Albstadt

Umgeben von Natur: Auf dem Kreuzbühl in Ebingen wird eine Wald-Kita aus Holz gebaut

08.05.2024

Von Dagmar Stuhrmann

Umgeben von Natur: Auf dem Kreuzbühl in Ebingen wird eine Wald-Kita aus Holz gebaut

© Dagmar Stuhrmann

Vorzeigeprojekt in der Albstädter Kindergartenlandschaft: Auf der Fläche des obersten Parkplatzes auf dem Kreuzbühl wird eine Waldkita gebaut.

Auf dem „Kreuzbühl“ in Ebingen soll auf der Fläche des obersten Parkplatzes in nördlicher Richtung eine Wald-Kita entstehen. Der Albstädter Gemeinderat hat dem Baubeschluss am Ende unisono zugestimmt. Doch es gab auch kritische Stimmen.

Das Konzept hat die Stadtverwaltung bereits 2020 vorgestellt, 2021 erfolgte der Grundsatzbeschluss im Gemeinderat. Jetzt wird‘s konkret: Die Wald-Kita auf dem „Kreuzbühl“ – auf der Fläche des oberen Parkplatzes in der Nähe des Baumkreises – kann Wirklichkeit werden. Das Gebäude wird in Holzbauweise errichtet und ist zur Nutzung als „Schutzhütte“ konzipiert.

Vergaben stehen an

Der Gemeinderat hat die Verwaltung ermächtigt, die notwendigen Baugewerke für das Neubauvorhaben, insbesondere Erd-, Beton- und Maurerarbeiten, Zimmerarbeiten und Elektroinstallationsarbeiten zu vergeben.

Voraussichtliche Kosten für den Neubau: rund 927.000 Euro brutto. Ein Antrag der Stadt Albstadt auf Investitionshilfe aus dem Ausgleichsstock wurde positiv beschieden: Somit ist mit einer Förderung in Höhe von 200.000 Euro zu rechnen.

Fertigstellung im Frühjahr 2025

Der Baubeginn ist für Ende Mai 2024 vorgesehen, die Baufertigstellung ist spätestens für das Frühjahr 2025 geplant.

In der Wald-Kita „Kreuzbühl“ soll zunächst eine Gruppe mit bis zu 20 Kindern im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleintritt betreut werden. Die Räumlichkeiten bieten Platz für insgesamt 2 Gruppen (40 Kinder). In der Wald-Kita soll täglich eine Betreuungszeit von 7.45 Uhr bis 14.15 angeboten werden.

Umgeben von Natur: Auf dem Kreuzbühl in Ebingen wird eine Wald-Kita aus Holz gebaut

© Stadt Albstadt/Büro Zimmermann

Zwei Ansichten: So soll die Waldkita von Osten beziehungsweise Süden aussehen.

Die Stadträte gaben in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats einstimmig grünes Licht für den Baubeschluss. Marianne Roth (SPD) sprach von einem „Vorzeigeprojekt“ inmitten der Wacholderheide, mit dem das pädagogische Spektrum erweitert werde. Die Einrichtung solle aber keine „Elite-Kita“ sein, sie müsse Kindern aller Nationalitäten offenstehen.

Kritik an späterer Öffnungszeit

Markus Maag (CDU) hakte hinsichtlich der Kosten nach. Ulrike Münster (Freie Wähler) bemängelte die aus ihrer Sicht zu späte Öffnungszeit am Morgen. 7.45 Uhr sei für Berufstätige zu spät. Diese Kritik konterte Bürgermeister Steve Mall mit dem Hinweis, dass es um 7 Uhr im Winter noch stockdunkel sei, da könne man kleine Kinder nicht in den dunklen Wald schicken.

„Absolutes Zuckerle“

Die Planungen hätten 2020 begonnen. In einer Zeit also, als die Kassen noch nicht so klamm gewesen seien. So werde nun, meinte Ulrike Münster, eine schöne, aber fast zu große Kita gebaut. Die Kita sei, so Münster, ein „absolutes Zuckerle“ für Eltern, die zeitlich flexibel und gut motorisiert seien. Marianne Roths Hoffnung, dass Fahrgemeinschaften gebildet würden, könne sie nicht so ganz teilen, sagte Ulrike Münster.

OB Roland Tralmer verwies darauf, dass mit der Einrichtung eines neues Angebots im Gesamtsystem eine Entlastung erfolge. Zumal die Verwaltung sich auch darum bemühe, die in Onstmettingen geplante Kita „realisierbar zu machen“.

