Obernheim

Vom Fan zum Ordner: Bruno Weckenmann aus Obernheim sorgt im Freiburger Stadion für Sicherheit

09.04.2024

Von Janine Lehleiter

Vom Fan zum Ordner: Bruno Weckenmann aus Obernheim sorgt im Freiburger Stadion für Sicherheit

© Privat

Bruno Weckenmann vor seinem Einsatzort als Ordner, dem Stadion in Freiburg. Meist sorgt er im Innenraum für Ordnung und Sicherheit, gelegentlich aber auch auf den Parkplätzen drumherum.

Bruno Weckenmann ist Mitarbeiter beim Ordnungsdienst des SC Freiburgs. Dafür fährt er an jedem Spieltag ins rund 100 Kilometer entfernte Stadion des Fußballsvereins. Kürzlich kursierte sogar ein Foto mit ihm in gelber Weste durchs Netz. Was darauf zu sehen war und wie er überhaupt zu diesem Job gekommen ist, hat der Obernheimer im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER verraten.

Einmal auf dem Foto eines Artikels der „BILD“ auftauchen. Das kann nicht jeder von sich behaupten. Bruno Weckenmann aus Obernheim schon. Zugegebenermaßen wurde das Foto nicht wegen ihm geknipst, sondern wegen der Szene, die sich neben ihm abspielte. Es war der 17. März, ein Sonntag und typischer Bundesliga-Spieltag. Im Freiburger Stadion spielte der SC gegen Bayer Leverkusen.

Fauxpas von Reporter

Nach Spielende interviewte Mario Rieker vom Sport-Streamingdienst „DAZN“ den Leverkusen-Spieler Florian Wirtz, wobei ersterer richtig doll ins Fettnäpfchen trat. Der Reporter nahm an, die beiden Personen, die dem Spieler nach dem Sieg auf der Tribüne herzlich gratulierten, seien dessen Großeltern. Das verneinte Florian Wirtz und erklärte breit grinsend: „Das sind tatsächlich meine Eltern.“

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Im Gegensatz zum Fernsehreporter wusste Bruno Weckenmann direkt, dass es sich um die Eltern des Leverkusen-Stars handelt. Der Verantwortliche von Bayer Leverkusen habe ihn höchstpersönlich instruiert. Denn Bruno Weckenmann hat einen ganz besonderen Job: Er gehört zu den Menschen, die im Freiburger Stadion für Ordnung und Sicherheit sorgen. An diesem Spieltag war er dafür zuständig, das Tor zwischen Spielfeld, Tribüne sowie VIP-Bereich vor Autogramm- und Selfie-Jägern sowie Trikotstürmern zu schützen, und genau dort warteten die Wirtz-Eltern auf ihren Sohn Florian.

Der berühmteste Ordner vom SC?

Der 62-jährige Obernheimer beschreibt die beiden als „nette Leute“, er habe sich mit ihnen amüsiert, einen „angenehmen Smalltalk“ geführt. Das sieht man auf dem einen oder anderen Foto, das in Online-Artikeln kursiert. „Ich war noch nicht einmal zuhause, als ein Freund von mir das gesehen und mich angerufen hat. Er sagte, dass ich jetzt wahrscheinlich der berühmteste Ordner vom SC bin, weil ‚DAZN‘ die Szene mit den Eltern veröffentlicht habe“, erinnert sich Bruno Weckenmann im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER und lacht dabei.

Vom Fan zum Ordner: Bruno Weckenmann aus Obernheim sorgt im Freiburger Stadion für Sicherheit

© IMAGO/Pressefoto/Herbert Rudel

Bruno Weckenmann (links) hat sich sichtlich gut verstanden mit Leverkusen-Spieler Florian Wirtz und dessen Eltern.

Es ist die erste Saison, in der der Obernheimer als Mitarbeiter im Ordnungsdienst – so lautet die offizielle Jobbezeichnung – tätig ist. Seit etwa einem Jahr ist der 62-Jährige in Pension. Doch nur rumzusitzen und Däumchen zu drehen, das sei nichts für ihn. „Ich war bei einem Spiel und habe über meine Schulter geschaut und einen in gelber Weste gesehen. Da kam mir der Gedanke: Wenn ich nicht mehr arbeite, will ich das auch machen“, rekapituliert er seine Entscheidung. Gesagt, getan.

Nicht ohne Vorbereitung

Auf der Homepage des SC Freiburg hat Bruno Weckenmann sich über freie Stellen als Mitarbeiter im Ordnungsdienst informiert. Es folgte eine Lizenz-Weiterbildung, die aus fünf Modulen bestand, denen sich Bruno Weckenmann online stellen musste. Dabei wurde ihm unter anderem die Rolle als Ordner vermittelt, aber auch Know-how rund um Gesetze und Rechte an die Hand gegeben. Zum krönenden Abschluss gab es einen Stadiontag, bei dem die Themen Erste Hilfe, Brandschutz und im Allgemeinen der Ort des Geschehens mit all seinen Ecken – oder besser gesagt Kurven – unter die Lupe genommen wurden.

Mittlerweile hat der Obernheimer Fußballfan bei 18 Spielen für Sicherheit und Ordnung gesorgt. Dafür nimmt Bruno Weckenmann auch die rund 100 Kilometer lange Strecke – einfach gezählt – in Kauf. Das lohne sich zwar nicht wirklich, aber: „Ich sehe das Spiel und arbeite – besser geht’s nicht“, lautet sein Fazit. An so einem typischen Arbeitstag kann es aber schon mal vorkommen, dass er um 11 Uhr aus der Haustür in Obernheim heraustritt und frühestens um 22 Uhr, manchmal auch erst gegen 24 Uhr wieder den Schlüssel ins heimische Schloss steckt.

Vom Fan zum Ordner: Bruno Weckenmann aus Obernheim sorgt im Freiburger Stadion für Sicherheit

© Privat

Diese Aussicht hat Bruno Weckenmann nur so lange, bis die Fußballfans die Tribüne stürmen. Am zweiten Tor von links traf er vor einigen Wochen auf die Wirtz-Eltern.

Ein Fan des Freiburger Fußballvereins ist Bruno Weckenmann seit etwa 23 Jahren – nicht zuletzt wegen dessen Nähe zu den Fans und der Förderung des Nachwuchses. „Ich war 2001 beruflich für eine Zeit lang in Freiburg. Da war ich das erste Mal im Stadion“, erinnert er sich. Das ist noch gar nicht so lang, bedenkt man einmal, dass er selbst schon seit jeher Fußballfan und auch -spieler ist.

Vom Hobby zum Beruf

Am 1. März dieses Jahres ist Bruno Weckenmann nach jahrelanger Aktivität nun übrigens zum ersten Vorsitzenden des TSV Obernheim gewählt worden. „Ich habe schon immer gespielt und war schon immer Fan des Sports. Man kann jetzt schon sagen, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Aber ich wollte vor allem vom Fan-sein wegkommen und zum Teil des Ganzen werden“, so der 62-Jährige.

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