Hechingen

Hechinger Grundschulen bewegen was: Schulkinder mit „SpoSpiTo“ zu mehr Bewegung motivieren

03.04.2024

Von Julia Siedler

Hechinger Grundschulen bewegen was: Schulkinder mit „SpoSpiTo“ zu mehr Bewegung motivieren

© Andreas Mauch

Glückliche Gesichter: Die Schule ist aus, die Sonne scheint, der Heimweg mit Schulfreundinnen und Freunden – und vielleicht auch ein Gewinn – winkt.

Die Erwachsenen wissen es selbst am besten: Die Ablenkungsangebote und „Passivitäten“, die Groß und Klein zur Verfügung stehen, sind enorm. Playstation, Handy, Fernseher und Tablet gewinnen oft im Kampf gegenüber den wirklichen Aktivitäten wie Spaziergängen, dem Spielplatz, Gummi-Twist oder Himmel und Hölle. Unter Zeitdruck oder bei wenig ansprechendem Wetter wird auch bei kürzeren Strecken gerne das Auto gewählt. Die Grundschule Hechingen hält mit der Teilnahme an der deutschlandweiten Aktion „SpoSpiTo“-Bewegungspass seit dem 11. März dagegen und will die Kinder damit zu mehr Bewegung motivieren.

„Unser Ziel mit dem Bewegungspass ist es, zum einen die Verkehrssituation vor Grundschulen durch weniger „Elterntaxis“ zu entschärfen. Zum anderen soll der Bewegungspass die Eigenständigkeit im Verkehrsalltag und einen bewegten Einstieg in den Tag von Kindern fördern“, heißt es auf der offiziellen Website der Aktion. Die Abkürzung steht für „Sporteln, Spielen, Toben“. Für die Grundschule Hechingen ist der Bewegungspass so gesehen eine Erweiterung zur hauseigenen Aktion „zu Fuß zur Schule“, die seit Jahrzehnten für eine Woche im Frühling oder Sommer stattfindet. Die Kinder kommen eine Woche lang zu Fuß zur Schule und erhalten von den Lehrkräften einen Stempel in ihren Laufpass. „Die Lehrkraft überwacht das, sozusagen“, erklärt Andreas Mauch, Sportlehrer, Sportfachbeauftragter und Nachhaltigkeitsbeauftragter an der Schule – und nun auch für die „SpoSpiTo“-Aktion verantwortlich.

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Deutschlandweites Projekt für mehr Aktivität und Bewegung

Diese soll auch in Hechingen die Parkplatzsituation entschärfen, wo teils sogar die Feuerwehrzufahrt zugeparkt werde. Die Aktion läuft an allen drei Standorten der Grundschule am Schlossberg, in der Zollernstraße und in Sickingen. „Teilweise gibt es Eltern, die wohnen 500 Meter von der Schule weg, aber fahren ihre Kinder jeden Tag hier her“, hält Mauch fest. Der „SpoSpiTo“-Bewegungspass ist ein deutschlandweites Projekt an Grundschulen, das von der Sparkasse unterstützt wird. Mauch erklärt: „Der Unterschied ist, dass das Projekt jetzt 6 Wochen läuft“, anstelle der einen Woche der hauseigenen Aktion „Zu Fuß zur Schule“. Ein weiterer Unterschied: Nicht die Lehrkräfte geben den Kindern die Stempel, sondern die Eltern zu Hause unterschreiben, wenn ihr Kind zu Fuß zur Schule und nach Hause gegangen ist. Ein zusätzlicher Anreiz sei die Urkunde, die es bei 20 Unterschriften gebe sowie die automatische Teilnahme am deutschlandweiten Gewinnspiel. Dabei werden insgesamt 500 Gutscheine, 100 Kinderrucksäcke und 67 Tretroller verlost.

Hechinger Grundschulen bewegen was: Schulkinder mit „SpoSpiTo“ zu mehr Bewegung motivieren

© Andreas Mauch

Schülerinnen und Schüler der Hechinger Grundschule am Schlossberg zu Fuß auf dem Weg zum Unterricht.

„Es geht uns um körperliche Gesundheit, Bewegung und um Umweltaspekte“, so Mauch. Die Teilnahme stelle für die Grundschule eine Erweiterung der Aktionswoche dar, mit dem Ziel, „einen nachhaltigeren Effekt erzielen zu können“. Dadurch, dass bei diesem Projekt die Eltern unterschreiben, habe man allerdings wenig Einblick in die Aktion. „Es kam jetzt auch schon vor, dass Kinder nach dem dritten Tag bereits 20 Unterschriften hatten“, lacht Mauch. Der gesamte Erfolg der Aktion hänge in diesem Fall „an der Vernunft und der Zuverlässigkeit der Eltern“. An der Parkplatzsituation habe sich bisher jedenfalls nichts geändert, munkelt man im Kollegium. Mauch glaubt dennoch daran, dass es viele Kinder gibt, die wirklich zur Schule laufen und Eltern, die das zu Hause „super umsetzen“. Auch die Rückmeldung der Kinder sei bisher positiv. Manche Eltern hätten möglicherweise Angst, die Kinder alleine auf den Schulweg zu schicken. Da helfe nur, sie in Gruppen laufen zu lassen und den Schulweg einige Male mitzugehen, um auf mögliche Gefahren aufmerksam zu machen.

Nicht alle Eltern scheinen den Sinn der Aktion verstanden zu haben

Nur manche Eltern hätten den Sinn der Aktion nicht verstanden, kritisiert er. „Da kriegt das Kind einen Zettel von der Schule mit nach Hause und dann wird der halt unterschrieben“, muss dann auch der Verantwortliche lachen. Er hofft, dass die Aktion über die Osterferien nicht vollständig in Vergessenheit gerät. In den nächsten Jahren wolle man einen Kompromiss finden und die eigene Aktion auf mehrere Wochen ausdehnen, die „Kontrolle“ aber bei den Lehrern belassen.

Ein weiterer Punkt, den Mauchs Kollegen kritisieren, ist der „materielle Anreiz, dass Kinder vielleicht nur laufen, weil sie was gewinnen wollen.“ Man wünsche sich eine intrinsischere Motivation. „Es ist ja erwiesenermaßen so, dass die Kinder aufnahmefähiger und ruhiger sind, weil sie schon ein wenig ihres Bewegungsdrangs abgebaut haben“, so Mauch.

Voraussichtlich für den 3. Mai ist ein Abschlussfest auf dem Pausenhof der Grundschule am Schlossberg geplant.

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