Rosenfeld

Minusgeschäft oder Klimamaßnahme? Rosenfelder Rat befürwortet teuren Zisternenbau für Gießwasser

23.04.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Minusgeschäft oder Klimamaßnahme? Rosenfelder Rat befürwortet teuren Zisternenbau für Gießwasser

© Rosalinde Conzelmann

Das Regenwasser vom Dach der Sporthalle Hag soll künftig in einer unterirdischen Zisterne gesammelt werden und für die Bewässerung der Bäume auf städtischen Grundstücken verwendet werden. Der Gemeinderat diskutierte darüber, ob sich die Investition lohnt.

107.000 Euro für eine Regenwasserzisterne, die 100.000 Liter fasst – das ist eine Hausnummer und viel Geld auf den ersten Blick. Deshalb hakten die Räte in der jüngsten Sitzung auch nach, debattierten darüber, ob die Investition sinnvoll ist. Am Ende war sich die Mehrheit einig, dass es nicht nur eine wirtschaftliche Betrachtung ist, sondern eine ethische, weil es um Trinkwasserverschwendung geht.

Bürgermeister Thomas Miller erläuterte eingangs den Grund für die Anschaffung. Die Stadtbäume würden aufgrund der heißen Sommer mehr Wasser als die Jahre zuvor brauchen und leiden. Die Kapazität der kleinen Zisterne beim Bauhof sei schnell erschöpft und man musste im vergangenen Sommer auf Frischwasser zurückgreifen. Für Miller eine Verschwendung des kostbaren Trinkwassers. „Wir wollen dafür künftig Regenwasser nehmen“, betonte er.


Es geht um Klimaschutz

Insgesamt benötige der Bauhof an einem heißen und trockenen Tag 9000 Liter Gießwasser zur Bewässerung der städtischen Grünanlagen. Mit dem Bau der Zisterne wäre also Regenwasser für 11 heiße Sommertage vorhanden, sollte es dazwischen nicht wieder regnen und die Zisterne „Nachschub“ bekommen. Für Miller bedeutet der Zisternenbau eine Klima- und eine ethische Maßnahme, wie er feststellte. Im Übrigen werden die Sommer immer heißer und trockener.

Wasser wird in Tanks gepumpt

Was die technischen Details betrifft, führte die Verwaltung in der Sitzungsvorlage aus, dass das gesammelte Regenwasser über eine eingebaute Pumpe aus der Zisterne in die dafür vorgesehenen Tankfahrzeuge des Technischen Dienstes gepumpt werden soll. Die Dachentwässerung befindet sich auf der Südseite des Gebäudes. Hier wird momentan das Dachflächenwasser in das Retentionsbecken zur Versickerung eingeleitet. Der Verlauf der Leitungen muss durch Suchschlitze ermittelt werden. Anschließend werden die Grundleitungen gefasst und in die Zisterne eingeführt. Der Notüberlauf wird wie bisher wieder in das Retentionsbecken eingeleitet.

Listen fühlen sich überrumpelt

Beide Listen störten sich daran, dass das Thema nicht im Ausschuss vorbehandelt worden war und der Rat vor vollendete Tatsache gestellt wird. „Wir fühlen uns überrumpelt“, kritisierte Gabi Bihr von den Freien Wählern auch im Namen der Unabhängigen Wählergemeinschaft. Beide Listen hatten Fragen formuliert, die vor allem die technischen Details betrafen und von der Verwaltungsspitze umfassend beantwortet wurden.

Beton oder Kunststoff

Manuela Lehmann (Freie Wähler) monierte, dass in der Ausschreibung die Ausführung der Zisterne nicht vorgegeben worden war. Bei den eingegangenen Angeboten waren sowohl Beton- als auch Kunststoffvarianten vertreten. „Eine Betonausführung ist doch viel aufwendiger; wir vergleichen hier Äpfel mit Birnen“, bemängelte sie – stand mit dieser Meinung aber alleine da. „Ich verstehe die Aufregung um die Ausschreibung überhaupt nicht“, konterte Michal Halter (UWG).

Nach der Beantwortung der technischen Fragen fühlte sich auch UWG-Listensprecher Klaus May genügend informiert. „Wir als Stadt haben auch eine Vorbildfunktion“, erklärte er. Weshalb er zustimmen werden. Sein Listenkollege Dr. Hans Leidig pflichtete ihm bei: „Diese Maßnahme ist nachhaltig und vertretbar.“ Es sei das Gebot der Stunde, Trinkwasser einzusparen, wo es nur möglich sei.

Es rentiert sich nicht

Er werde aus wirtschaftlichen Gründen dagegen stimmen, meldete sich AfD-Rat Erik Wille zu Wort. Er rechnete noch vor, dass sich die Investition nicht amortisieren wird. Sie treibe stattdessen sogar den Wasserpreis hoch. Sein Standpunkt: „Es ist ein Minusgeschäft, das wir hier machen.“ Mit zwei Gegenstimmen wurde der Vergabe an die Firma Ernst Mayer aus Rosenfeld zugestimmt.

Die unterirdische Zisterne soll im Juli fertig sein. „Eigentlich für dieses Jahr schon zu spät“, bedauerte Miller.

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