Balingen

Abfall im Zollernalbkreis: Wilde Müllentsorgung nimmt zu und oft landet Falsches in der Biotonne

17.04.2024

Von Sabine Stotz

Abfall im Zollernalbkreis: Wilde Müllentsorgung nimmt zu und oft landet Falsches in der Biotonne

© Daniel Seeburger

Nur eines von – leider – vielen Beispielen: Immer wieder wird Müll, teils in großen Mengen, im Zollernalbkreis in der Natur „entsorgt“ wie diese Eternitplatten am Albaufstieg bei Weilen unter den Rinnen.

Immer noch landet zu viel falscher Müll in der Biotonne oder Abfall wird einfach in der Natur entsorgt: Das ist das Ergebnis der Abfallbilanz 2023 des Landkreises. Friedrich Scholte-Reh, Leiter des Amtes für Umwelt und Abfallwirtschaft im Landratsamt, appelliert deshalb, dass jeder Einzelne zur Mithilfe gefragt sei, damit der Müll künftig richtig entsorgt wird.

Den Kreisräten des Ausschusses für Umwelt und Technik wurde dieser Tage die Abfallbilanz 2023 präsentiert. Erfreulicherweise ging die Menge der im Kreis entstandenen Abfälle im vergangenen Jahr zum dritten Mal in Folge zurück – auf nunmehr 18.825 Tonnen.

+++ Jetzt kostenlos abonnieren: der ZAK-Whatsapp-Kanal +++

Der Leiter des Amtes für Umwelt und Abfallwirtschaft, Friedrich Scholte-Reh, stellte sich nach seinem Bericht den Fragen der Ausschussmitglieder. Zunehmend werde wichtig, wie mit den Stoffen, die im Abfall landen umgegangen werden solle, erklärte er. Der Grund: Alle in Baden-Württemberg anfallenden Abfälle müssen auch hier verbleiben.

Zwei neue Deponien

In naher Zukunft werde es daher zwei neue Deponien geben, wovon eine mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Anfang August in Betrieb genommen werden könne, so Scholte-Reh. Darüber hinaus könne er berichten, dass die „AbfallApp“ des Landkreises von der Bevölkerung sehr gut angenommen werde. Inzwischen melden seinen Ausführungen zufolge 58 Prozent der Haushalte ihren Sperrmüll zur Abholung mit Hilfe dieses Tools an.

Tierkadaver und Plastik gehören nicht in den Biomüll

Das Thema Biomüll beschäftigt das Abfallwirtschaftsamt jedoch zum Leidwesen der Mitarbeiter noch immer häufig. Bei jeder Leerung finden sich noch immer sehr viele Stoffe, die dort nicht hingehören. Beispielsweise Tierkadaver, Hausmüll oder sogar Kunststoffe und insbesondere (Mikro-)Plastik.

„Für meine Mitarbeiter ist es nicht zumutbar, dass sie in jede Tonne hineinschauen“, sagte Scholte-Reh. Zum einen stinke der Abfall manchmal gewaltig, es seien jedoch auch Gründe des Arbeitsschutzes. Daher mache man das technisch mit Hilfe einer Siebanlage. Er appellierte: „Wir wollen, dass der Biomüll in Ordnung ist, damit er zum Beispiel als Dünger verwendbar bleibt.“ Jeder einzelne Bürger im Zollernalbkreis sei dabei gefragt.

Wilde Müllablagerung nimmt zu

Immer wieder wird auch Müll illegal im Wald abgelegt (wir haben jüngst über zwei Vorfälle am Albaufstieg bei Weilen und im Lochenwald berichet). Das ist für Scholte-Reh völlig unverständlich, denn im Zollernalbkreis gebe es ein niederschwelliges System für das Entsorgen von beispielsweise Bauschutt. Dennoch musste das Gremium traurigerweise zur Kenntnis nehmen, dass die wilde Müllablagerung zunehme.

Oberstes Ziel: Abfallvermeidung

Scholte-Reh betonte jedoch gleichzeitig, dass das oberste Ziel die Abfallvermeidung bleibe. Derzeit entwickelt das Amt für Umwelt und Abfallwirtschaft des Zollernalbkreises deshalb, gemeinsam mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, das Projekt „Smart Food BW“. Die App soll vermeiden, dass Essen im Müll landet, obwohl es noch gegessen werden kann. Eine ähnliche Möglichkeit gibt es bereits im gewerblichen Bereich.

Nun sollen auch Privathaushalte einbezogen werden. Zum Testen dieser App werden ab Juni Haushalte gesucht, die sich bereit erklären, eine ganze Zeit lang ihren Umgang mit Lebensmitteln zu dokumentieren. Denn: In Zukunft soll noch weniger Essbares auf dem Müll landen.

Diesen Artikel teilen: