günther und Engstlatts Ortsvorsteher Klaus Jetter (von links) freuen sich auf den gemeinsamen Tisch mitten im Dorf – und natürlich auch aufs Fußballschauen.

Ein Ausflug nach Kohlstetten, der zur Initialzündung wurde: Als die Engstlatter Kirchenmitarbeiter vergangenen Sommer einen massiven Stahltisch als Gemeindetreffpunkt in dem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb entdeckten, war ihnen sofort klar – so etwas brauchen wir auch. Mit Ortsvorsteher Klaus Jetter und den Ortschaftsräten haben sie nun Projektpartner gefunden, die sich am Dorfgemeinschaftstisch beteiligen wollen.

Der Platz könnte symbolhafter kaum sein: Auf der einen Seite thront die Engstlatter Kirche erhaben auf einer Anhöhe, auf der anderen Seite steht das historische Rathaus. In der Mitte auf dem kleinen, gepflasterten Platz soll ein Tisch aus Cortenstahl installiert werden, quasi dort, wo sich die kirchliche und die bürgerliche Gemeinde begegnen und die Hand reichen.

Denn so ist auch das „Projekt Dorfgemeinschaftstisch“ zu verstehen: „Die beiden Gemeinden wollen sich hier treffen und auch den Tisch gemeinsam ins Leben rufen“, schildert Pfarrer Christoph Braunmiller. Etwa fünf Meter lang, leicht geschwungen und sich an einem Ende verjüngend, so soll der Tisch aussehen, erklärt er. Auch die passenden Stühle sollen an seine Seite gestellt werden. „Jeder, der hier vorbeikommt, soll innehalten, sich hinsetzen, mit anderen ins Gespräch kommen können“, beschreibt er die Idee. Wer mit dem Rad unterwegs ist, soll beim Rathaus, wenn benötigt, auch eine E-Ladesäule dafür finden.

Die Engstlatter vermissen einen „place-to-be“

„Der ISEK-Prozess hat ergeben, dass den Engstlattern ein zentraler Platz im Ort, ein place-to-be fehlt, an dem sie sich treffen können“, erklärt auch Ortsvorsteher Klaus Jetter. Daher unterstütze auch die Verwaltung den Plan der Kirche. Der Ortschaftsrat habe bereits einstimmig grünes Licht gegeben. „Die Gesellschaft driftet auseinander, dabei suchen viele Menschen das Miteinander“, betont der Pfarrer. „Ein solcher gemeinsamer Tisch ist womöglich auch ein probates Mittel gegen die zunehmende Vereinsamung und Vereinzelung“, findet auch Pfarrerin Eveline Günther. „Und zwar unabhängig von Konfession oder politischer Einstellung“, fügt Braunmiller an. Der Tisch, so fassen es die drei zusammen, soll alle, auch Jung und Alt zusammenbringen.

Public Viewing für die gute Sache

Die Vorüberlegungen seien alle getan, resümiert er. Allein die Finanzierung des Vorhabens sei noch nicht ganz gestemmt. „Wir können über ISEK natürlich Fördermittel bekommen“, schildert Klaus Jetter. Allein: „Die Anträge können erst im Herbst gestellt werden.“ Und so lange warten möchte weder die kirchliche, noch die bürgerliche Gemeinde. „Ich gehe bald in den Ruhestand, natürlich habe ich auch ganz persönlich Interesse daran, dass der Tisch noch zuvor fertig wird“, sagt Pfarrer Braunmiller und schmunzelt. Der Erlös des Gemeindefests, das es zu seiner Verabschiedung geben soll, soll daher dem Tisch zugutekommen.

Und nicht nur das: Wenn in dieser Woche am Freitag die EM angepfiffen wird und die Vereinsgemeinschaft zum Public Viewing im Gemeindehaus lädt, soll auch der Erlös der Getränke ins Kässle für das Tischprojekt fließen. Alle Spiele mit deutscher Beteiligung sollen gezeigt werden, „also bis zum Finale“, wie Braunmiller lachend orakelt. Was beim Fußballergebnis noch keiner zu sagen vermag, steht für den Dorfgemeinschaftstisch für die drei Initiatoren indes fest: „Das wird eine gelungene Sache werden“, sagt Braunmiller. Und fügt an: „Man muss einfach Vertrauen haben, dass es gelingt.“

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