Hechingen

Römisches Freilichtmuseum in Stein: Tür und Tor stehen offen für die neue Saison

01.04.2024

Von Julia Siedler

Römisches Freilichtmuseum in Stein: Tür und Tor stehen offen für die neue Saison

© Ralf Biesinger

Gerhard Prokein ist seit 7 Monaten als Hausmeister im Dienst – und übrigens der einzige hauptamtlich angestellte Mitarbeiter des Museums. Hier richtet er einen der bei Kindern besonders beliebten Streitwagen.

Seit Karfreitag ist das Römische Freilichtmuseum in Stein wieder geöffnet. Der Verein wartet mit Neuerungen und einem vollen Programmkalender auf, wie Iris Kappler im ZAK-Interview berichtet.

Das Römische Freilichtmuseum in Stein hat eine erfolgreiche Saison beendet und ist an Ostern in die neue gestartet. Welches Programm ist für 2024 geplant, wie verliefen die vergangenen Monate und welche Neuerungen erwarten Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr?

Römisches Freilichtmuseum in Stein: Tür und Tor stehen offen für die neue Saison

© Ralf Biesinger

Die ersten Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr haben die Ostertage für einen Abstecher ins Freilichtmuseum genutzt. Alle wollen freilich einen Blick auf das neue Nordtor werfen (oben).

Rechtsanwältin Iris Kappler ist nicht nur als Schriftführerin im Verein tätig, sondern gestaltet mit weiteren Mitstreitern im Festausschuss das Jahresprogramm im Freilichtmuseum. Im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER berichtet Kappler, worauf sich Besucherinnen und Besucher freuen dürfen.

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Wie hoch war das Interesse am Freilichtmuseum in der vergangenen Saison?

Iris Kappler: „Das Interesse an unserem Museum war sogar während der Winterpause recht groß. Das hat sich in den sozialen Medien und auch durch die Interaktion mit unserer Homepage gezeigt.“

Wie sieht das Programm für die neue Saison aus?

Am 19. Mai geht es los mit dem Besuch des Vereins Raetici Romani – Veterani Rapacis et Primigeniae. Die Mitglieder sind seit Jahren in der römischen Geschichtsdarstellung tätig. Im Freilichtmuseum treffen sie sich zum Wissensaustausch. Wer selbst im Reenactment unterwegs ist oder sich einfach dafür interessiert, wie auf archäologischen Funden basierende Gewandung, Schmuck und Werkzeug sowie Militärausrüstungen entstehen, sei herzlich eingeladen, unseren Gästen ‚Löcher in den Bauch‘ zu fragen. Auch der Bau einer Kugelbahn für Kinder, ein von der Stadt Hechingen gefördertes Projekt, soll im Frühjahr beginnen.

Römisches Freilichtmuseum in Stein: Tür und Tor stehen offen für die neue Saison

© Ralf Biesinger

Damit zum Saisonstart alles rund läuft, helfen zahlreiche Ehrenamtliche mit – so wie Horst Euchner.

Für das Wochenende am 1. und 2. Juni planen wir die Aufführung der Schlacht bei Solicinium. Über den Ort des Geschehens streiten sich die Wissenschaftler, doch Stein und Beuren reihen sich in die Liste der möglichen Austragungsorte ein. Am 6. und 7. Juli finden die ‚Entdeckertage‘ statt. Das Landgut wird in die Zeit zwischen 1850 und 1920 zurückkatapultiert, dabei werden römische und neuzeitliche Erfindungen vorgestellt, ein viktorianisches Picknick in passender Bekleidung veranstaltet und für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Am 27. und 28. Juli treffen sich Römer-, Kelten- und Alamannengruppen zum Training mit historischen Waffen und Ausrüstungsgegenständen. Beim Kindererlebnistag am 7. September kann gemeinsam mit einer Römergruppe gebastelt, gespielt und sich verkleidet werden: Die Kinder sind Römerin und Römer für einen Tag.

