Die Bitzer Bürgerinnen und Bürger hatten allen Grund, die Festhalle am Mittwochabend mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu verlassen. Dort feierten sie die Amtseinsetzung ihrer neuen Bürgermeisterin Raphaela Gonser und zeitgleich verabschiedeten sie sich vom nun ehemaligen Bürgermeister Hubert Schiele.

Historischer Tag für Bitz

24 Jahre lang nahm Hubert Schiele Tag für Tag auf dem Chefsessel im Rathaus in Bitz Platz. In seiner Ansprache sprach Bürgermeisterstellvertreter Wolfgang Ziemen deshalb von einem „für die Gemeinde historischen Tag“. Hubert Schiele habe sich im Jahr 2000 „jung, dynamisch und voller Tatendrang“ in sein Amt gestürzt und seitdem viel bewegt.

Die Ortskern- und die Rathaussanierung sowie das umfangreiche Klimaschutz- und Energiekonzept seien nur exemplarische Meilensteine. Zum Dank gab es ein ganz besonderes Geschenk: eine Liege, in der Hubert Schiele sich künftig gemütlich an seine Amtszeit als Bürgermeister erinnern könne.

Auch Landrat Günther-Martin Pauli verabschiedete sich von seinem langjährigen Mitstreiter. Er habe diesen quasi von Anfang an begleitet und obwohl Schiele „kein Leisetreter“ gewesen sei, habe er dessen „wachen, konstruktiven, kritischen Geist“ sehr geschätzt und bedankte sich für das „immer sportlich-faire … meist sportlich-faire Miteinander“, was für einige Lacher in der Festhalle sorgte.

Stellvertretend für die Bürgermeister im Zollernalbkreis sprach Geislingens Bürgermeister Oliver Schmid. Er habe oftmals morgens anerkennend in die Zeitung geschaut und bewundert, was Hubert Schiele in Bitz aufgezogen hat: „Solch eine Erfolgsbilanz kann nicht jede Gemeinde vorweisen.“

„Feste politische Nummer im Landkreis“

Um die Veranstaltung nicht künstlich in die Länge zu ziehen, entschied sich Roland Tralmer, Oberbürgermeister der Stadt Albstadt, Verabschiedung und Begrüßung in einem Abwasch zu erledigen. Roland Tralmer bezeichnete den Abend als Zeitenwende. „Der Name Hubert Schiele ist eine feste politische Nummer im Landkreis geworden“, würdigte er den ausscheidenden Schultes. Dessen Nachfolgerin Raphaela Gonser habe seiner Meinung nach „durch ihre Persönlichkeit, Überzeugungsarbeit im Wahlkampf und eine freie ehrliche Wahl“ überzeugt.

Als Stellvertreter der 18 Bitzer Vereine sprach Hans-Gerd Hailfinger seinen Dank an Hubert Schiele aus. „Ich habe schon die Uniform an, ich komme also nicht von einer Beerdigung“, erklärte er humorvoll, dass der Gospelchor „Sound of Joy“ den festlichen Abend umrahme. Auch der ehemalige Schultes sei Teil der singenden Gruppe. Außerdem sorgte die Musikkapelle Bitz für musikalische Höhepunkte – mit einem Stück des Abschieds für Hubert Schiele und dem Titel „The Story“ für Raphaela Gonser, die nun eine neue Geschichte schreibe.

Zum Abschied Sigmund Freud zitiert

Doch zuvor verabschiedete sich der scheidende Bürgermeister persönlich von seiner Gemeinde. Er bedankte sich bei seinen Gratulanten und zitierte dafür Sigmund Freud: „Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos.“ Für ihn sei es ein Privileg gewesen, Bürgermeister in Bitz sein zu dürfen und die Entscheidung, nicht mehr anzutreten, sei ihm nicht leichtgefallen.

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Er gebe nun das Steuerrad – nicht nur metaphorisch, sondern auch tatsächlich – an seine Nachfolgerin weiter, „damit sie das Gemeindeschiff immer auf sicheren Kurs setzt.“ Mit Standing Ovations würdigten die Gäste den sichtlich gerührten Hubert Schiele schlussendlich.

Raphaela Gonsers großer Moment

Nachdem Raphaela Gonser die einzige Anwärterin auf das Amt des Bitzer Bürgermeisters – in dem Fall der Bitzer Bürgermeisterin – war, war es nicht verwunderlich, dass die engagierte junge Frau die Wahl am 25. Februar für sich entschied. Am vergangenen Freitag übergab Hubert Schiele der 34-Jährigen schon die symbolischen Schlüssel, nun folgte der große Moment: die offizielle Einsetzung ins Amt.

Wolfgang Ziemen erinnerte dafür nochmals an den „überragenden Vertrauensvorschuss von 93 Prozent. Wir haben es heute schon oft gehört, aber die Zahl ist so toll, die kann man nicht oft genug sagen.“ Der Bürgermeisterstellvertreter sprach Raphaela Gonser den Diensteid und die Verpflichtung vor. Zeile für Zeile wiederholte sie die Worte gewissenhaft.

Landrat Günther-Martin Pauli freute sich, dass mit Raphaela Gonser sowie Silke Edele aus Weilen u.d.R. und Marion Maier aus Dotternhausen bei der Veranstaltung zum ersten Mal in der Geschichte des Landkreises drei Bürgermeisterinnen anwesend waren. Der neuen im Bunde wünsche er für die zukünftigen Aufgaben Wachsamkeit, Mut und Kreativität und schenkte ihr symbolisch für ein „sportlich-faires Miteinander“ einen Handball.

Bürgermeisterin war „freudig aufgeregt“

Oliver Schmid hieß Raphaela Gonser in der „kommunalen Familie“ willkommen. Sie habe ihm zuvor anvertraut, sie sei „freudig aufgeregt“, weswegen er sie schmunzelnd beruhigte: „Es legt sich mit der Zeit, wenn du die ersten 100 Reden gehalten hast.“ Raphaela Gonser sei seiner Meinung nach „ein absoluter Glücksfall für Bitz“ und genau dieses „dringende Quäntchen Glück, ohne das es nicht geht“, wünsche er ihr.

Zum Abschluss rief Raphaela Gonser in ihrer ersten Rede als offizielle neue Bürgermeisterin die Gäste in der Bitzer Festhalle zu einem „Neubeginn, der uns alle betrifft“ auf. Sie bedankte sich bei ihrem Vorgänger, dass er sie in den vergangenen Wochen unterstützt habe, in ihre neue Rolle hineinzufinden. Mit diesem Abend geht die Ära Schiele vorüber, das Kapitel Gonser ist aufgeschlagen.