Hechingen

Warum der letzte Urenkel des russischen Zaren die Villa Eugenia in Hechingen unterstützt

06.05.2024

von Roland Buckenmaier

Warum der letzte Urenkel des russischen Zaren die Villa Eugenia in Hechingen unterstützt

© Privat

Das Ehepaar Hans Georg und Elikonida Silvia Yourievsky beim Fotoshooting in der Villa Eugenia.

Mit Möbeln, die zum Stil der Villa Eugenia passen, großzügigen Spenden und einem historisch wertvollen Teller fördert das schillernde Ehepaar Yourievsky den Erhalt dieses einzigartigen Gebäudes im Hechinger Fürstengarten.

Die Villa Eugenia in Hechingen hat viele Mitglieder und Förderer. Aus diesem Unterstützerkreis sticht nun ein schillerndes Paar heraus, mit dem sich ein mehr als 200 Jahre alter Kreis schließt – beginnend bei einem russischen Zaren.

Bau der Villa Eugenia hängt mit Gegener Napoleons zusammen: Alexander I.

Dass diese Villa in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts von der damaligen Fürstin Eugenie, Stiefenkelin des französischen Kaisers Napoleon, erbaut wurde, hat auch viel mit Napoleons mächtigstem Gegner zu tun, an dessen weitem Land und erbarmungslosem Winter der französische Kaiser mit seiner „Grande Armée“ im Jahr 1812 scheiterte: Alexander I., dem Herrscher Russlands.

Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais galt als einer der reichsten Männer im Land

Eben dieser Alexander war es, der im Zuge des Wiener Kongresses eine tiefe Männerfreundschaft zu Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais entwickelte und letztlich dafür sorgte, dass Eugène, während Napoleons Herrschaft Vizekönig von Italien, für seine verlorenen italienischen Güter nach dem Sturz des französischen Kaisers mehr als fürstlich entlohnt wurde. Eugène, der mit seiner Familie nach dem Sturz des französischen Kaisers zu seinem Schwiegervater Max I. nach Bayern flüchtete, galt dank dieser finanziellen Entschädigungen damals als einer der reichsten Männer im Land.

Eugenie brachte finanziellen Grundstock für Bau der Villa mit

So reich, dass auch seine Kinder und damit besagte Eugenie, die vor 198 Jahren Fürstin von Hechingen-Hohenzollern wurde, im damaligen Hochadel als besonders gute Partie galten. Was die damals 17-Jährige in ihre Ehe mit dem finanziell eher klammen Hechinger Fürstenhaus mitbrachte, war ein Segen für das kleine gebeutelte Land – und finanzieller Grundstock für den späteren Bau der Villa im heutigen Fürstengarten.

Hans Georg Yourievsky gilt als letzter Urenkel des russischen Zaren Alexander II.

Dem Zufall war es zu verdanken, dass sich heute erneut ein Abkömmling eines russischen Zaren diesem klassizistischen Bau als Förderer zuwendet und sich damit historisch der Kreis schließt: Hans Georg Yourievsky gilt als letzter Urenkel des russischen Zaren Alexander II. Der 62-Jährige residiert mit seiner Frau Elikonida Silvia, die aus einer deutsch-eidgenössischen Unternehmerfamilie stammt, in einer Villa am Hallwilersee in der Schweiz und in Reutlingen.

Fotoshooting in der Villa

Beide sind unternehmerisch tätig, er im Immobiliensektor, seine 55-jährige Frau als ganzheitliche Gesundheitsmanagerin. Eine gute PR ist Grundlage für ihre unternehmerischen Aktivitäten – und damit auch eine ständig aktualisierte Website. So suchte das Paar, das bei offiziellen Anlässen mit „Ihren Durchlauchten Prinz und Prinzessin“ angesprochen wird, in Zeiten der Corona-Pandemie ein schlossähnliches Ambiente für eine Fotosession, dank derer die eigene Homepage wieder auf den neuesten Stand gebracht werden sollte. Und man fand diese wie für solche Zwecke geschaffene Location in Hechingen: in der Villa Eugenie.

Einen halben Tag verbrachten die Yourievskys mit befreundetem Kameramann und Maskenbildner in der Rotunde und in den früheren fürstlichen Gemächern der Villa. „Fantastische Bilder“ seien hier entstanden, schwärmt Elikonida Silvia Yourievsky noch Jahre später von diesem Shooting in der Hohenzollernstadt und legt als Beweis eine Fülle von standesgemäßen Porträts und Einzelaufnahmen in stilvollem Ambiente auf den Tisch.

Geschenke an die Villa

Geblieben ist den Yourievskys neben der gelungenen Erweiterung des familieneigenen Fotoalbums auch die Erinnerung an eine einzigartige Location, die Villa Eugenia. Und weil dieses blaublütige Paar zudem noch verwandt ist mit Eugenies Familie – der jüngste Bruder Maximilian heiratete 1839 die russische Großfürstin Maria, die älteste Tochter des russischen Zaren Nikolaus I., und damit Schwester von Hans Georg Yourievskys Urgroßvater – blieben sie der Villa so sehr verbunden, dass sie sich nun bei der Neuordnung ihrer Domizile in der Schweiz und in Reutlingen erkenntlich zeigen wollten: mit vermachten Möbeln, die zum Stil der Villa passen. Bei diesen Geschenken soll es aber nicht bleiben. Zugesichert hat das Paar dem Förderverein weitere großzügige Spenden, darunter eine Salon-Sitzgruppe, barocke Beistelltische und Kommoden, die in der an Möbeln eher spartanisch ausgestatteten Villa einen neuen würdigen Platz bekommen sollen.

Warum der letzte Urenkel des russischen Zaren die Villa Eugenia in Hechingen unterstützt

© Privat

Für Historiker besonders wertvoll: ein Teller aus dem Dreikaiserservice.

Für Historiker von besonderer Bedeutung ist der von dem Paar in Aussicht gestellte wertvolle Porzellanteller aus dem Dreikaiserservice, das an eine besondere Gegebenheit erinnerte: Im Jahr 1872 kam es zwischen dem österreichisch-ungarischen Monarchen Franz Joseph I., dem deutschen Kaiser Wilhelm I. und dem russischen Zaren Alexander II. in Berlin zu einem Zusammentreffen, das als politische Demonstration gedacht war und als Dreikaiserverhältnis und schließlich als Dreikaiserbund in die Geschichtsbücher einging. Ein Bündnissystem, das nicht lange überdauerte und die militärische Konfrontation von Deutschland und Österreich mit Russland im Ersten Weltkrieg nicht zu verhindern vermochte.

2022 verschlang die Villa Heizenergie für mehr als 18.000 Euro

Solche private Unterstützung wie von den Yourievskys kann der Förderverein Villa Eugenia gut gebrauchen. In den vergangenen Jahren gingen die Spendeneinnahmen deutlich zurück. Während in den Anfangsjahren des Fördervereins private Spendengelder laut Kassier Edmund Belser noch reichlich flossen, sind solche privaten Zuwendungen heute eher eine Ausnahme. Dabei hat der Verein für den Erhalt der Villa jährlich Ausgaben im hohen fünfstelligen Bereich zu schultern. Allein im Jahr 2022 verschlang die denkmalgeschützte Villa Heizenergie für mehr als 18.000 Euro.

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