Planung aus einer anderen Zeit

Für Markus Ringle (Grüne) handelt es sich um eine Planung aus einer anderen Zeit. „Das ist keine Wald-Kita, sondern eine Kita im Wald“, sagte er und regte an, sich über Folgenutzungen Gedanke zu machen für die Zeit, wenn die Kinderzahl nicht mehr so hoch sein werde wie heute, und künftig darauf zu achten, dass die gesamte Bildungsinfrastruktur im Sinne von Bildungsgerechtigkeit und als soziale Notwendigkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden könne.

Mit Blick auf die „Premium-Kita“ und die unterschiedlichen Bedarfsansprüche in den Ortschaften forderte Martin Braun (WSA), auch über mobile, temporäre Lösungen nachzudenken.

Wären Kleinbusse eine Option?

Ob man nicht Kleinbusse auf den Kreuzbühl fahren lassen könne?, fragte Elke Rapthel (ZUG). Dies sei ökonomisch und ökologisch sinnvoller, als wenn die Kinder einzeln von den Eltern zur Kita gebracht und von dort wieder abgeholt würden.

Das pädagogische Konzept der Wald-Kita sieht vor, dass die Kinder sich weitestgehend in der angrenzenden Natur und dem Wald aufhalten sollen. Dazu wird für sie in unmittelbarer Nähe zur Kita ein Waldplatz eingerichtet. Der pädagogische Alltag soll rund um den Waldplatz stattfinden.

Gebäude bietet Schutz bei schlechtem Wetter

Das Kita-Gebäude werde von den Kindern und den pädagogischen Fachkräften aufgesucht, wenn schlechte Wetterbedingungen vorherrschen wie starker Regen, Schneefall und Frost, heißt es in der Sitzungsvorlage. Für sanitäre beziehungsweise menschliche Bedürfnisse werde das Gebäude von den Kindern und den pädagogischen Fachkräften ebenfalls aufgesucht.

Behutsamer Umgang mit Natur

Der Grundgedanke der Wald-Kita ist es, den Kindern einen Raum zu geben, in dem ganzheitliche Erfahrungen gemacht werden können und ein selbstverständlicher Bezug zur Natur hergestellt wird. Ein kontinuierlicher Kontakt zur Natur sensibilisiert die Kinder und fördert einen behutsamen Umfang zu ihr.

Betreuungsplätze fehlen

Laut Kindergartenbedarfsplanung für das Kita-Jahr 2023/2024 fehlen im Stadtgebiet Albstadt 101 Kindergartenplätze für Kinder von 3 bis 6 Jahren. Speziell im Stadtgebiet Ebingen fehlen 59 Plätze für Kinder von 3 bis 6 Jahren. Nach neuesten Veränderungen in der Kindergartenlandschaft fehlen sogar noch 28 weitere Ü3-Betreuungsplätze in Ebingen.

Aus diesem Grund werden die Kitaplätze der Wald-Kita Kreuzbühl im Stadtgebiet Ebingen nach Ansicht der Stadtverwaltung sehr dringend benötigt. Da alle Kinder ab dem 1. Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz haben, sei die Kommune gefordert, die erforderlichen Plätze zu schaffen.

Mit PV-Anlage ausgestattet

Das Gebäude muss nach den Erfordernissen des Gebäudenergiegesetzes errichtet werden, was bauliche Mindeststandards bedingt. Weil kein Stromanschluss vorhanden ist, erhält das Gebäude eine PV-Anlage mit Stromspeicher und versorgt sich autark. Durch die hochenergetisch gedämmte Bauweise ist eine Grundtemperierung des Gebäudes gewährleistet. Zudem wird in den Gruppenräumen ein Pelletofen eingebaut, der bei Bedarf in Betrieb genommen werden kann.

Trinkwasserleitung reaktiviert

Das Gebäude verfügt laut Stadtverwaltung über Trinkwasser, weil es gelungen sei, eine ehemalige Trinkwasserleitung vom Hochbehälter „Hexenplatz“ mit einem neuen Innenschlauch zu versehen. „Die Trinkwasserleitung war verlegt worden, weil in den 1960er Jahren in der Nähe ein Krankenhaus geplant war“, ist der Vorlage zu entnehmen.

Günstiger als erwartet

Die Arbeiten an der Trinkwasserleitung sind am Ende weniger teuer ausgefallen als erwartet. Laut Bürgermeister Steve Mall belaufen sich die Kosten statt der kalkulierten in Höhe von 208.000 tatsächlich auf nur 112.000 Euro. Auf eine vorhandene Abwasserleitung könne zurückgegriffen werden, die völlig intakt sei.

Das beauftragte Architekturbüro Zimmermann aus Balingen hat das Baugesuch bei der Baurechtsbehörde der Stadt Albstadt eingereicht. Die naturschutzrechtliche Genehmigung liegt vor. Die Baugenehmigung wurde im Juli 2023 erteilt.

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