„Es war schon etwas schwierig: Wir hatten neue Songs dabei, aber auch ganz alte – da ist die Aufregung groß und man ist vorher nicht so entspannt“, erzählt Boris Matakovic um kurz vor Mitternacht, als sich der Saxofonist und seine Bandkollegen unter die Zuschauer gemischt haben, mit Fans und Freunden plauschen sowie Selfie- und Autogrammwünsche erfüllen: „Wir hoffen, dass es den Leuten gefallen hat.“

Und das hat es scheinbar: Die Zuschauer fordern, als die Band die Bühne verlässt, lautstark Zugaben und als diese gespielt sind, wird die Band frenetisch gefeiert. Sänger Thomas Seeburger will offenbar gar nicht mehr von der Bühne runter: Als seine Kollegen bereits hinter dem Vorhang verschwunden sind, geht er noch mal ans Mikro und singt noch beim Outro mit, das nun vom Band kommt und nicht mehr live gespielt wird.

Junge Lokalmatadoren eröffnen den Abend

Ein paar Stunden zurückgespult: Die Balinger Eberthalle ist schon gut zur Hälfte gefüllt – da noch keine Musik spielt, gibt’s vor der Bühne noch reichlich Platz, die meisten Zuschauer befinden sich im hinteren Drittel der Halle, wo es Getränke und Merchandise gibt.

Das ändert sich, als Five O Seven auf die Bühne treten. Die jungen Balinger Hard-Rocker haben einige Fans mitgebracht, die ihre Shirts tragen und vereinzelt sogar die Lieder mitsingen können. Auf diesen Heimvorteil müssen Black Tiger aus Tschechien verzichten – das machen sie jedoch durch eingängige Songs und einen professionellen Auftritt wett – vor der Bühne wird es nun endgültig etwas kuscheliger.

Mit Human Zoo sind die tschechischen Hard-Rocker freundschaftlich verbunden. Bereits als Human Zoo 2016 ihr Album „My Own God“ vorstellten, spielten Black Tiger als Vorband. Im November gibt’s den Gegenbesuch und Human Zoo treten im tschechischen Svatoborice auf.

Band und Publikum geben gleich Vollgas

Dann brandet Jubel durch die Halle, denn der Hauptact des Abends betritt die Bühne. Der erste Song ist gleich einer vom neuen Album, und doch sind die Fans sofort voll da. „Gun 4 a While“ ist nicht nur Auftaktsong des Abends, sondern auch erste Single des Albums, für den am kommenden Freitag das Musikvideo erscheint. Der Song bleibt dem Stil der Band treu: melodischer, eingängiger Hard-Rock mit einem prominenten Saxofonsolo, dem Instrument, das der Band seinen außergewöhnlichen und unverwechselbaren Sound verleiht.

Auch der zweite Song „Hello Hello“ ist ein Song vom neuen Album, doch er ist so eingängig, dass sich bereits beim ersten Hören locker der Refrain mitsingen lässt: „Hello, Hello – Are you ready to rock?“ – Eine rhetorische Frage – oder eher ein Versprechen – an das Publikum, was es noch erwartet.

Programm aus 20 Jahren Bandgeschichte

Danach legen die Hard-Rocker einen Block aus Songs der bisherigen vier Alben ein – da können versierte Fans dann schon mehr als nur den Refrain mitsingen – ehe mit der Rock-Ballade „Daddy“ wieder einer vom neuen Album dran ist. Auf der Platte ist bei diesem Song übrigens ein Kinderchor von Schülerinnen und Schülern aus Balingen und Geislingen zu hören.

Nach dem neuen Song „Echo“ folgen mit „Rebell Yell“ von Billy Idol und Whitesnakes „Here I go again“ zwei Coversongs, die beim Publikum blendend ankommen. Bei letzterem überrascht die Band mit einem Duettpartner: Michael Bormann, ehemals Sänger von Jaded Heart und Teilnehmer bei „The Voice of Germany“, singt den Klassiker gemeinsam mit Thomas Seeburger.

„Er hat eine der besten Stimmen im Metal und ist ein Freund von uns – wir haben ihn eingeladen und er hat sofort zugesagt“, erklärt Boris Matakovic nach der Show.

Nach drei weiteren Songs von früheren Alben – darunter die gefühlvolle Ballade „In the Rain“, bei der Handys und Feuerzeuge nach oben gehen – verlässt die Band zunächst die Bühne, ehe sie vom Publikum zurückbeordert wird.

Für die drei Zugaben hat sich Thomas Seeburger nochmals extra in Schale geworfen: Er trägt Zylinder, einen weißen Gehrock und einen Gehstock: Das Outfit, das er bei seiner nicht-alltäglichen Hard-Rock-Hochzeit im vergangenen Jahr in Geislingen trug.

Hand in Hand mit dem Rockverein

Im glückseligen Publikum ist dagegen Schwarz die angesagteste Kleiderfarbe. Viele tragen Tour- und Bandshirts von Human Zoo, einige Festivalshirts vom Bang Your Head und dem Rock of Ages, wo die Balinger ebenfalls schon aufgetreten sind. Doch das häufigste Shirt ist das mit dem rot-weißen RVB-Logo des Balinger Rockvereins, der die Album-Release-Party präsentiert: „Der Verein hat uns organisatorisch extrem viel abgenommen – Für diese große Unterstützung sind wir dem Rockverein und allen Helfern sehr dankbar“, erklärt Matakovic, der mit seinen Bandkollegen selbst Mitglied im RVB ist – ebenso wie die Vorband Five O Seven.

Ein neues Festival für Balinger Headbanger

Die guten Erinnerungen an das Bang Your Head, die an diesem Abend mitschwingen, sollen auch im Sommer an der Spielstätte des legendären Festivals wieder aufleben. Der Rockverein plant ein Ein-Tages-Open-Air-Festival auf dem Messegelände. Mehr als Datum und Namen wollten die Verantwortlichen noch nicht nennen. Aber das ist immerhin leicht zu merken: der 13. Juli – das Mitte-Juli-Wochenende, das so lange für das Bang Your Head reserviert war. Und wie könnte es wohl heißen? Klar: RVBANG.

Human Zoo geht auf Tour

Wer das Konzert in der Eberthalle verpasst hat, hat am 22. November in der Ebinger Kulturfabrik und zuvor am 30. Oktober in Obermarchtal die Gelegenheit, Human Zoo in der (näheren) Umgebung zu sehen. Die Tour führt die Band auch wieder ins Ausland, bisher stehen zwei Termine in der Schweiz und einer in Tschechien an. „Da kommt mit Sicherheit aber noch etwas dazu“, meint Saxofonist Boris Matakovic zum bisherigen Tourkalender, der auf der Website der Band abrufbar ist.