Fussball

TSG-„Co“ Kerem Arslan im Interview: „Der Wechsel kam für mich sehr plötzlich“

14.03.2024

Von Marcel Schlegel

TSG-„Co“ Kerem Arslan im Interview: „Der Wechsel kam für mich sehr plötzlich“

© MOSCHKON

Kerem Arslan kam von den Stuttgarter Kickers zur TSG Balingen.

Kerem Arslan heißt der neue Co-Trainer der TSG Balingen. Der 29-jährige Deutsch-Türke, der zuvor unter anderem die U17 der Stuttgarter Kickers trainierte, kam in der Winterpause gemeinsam mit dem neuen Chefcoach Murat Isik.

Herr Arslan, Sie sind 29 Jahre alt, stiegen aber schon 2015 ins Trainergeschäft ein, damals beim Türkspor Stuttgart. Gleichzeitig spielten Sie in der Jugend selbst für namhafte Klubs, unter anderem den VfB Stuttgart. Wieso haben Sie in Ihren Fokus aufs Traineramt gelegt?

Kerem Arslan: Wie so viele Kinder träumte auch ich von einer Profikarriere. Und es sah auch lange Zeit nicht schlecht aus. In jungen Jahren musste ich mich allerdings schon neun Operationen unterziehen. Im Alter von 21 Jahren war dann zwangsläufig Schluss mit Leistungsfußball. Der Körper wollte und konnte nicht mehr. Um ehrlich zu sein, war ich dann auch einfach nicht mehr gut genug für die Ambitionen, die ich zuvor gehegt hatte.

Sie haben dennoch weitergekickt …

Ja, ganz aufhören wollte ich nicht, daher bin in die Bezirksliga zu meinen Freunden gewechselt. Ohne Druck, einfach nur zu kicken – das war auch für mich neu. Die Freude hielt jedoch nicht lange an. Im ersten Saisonspiel riss ich mir erneut das Kreuzbandriss, da waren keine 30 Minuten gespielt.

Also übernahmen Sie die Mannschaft einfach als Trainer?

Nach dem 7. Spieltag stand das Team auf dem letzten Platz. Der Trainer legte sein Amt nieder und ich wurde gefragt, ob ich mir die Aufgabe zutrauen würde. Der damalige Sportliche Leiter sah in mir einen guten Trainer, ich selbst hatte zuvor darüber nie nachgedacht. Ich wollte damals einfach nur wieder Spaß am Fußball haben und schmerzfrei sein.

Mit 21 Jahren übernahmen Sie die Mannschaft, trainierten diese über fünf Jahre – der Beginn einer Trainerkarriere also ….

Ich habe schnell gemerkt, wie viel Spaß mir der Trainerjob macht und dass er mir wohl auch durchaus liegt.

Folgt nach der unglücklich gescheiterten Profispieler- nun die Profitrainer-Karriere?

So etwas kann man nicht planen. Ob es also eines Tages auf die große Bühne gehen wird, weiß ich nicht. Ich hätte sicherlich nichts dagegen. Aber der Fokus liegt ganz klar auf der täglichen Arbeit. Da bin ich ein bisschen ein Perfektionist und will immer das Maximum rausholen. Der Rest kommt, wie’s kommt.

Zur Winterpause hat Sie der Regionalligist TSG Balingen als Co-Trainer verpflichtet. Wie kam es dazu?

Der Wechsel kam für mich ehrlich gesagt sehr plötzlich. Ich fühlte mich bei den Stuttgarter Kickers sehr wohl und sah auch eine Perspektive. Nach dem ersten Telefonat mit Cheftrainer Murat Isik wusste ich aber, dass ich das machen will. Ich kenne ihn und seine Art, Fußball spielen zu lassen – und kann mich damit identifizieren. Die Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen haben mein positives Gefühl untermauert.

Was erhoffen Sie sich von diesem Schritt?

In einem Nachwuchsleistungszentrum wie dem der Kicker geht‘s täglich darum, Spieler für den Profifußball zu entwickeln. Es gilt im Training dafür, die Balance zu halten zwischen Potenzial und Performance. Im Herrenfußball jedoch zählen Punkte. Die Art, zu trainieren und der Umgang mit der Mannschaft sind anders. Diese Erfahrungen sind für die Entwicklung eines Trainers immens wichtig. Ich bin aber auch selbstbewusst genug, um zu sagen, dass ich auch viel für die Entwicklung der Mannschaft zu geben habe.

Die Kickers sind im Südwesten ein großer Klub, die TSG eher klein. Wie haben Sie die Balinger kennengelernt?

Die Mischung aus familiär, professionell und engagiert beschreibt den Balinger Verein recht gut, denke ich. Egal, mit welcher vermeintlich verrückten – ich würde es innovativ nennen – Idee wir um die Ecke kommen, stoßen wir auf Offenheit. Vom Gefühl her bin ich auch nicht zur „kleineren TSG“, sondern vielmehr zu einem ambitionierten, realistisch groß denkenden Verein gewechselt. Ich bin seit dem 1. Januar ein überzeugter Part davon.

Die TSG kämpft gegen den Abstieg. Was macht Sie optimistisch, dass das Ruder noch rumgerissen werden kann?

Wir kommen unvoreingenommen. Sich mit der Tabelle und den Eventualitäten zu beschäftigen, bringt uns in dieser Situation nicht voran. Das Trainerteam ist mit optimistischen Menschen besetzt und wir leben pure Energie vor, dies gepaart mit wichtigen Inhalten für unser Spiel. Am Ende wünsche ich mir, dass wir sagen, wir haben alles rausgeholt. Zu was es dann reicht, wird man sehen.

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