Das Event ‚Römer im Schein der Fackeln‘ wird am 5. und 6. Oktober stattfinden. Im vergangenen Jahr haben 3500 Besucher das Marktleben genossen, Handwerkern über die Schultern geschaut und die Akteure bei den Schlachtinszenierungen und den nächtlichen Fackelumzug bewundert.

Wie sieht es in diesem Jahr mit Ausgrabungen aus?

Unter der Leitung des Amtes für Denkmalpflege werden die Ausgrabungen voraussichtlich im Juni fortgesetzt. Im letzten Jahr kamen einige schöne Gebäudeteile zum Vorschein, aber es ist noch unklar, um was es sich genau handeln könnte. Dazu sind weitere Grabungen notwendig. Dass das Landesdenkmalamt das auch so sieht, freut uns natürlich. Nicht zuletzt nach der feierlichen Einweihung des nach wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruierten heiligen Bezirks, hat das archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg eine mögliche Zusammenarbeit vorgeschlagen. Wie die Kooperation aussehen wird, steht noch nicht fest.

Römisches Freilichtmuseum in Stein: Tür und Tor stehen offen für die neue Saison

© Ralf Biesinger

Vereinschef Gerd Schollian präsentiert dem ZAK-Fotografen stolz das neue (und fast fertige) Nordtor aus der Nähe.

Wie haben Sie sich auf die neue Saison vorbereitet?

Wir haben das Nordtor, dessen Lage sich bei Ausgrabungen an der Umfassungsmauer ergeben hat, so aufgebaut, wie es nach Meinung der Archäologen ausgesehen haben könnte. Es fehlt nun noch die farbliche Gestaltung des Sockels, ein Termin für die Einweihung steht noch nicht fest. Auch unsere Streitwagen für Kinder haben wir überholt. Diese sind besonders beliebt, um die Eltern buchstäblich vor den Karren zu spannen.

Wer will Museumsführer werden?

Wie steht es mittlerweile um die händeringend gesuchten Museumsführer? Haben sich nach dem Aufruf des Freilichtmuseums Interessenten gemeldet und bleibt es dabei, dass der Verein bereits getätigte Buchungen wegen Personalmangels wieder absagen muss?

Iris Kappler sagt: „Das Interesse von Schulklassen ist auch in diesem Jahr wieder groß. Es hat nach unserer Wahrnehmung sogar zugenommen. Und der Aufruf in der Zeitung hat Wirkung gezeigt. Es haben sich 5 Personen gemeldet. Wir hoffen, dass sie Freude daran haben werden, römische Geschichte anhand unserer Anlage zu vermitteln. Erfreulicherweise haben sich auch neue Grabungshelfer gemeldet.“

Kann eigentlich jeder als Museumsführer aktiv werden? Und wie werden diese eingelernt? Iris Kappler erklärt: „Besonders Ausflüge von Schulklassen finden überwiegend werktags statt. Darum können alle, die unter der Woche Zeit und Lust haben, sich als Museumsführer betätigen. Es ist natürlich von Vorteil, wenn man sich mit den Römern schon einmal befasst hat. Die Einführung erfolgt über die Vereinsmitglieder, die bereits langjährig Führungen machen.“

Gerd Schollian wollte in den nächsten Jahren an eine Doppelspitze abgeben, ist nun aber dennoch Vorsitzender des Vereins Römisches Freilichtmuseum geblieben.

Iris Kappler sagt: „In der Mitgliederversammlung am 15. März ist er erneut für 2 Jahre zum Vorsitzenden gewählt worden. Er ist bei bester Gesundheit, und wir hoffen, dass er uns mit seiner enormen Erfahrung und Energie noch lange erhalten bleibt.“ Trotz neu gewonnener Helfer ist der Verein dankbar für Unterstützung. Details hierzu gebe es etwa auf roemischesfreilichtmuseum.de, Facebook oder Instagram.

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