Grosselfingen

Nach Bürokratie-Wirrwarr soll Netto in Grosselfingen nun bald gebaut werden

08.04.2024

Von Olga Haug

Nach Bürokratie-Wirrwarr soll Netto in Grosselfingen nun bald gebaut werden

© Netto/Ralf Biesinger

Auf die große Wiese soll er hin: der Netto-Markt in Grosselfingen. Die Zufahrt soll nun gegenüber der vom Autohaus liegen.

Die Baugenehmigung für den Netto-Markt in Grosselfingen soll noch diese Woche erteilt werden – insofern der geänderte Bebauungsplan veröffentlicht wurde und der Regionalverband folglich seine Stellungnahme abgegeben hat.

„Die Baugenehmigung müsste in den nächsten Tagen zugestellt werden“, sagt Grosselfingens Bürgermeister Friedbert Dieringer auf Nachfrage des ZOLLERN-ALB-KURIER. Er ist überzeugt, dass noch im April mit dem Bau des 799 Quadratmeter großen Marktes auf dem „Bisinger Wasen“ begonnen wird. Alles sei im Zeitplan, alle Stellungnahmen liegen vor, sagt Dieringer.

Landratsamt sagt: Es gibt noch keine Baugenehmigung

Eine Nachfrage beim Landratsamt Zollernalbkreis, der zuständigen Behörde, ergibt allerdings: Es gibt noch keine Baugenehmigung. Warum? „Im Zuge des Bauantragsverfahrens mussten 12 Fachbehörden beteiligt werden. Stand heute steht die Stellungnahme des Regionalverbands Mössingen noch aus“, heißt es vonseiten der Kreisverwaltung. Und dass die Stellungnahme des Regionalverbandes noch aussteht, liege daran, dass die Gemeinde Grosselfingen den geänderten Bebauungsplan noch nicht im Amtsblatt veröffentlicht hat, erklärt das Landratsamt weiter.

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Und: Sobald der Nachweis über eine Veröffentlichung vorliegt, werde dieser an den Regionalverband weitergeleitet, der zugesagt habe, danach umgehend seine Stellungnahme abzugeben.

Bebauungsplan erforderlich, um Markt überhaupt realisieren zu können

Der Grosselfinger Gemeinderat erteilte dem Bebauungsplan „Bisinger Wasen“ und damit auch dem geplanten Netto-Discounter im November grünes Licht. Der Bebauungsplan musste aufgestellt werden, um den Netto-Markt überhaupt realisieren zu können. Die Bebauungsplanänderung konnte inzwischen laut Gemeinde Grosselfingen positiv abgeschlossen werden. Allerdings erfährt die Änderung erst mit der Veröffentlichung im Amtsblatt Rechtskraft.

Zufahrt musste verschoben werden

Verzögernd hinzu kam, dass auch die eingereichten Planunterlagen während des Verfahrens geändert werden mussten. Wie bereits berichtet, musste die einst geplante Zufahrt verschoben werden. Sie sollte im besten Fall gegenüber der Zufahrt zum Autohaus liegen. Hier ist wiederum das Regierungspräsidium Tübingen (RP) zuständig, weil die Landesstraße in die Planung involviert ist.

Wie das Regierungspräsidium auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt, hat das RP der neu geplanten Ein-/Ausfahrt und der Anpassung des vorhandenen Anschlusses zugestimmt, lässt Pressesprecher Matthias Aßfalg wissen.

Für eine bessere Abwicklung des höheren Verkehrsaufkommens

Doch warum war eine Änderung der Zufahrt überhaupt notwendig? „Auf Bestreben der Gemeinde und wegen des zu erwartenden höheren Verkehrsaufkommens kann der Verkehr von und zum Discounter direkt – ohne Umweg – abgewickelt werden“, erklärt Aßfalg. Die vorhandene Zufahrt (Neue Gewerbestraße) ins Gewerbegebiet bleibt jedoch bestehen und muss im nordwestlichen Bereich lediglich geringfügig angepasst werden, heißt es vonseiten des Regierungspräsidiums.

Sollte alles wie abgesprochen funktionieren, geht das Landratsamt davon aus, dass noch in dieser oder der kommenden Woche die Baugenehmigung erteilt werden kann.

Gestiegene Kosten scheinen keine Auswirkungen auf den Bau zu haben

Und was sagt Netto? „Der Baubeginn erfolgt, wie geplant, in Kürze“, teilt Christina Stylianou, Leiterin Unternehmenskommunikation von Netto Marken-Discount, schriftlich auf Nachfrage mit. Die Eröffnung werde voraussichtlich Ende dieses Jahres stattfinden.

Die aktuelle Situation in der Baubranche und etwaige gestiegene Kosten scheinen offensichtlich keine Auswirkung auf den Bau der Filiale in Grosselfingen zu haben. Zumindest gibt Christina Stylianou auf diese Frage keine konkrete Antwort. Nur so viel: „Die Filiale wird unseren Kundinnen und Kunden ein moderneres Einkaufserlebnis bieten und an unsere nachhaltigeren Standards angepasst sein.“

Biomarkt in Hechingen ruht

Die prekäre Lage des Baugeschäfts ist neben den Kosten mitunter ein Grund, warum der geplante Biomarkt in Hechingen aktuell ruht, wie unsere Zeitung von Investor Hans-Peter Muuhs erfahren hat. Es ist vor allem auch die unzureichende Aussicht auf Personal, die eine Eröffnung des Biomarktes in unbekannte Ferne rückt.

Über den Investor des Netto-Marktes in Grosselfingen gibt es nach wie vor keine Auskunft. Das Gebiet „Bisinger Wasen“ setzt sich aus privaten Grünflächen und öffentlichen Straßenverkehrsflächen, der Landstraße 391, zusammen und umfasst eine Fläche von rund 5700 Quadratmetern.

Raumordnerisch gibt es keine Bedenken

Ländlicher Raum: Grosselfingen zählt laut Regionalplan Neckar-Alb zum ländlichen Raum im engeren Sinne und ist als Gemeinde ohne zentralörtliche Funktion eingestuft. Das bedeutet: Ausreichende und attraktive Versorgungsangebote in angemessener Nähe sind notwendig.

Städtebaulich integriert: Auch wenn sich der Markt am Ortsrand befindet, wird er dennoch als städtebaulich integriert eingestuft. Das bedeutet, dass er problemlos aus angrenzenden Misch- und Wohngebieten sowie dem neuen Gewerbegebiet Rieden zu Fuß erreicht werden kann.

Keine Widersprüche zur Raumordnung: Die Ortsmitte Grosselfingens und den künftigen Discounter trennen rund 650 Meter. Damit bestehen keine Widersprüche zur Raumordnung, heißt es in der Begründung des Bebauungsplanes, den der Gemeinderat abgesegnet hat.

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