Albstadt

Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt als kulturelle Brücke zwischen Korea und Deutschland

26.06.2024

Von Barbara Szymanski

Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt als kulturelle Brücke zwischen Korea und Deutschland

© Barbara Szymanski

Hingucker: Das Kunstmuseum Albstadt zeigt derzeit Arbeiten des koreanischen Künstlers Byeonghyeon Jeong.

Werke von Byeonghyeon Jeong aus Korea werden derzeit im Kunstmuseum Albstadt gezeigt. Der Künstler war bei der Vernissage vor Ort und ist auch noch einige Wochen in Albstadt. Was die Ausstellung zu einer besonderen macht.

Tätowieren und Kunst – geht das zusammen? Wer im Kunstmuseum Albstadt vor den Arbeiten des koreanischen Künstlers Byeonghyeon Jeong steht, kann es kaum glauben. Die Oberfläche der meist geometrischen Kompositionen mit energiegeladenen oder verschatteten Farben wirken nämlich zweidimensional, reliefartig, irisierend von der Seite und flauschig irgendwie.

Wie entstehen die Wirkungen?

Man möchte die Bilder deshalb berühren und so ihre Technik erforschen. Tut es aber nicht. Auch nicht die flächigen, die keine Strukturen zeigen.

Wie also entstehen diese Wirkungen, diese Haptik? In YouTube ist übrigens zu sehen, wie diese auf der Welt einmaligen Grafiken geschaffen werden: mit äußerster Präzision Stich für Stich – tausende – mit wässern, Farbschichten, Pigmenten, Pinselhieben auf handgeschöpftes Hanji-Papier, das stabil und sehr langlebig ist und selbst beim Tätowieren nicht in Stücke reißt oder löchrig wird.

Nachdem der Künstler jedoch gut vier Wochen in Albstadt leben wird, lässt sich seine Arbeit an den Kompositionen in einem Atelier im 2. Stock des Kunstmuseums während der Öffnungszeiten live erleben: Stich für Stich, Tupfer für Tupfer, Klecks für Klecks mit der Tattoo-Maschine, Pinsel, Farben, Wasser.

Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt als kulturelle Brücke zwischen Korea und Deutschland

© Barbara Szymanski

Die Werke des koreanischen Künstlers Byeonghyeon Jeong (Mitte) sind im Kunstmuseum zu sehen.

Museumsleiter Dr. Kai Hohenfeld zeigte bei der gut besuchten Vernissage ein Dauerlächeln. Und es lässt sich vermuten, dass er sich über den Coup freut, diesen außergewöhnlichen Künstler für eine Ausstellung (bis 20. Oktober) nach Ebingen gelockt zu haben. Bei der Kunstmesse Art Basel wurde Hohenfeld der koreanische Künstler empfohlen. Durch Kooperationspartner und Gästen aus Korea wie Joonghee Kim, Direktorin der in Korea berühmten Gallery Palzo, Dr. Sukmo Kim, Direktor des Sorol Art Mueseums und Yeni Bang sowie einheimischen Mäzenen und Sponsoren gelang letztlich dieser Coup.

Experimentelle Musik

Dazu zählt auch die experimentelle Musik von Thilo Ruck an der E-Gitarre, die aufgrund ihrer berührenden Tiefen und schwebenden, meditativen Tonfolgen fast ein wenig fernöstlich klang. Der Musiker baute spannungsaufbauende Pausen ein, es kam zu kurzem Getöse und harten Breaks, bevor die zarte Melodieführung die Zuhörer verführte.

Museumschef Dr. Hohenfeld bedankte sich bei Thilo Ruck sowie beim Museums-Team für dessen Engagement und er wies darauf hin, dass ein zweisprachiger Katalog über diese außergewöhnliche Ausstellung entstanden ist. Dieser wird am Donnerstag, 18. Juli, präsentiert.

Wunden und Heilung

Darin ist ein Künstlergespräch veröffentlicht. Ein Zitat von Byeonghyeon Jeong daraus: „Ich umarme die Wunden durch Heilung, um ein befreites Leben zu führen.“ Die meisten seiner Arbeiten basierten auf Erfahrungen von Gewalt durch den Vater und Umarmungen durch die gütige Mutter, erzählte Dr. Kai Hohenfeld, der zudem genau schilderte, welche besondere Technik der Künstler verwendet.

„Einmalig ist diese auf der Welt und sie bereichert unsere grafische Sammlung von 25.000 Arbeiten.“ Trotz dieser Einmaligkeit gebe es konzeptionelle Verbindungen zu den Werken der Düsseldorfer Künstler-Gruppe Zero (1958/66) um Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker mit seinen Nagelbildern. Dem Künstler sei es gelungen, was nur Wenigen gelänge: eine Position zu entwickeln, die einzigartig und progressiv sei.

„Das wir in Albstadt die erste Schau von Byeonghyeon Jeong in Europa zeigen können, ist mir eine persönliche Ehre“, sagte Dr. Kai Hohenfeld. Der Künstler habe so eine kulturelle Brücke zwischen Korea und Deutschland gebaut.

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