Geislingen

Warum die erste Geislinger grüne Stadträtin Daniela Hatzenbühler nicht mehr antritt

25.04.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Warum die erste Geislinger grüne Stadträtin Daniela Hatzenbühler nicht mehr antritt

© Rosalinde Conzelmann

Daniela Hatzenbühler wird nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren.

Nach nur einer Amtsperiode zieht sich Daniela Hatzenbühler wieder aus der Lokalpolitik zurück. Mit ihrem Rückzug ist vorerst auch das „grüne Kapitel“ im Gemeinderat abgeschlossen, denn, wie schon berichtet, ist für die anstehende Kommunalwahl keine Liste zusammengekommen. Im Gespräch mit der Redaktion erzählt sie, warum sie aufhören möchte und wie sie die Zeit als Stadträtin bewertet.

Das bedauert die Pionierin, die vor fünf Jahren von insgesamt fünf Kandidatinnen „übrig geblieben“ ist, wie sie sagt, und als erste Grüne in den Geislinger Gemeinderat gewählt wurde. Sie wird ihre kommunalpolitische Arbeit nicht fortsetzen, weil sie sich nach reichlicher Überlegung dazu entschlossen hat, nicht mehr anzutreten.

Familie hat sie bestärkt

Ihre Familie habe sie vor fünf Jahren bestärkt, zu kandidieren, das habe ihr Rückhalt gegeben, sagt die 54-Jährige, die sich wundert, dass es dieses Mal noch schwieriger war, Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Wie schon berichtet, gibt es mit Dominik Schön und Jacqueline Szeider zwei grüne Bewerber, die aber keine weiteren Kandidaten fanden und deshalb jetzt auf der Sozial-ökologischen Liste kandieren. Letztlich aber würden die beiden Bewerber im Falle ihrer Wahl ja grüne Interessen vertreten und dafür stehen, sagt Hatzenbühler.

Sie selbst steht immer noch felsenfest hinter der Politik von Bündnis 90/Die Grünen. Und hat sich in den vergangenen Jahren viel Kritik über die Landespolitik anhören müssen. Umso mehr ärgert sie sich über diese „Finger Pointers“, also das Zeigen mit dem Finger auf Andere. „Es muss halt immer jemand schuldig sein, derzeit sind es die Grünen“, analysiert sie. Bedauerlicherweise würde bei vielen die Selbstkritik fehlen. Sie hat deshalb den größten Respekt vor denen, die vor Ort mitgestalten und mitbestimmen und sich kommunalpolitisch engagieren.

Mehr Kritik als Lob

„Ich ziehe meinen Hut vor allen, die das schon seit Jahrzehnten machen“, betont die Erzieherin, die ein Familienmensch ist und sich nicht scheut, Position zu beziehen, wenn sie etwas stört. Nachdem sie selbst fünf Jahre im Gemeinderat war, weiß sie, wovon sie spricht. Denn vielfach gebe es nur Kritik.

Sie tritt für den Kreistag an

Hatzenbühler gibt offen zu, dass sie sich die Aufgabe anders oder „vielleicht gar nicht“ vorgestellt hat. Womöglich sei sie nicht für die Politik gemacht, lautet ihre Erkenntnis. Dennoch hat sie sich überreden lassen, für den Kreistag zu kandidieren.

Sie wollte etwas bewegen

Sie sei angetreten, um etwas zu bewegen für ihren Heimatort, habe dann aber schnell bemerkt, „dass man in der Kommunalpolitik einen langen Atem braucht; es gibt tolle Ergebnisse, aber es dauert“. Und dieses Dauern widerspricht so ganz ihrem Naturell. „Ich krempel die Ärmel hoch und will schaffen“, meint sie lachend. Die Kommunalpolitik habe jedoch ihre ganz eigenen Gesetze.

Es war eine wertvolle Zeit

Trotz der Ernüchterung möchte sie die Zeit als Stadträtin nicht missen. „So richtig Spaß gemacht hat mir die Teamarbeit im Gremium“, erzählt sie. Der Umgang aller Fraktionen miteinander sei sehr respektvoll und der Austausch rege. „Wir arbeiten auf Augenhöhe miteinander und es ist eine große Wertschätzung füreinander da“, formuliert sie. Daniela Hatzenbühler war keine Einzelkämpferin, sie hat sich der CDU-Fraktion angeschlossen. Auch, weil in der Kommunalpolitik, wie sie sagt, die Persönlichkeit eine größere Rolle als das Parteibuch spielt.

Im Rückblick bescheinigt sie sich und ihren Ratskollegen eine gute Arbeit, vor allem in der Familien- und Bildungspolitik habe Geislingen viel gemacht und bleibe am Ball.

Schimpfen kann jeder

Die zweifache Mutter, die 13 Jahre lang den katholischen Kindergarten St. Michael geleitet hat, würde sich wünschen, dass es mehr Mutige gibt, die bereit sind, sich kommunalpolitisch zu engagieren. Denn wenn man die Einblicke bekommt, betrachte man vieles aus einem anderen Blickwinkel. „Schimpfen kann jeder“, sagt Hatzenbühler, die in den vergangenen fünf Jahren auch erfahren musste, dass „man in eine Schublade gesteckt wird und nicht mehr der Mensch, sondern das Parteibuch zählt“. Und es habe sogar Menschen gegeben, die sich nach ihrer Wahl von ihr abgewendet hätten.

Sie wird Oma

Alles in allem aber, spricht die 54-Jährige, die im Juni Oma wird und sich riesig auf diese Rolle freut, von einer wertvollen Zeit, in der sie unheimlich viel gelernt habe. Eben auch, dass den kommunalen Gremien vielfach die Hände gebunden sind und nicht alles, was wünschenswert wäre auch realisierbar ist. Vielfach stehe am Ende der Entscheidungen ein Kompromiss.

In einem Punkt nicht grün

In einem Punkt ist die Grüne übrigens überhaupt nicht grün: in der Baulandpolitik. Sie hätte in ihrer Amtszeit gerne ein weiteres Baugebiet ausgewiesen. Denn: „Zumindest eine meine Töchter hätte gerne in Geislingen gebaut, muss aber mangels Grundstück wegziehen.“

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